Sébastien Berthe klettert Orbayu (8c/500m)

Es ist noch nicht mal eine Woche her, dass wir über Sébastien Berthes und Siebe Vanhees erfolgreichen Ein-Tages-Ascent von Rayu (8b+/8c) berichtet haben. Jetzt haben beide Belgier separat für News gesorgt: wieder in Mehrseillängentouren des Picos de Europa National Parks.

Nachdem Séb und Siebe Rayu eher im Bereich 8b+ angesiedelt haben, musste anscheinend gleich die nächste 8c-Herausforderung her. Auch wenn es schon am ersten Tag für den Durchstieg reichte, hat es die 500 Meter lange Tour Orbayu (8c) Séb nicht leicht gemacht. Siebe war währenddessen übrigens auch nicht untätig und in El Pilar del Cantábrico (8a+/500m) unterwegs – denn Orbayu konnte er schon 2020 von seiner Projektliste abhaken.

So happy to reach that goal of freeclimbing this mythical route from Hermanos Pou on my first day on it! And what a day: 21 hours of climbing in good company, wet clouds, blood and tears!

Séb auf Instagram

Das Blut und die Tränen sind vermutlich dem Marathon und enormen Kraftakt geschuldet, den Orbayu von Séb forderte: Insgesamt waren der Belgier und seine Begleiter*innen Soline Kentzel, Ugo Monier und Erwan Rucay 21 Stunden lang in der Wand. Die 2009 von den Pou-Brüdern erstbegangene Tour erfordert auch bei guten Bedingungen ein ziemliches Tempo, wenn der Ascent an einem Tag gelingen soll. Der Anfang sah erstmal vielversprechend aus: Séb flashte die ersten vier Pitches und kam schon um 10 Uhr morgens an der 8c-Crux der Route an.

Als die Gruppe dort von Regenschauern überrascht wurde, wirkte es kurzzeitig fast so, als würde das Vorhaben scheitern: Ein Versuch nach dem anderen endete mit Séb im Seil, während die Pockets dieser Sequenz immer nasser wurden. Im vierten Anlauf dann – mit kaputter Haut und viel Zuspruch von seinen Kletterkolleg*innen – klappte es dann doch noch und Séb stand nach der finalen 8a-Seillänge um 23 Uhr gemeinsam mit Soline auf dem Gipfel des Urriellu.

Orbayu wurde von den Pous ursprünglich als 8c+/9a vorgeschlagen, aber Wiederholer wie Nico Favresse oder Adam Pustelnik trugen in den Folgejahren aber zur heutigen Einigung auf 8c bei. Séb Berthe selbst ist der Meinung, dass die schwierigen Bedingungen bei seiner Begehung seine objektive Bewertung der schwersten Seillänge und Crux erschweren:

Frühere Wiederholer haben der Crux einen ungefähren Schwierigkeitsgrad von 8c vergeben. Wenn ich diese Route mit Sportrouten in den Picos vergleiche, erscheint mir der Grad ähnlich. Es würde mich trotzdem nicht überraschen, wenn sie 8b+ wäre. Möglicherweise ist sie schwieriger als die Crux-Seillänge von Rayu.

Séb über die Schwierigkeit der Crux von Orbayu

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=2wmAliJeMHI

  • Credits Text Julia Gürster f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Erwan, Frank Kretschmann
  • Beitragsdatum 4. September 2023