Mona Kellner und Martina Demmel klettern 8c’s in Franken, Laura Rogora 9a und Alex Megos sieben Elfer in fünf Tagen
Alex Megos im Sendingtrain durch die Heimat
Im Frankenjura ist es zwar schön allerdings braucht es eben ab und zu auch einmal etwas Abwechslung, besonders wenn man Alex Megos heißt und daheim schon fast alle schweren Touren abgeholt hat. Ja klar, kann man sich dann auch noch mit den Bouldern der Fränkischen beschäftigen, aber im tiefsten Herzen ist Alex dann doch mehr Seil-Kletterer. Nachdem National-Kader-Trainer Maxi Klaus immer wieder von dessen Heim-Gebieten vorgeschwärmt hatte, war für Alex klar, da muss man mal hin. Und wenn man dabei dann noch einen allgäuer Käse mitnehmen kann, ist die Ticklist ja fast schon Nebensache. Wobei, wenn man mal ehrlich ist, stellt die Tick-List den guten Käse doch eher in den Schatten.
So konnte Alex innerhalb von fünf Tagen insgesamt sieben Routen von 8c bis 9a wiederholen. Eines der Highlights des Trips dürfte sicher die Begehung von Iron Dome (9a) am letzten Tag gewesen sein. Zuerst war sich Alex ja nicht einmal sicher, ob er etwas Schweres probieren wollte (Heuschnupften lässt grüßen). Doch da die Bedingungen dann doch zu gut waren, als dass man diese hätte ignorieren können, gab Mr. Megos eben doch einen Flash-Go in Iron Dome – leider jedoch ohne Erfolg. Als dann noch im fünften Versuch ein Griff etwas schlechter wurde, weil Alex einen Teil des Griffes leider ausbrach, war nicht so ganz sicher ob das noch was wird. Doch ganz klassisch in last-go-best-go-Manier holte sich Alex dann eben doch noch das Top und beendete damit seinen durchaus erfolgreichen Kurztrip. Wie der Bub bei dem ganzen Gedresche noch Zeit finden konnte um an einem der Nachmittage auch noch seinen ersten Gleitschirmflug zu machen ist uns zwar ein Rätsel, aber irgendwie muss ja neben dem reinen harten Arbeitstag auch noch das Urlaubs-Feeling herkommen.
Megos Allgäu Ticklist
- X-Hale [9a]
- Iron Dome [9a]
- Kreuzigung [8c+/9a]
- Walk of Life [8c/+]
- Bionic Commando [8c/+]
- Progression [8c] (1st try) .
- Out Right [8c]
- Weise bringens nicht [8b]
- Zoe [8b] (onsight)
- Pro Touch [8a+/b]
Mona Kellner klettert Odd fellows (8c)
Das sind so Momente in denen man, ja, man kann schon fast sagen, „stolz“ auf die Leistung anderer ist, sich aber auch gleichzeitig fragt:
„was hat er/ sie richtig und was ich selbst falsch gemacht?“
Gut, die Antwort auf Letzteres ist recht einfach. Sprich, da hat einer und in diesem Fall eine, den harten Weg des Trainings gewählt (nun gut, es gibt Bereiche, da sind wir bestimmt auch in diesen Sphären unterwegs #winedrinking) und ich, ja, tippe nur über ihre Begehung… Mona Kellner kennen wir schon eine gefühlte Ewigkeit. Die Ewigkeit ist schon so lange her, da hat man sogar noch selbst daran geglaubt irgendwann einmal 8b punkten zu können. Die Realität sieht jetzt aber ganz anders aus. Denn Mona punktet ihre erste 8c und wir feiern sie dafür.
Nach längerer Abstinenz von nationalen und internationalen Wettkämpfen wollte Mona dieses Jahr noch einmal angreifen und erkletterte sich bei einem internen Kader-Nominierungswettkampf sogar zwei Startplätze für die IFS Boulder Weltcups in Meirigen und München.
Was dann kam wissen wir alle. Mit ihrer Wiederholung von Land of Confusion (8b+) war klar, dass der Fokus Plastikklettern für dieses Jahr, etwas nach hinten rücken wird.
2020 is not the year for a competition comeback. Back to the usual business in the Frankenjura.
meinte Mona auf ihrem Instagram Account
Die 2007 von Markus Bock eröffnete Route Odd Fellows (8c) an der Pornowand, fordert die Wiederholer/innen zu beginn an mit kräftigen Zügen an Löchern und Leisten, auf die ein mäßig guter Schüttelpunkt folgt. Im oberen Teil neigt sich die Wand zurück, trotzdem ist an den recht kleinen Seitgriffen und Leisten volle Körperspannung gefragt. Irgendwie muss ja auch der Grad 8c am Ende zustande kommen. Dass es bei Monas finalem Go leicht geregnet hatte, spielte Gotte sei Dank keine große Rolle, denn sie konnte den Umlenker ihrer ersten 8c klippen.
Oriane Bertone begeht Satan I Helvete low start (8C)
Oriane Bertone war Anfang des Jahres in Paris und zwar nicht um in Bleau zu bouldern, sondern für die französischen Meisterschaften. Diese wurden leider wegen Corona verschoben und so ging es für Oriane erstmal ab in Quarantäne. Zum Glück hatte sie die Möglichkeit an einer eigenen Wand zu trainieren und somit die Fitness aufrecht zu halten. Das der Shape auch nach dem Lockdown ausgezeichnet zu sein scheint, stellte sie dann gleich mal mit etlichen Bouldern im Grad 8A aufwärts und ihren ersten 8C Boulder unter Beweis. Dieser hört auf den Namen Satan I Helvete low start (8C) und wurde zuerst als Sitz-Start von Sebastian Frigault erstbegangen bevor ein Startgriff ausbrach. Jahre später Kletterte dann Alban Levier der Höheren Start und bewertete ihn mit 8C. Doch dieser Bewertungsvorschlag hielt nicht lange stand und so pendelte sich der Steh-Start bei 8B+ ein. Nun konnte Oriane an diesen Steh-Start eben noch einen tieferen Start anhängen und holte sich damit die erste Begehung des Low-Starts nach dem Griffausbruch. Für alle Zweifler wollen wir hier noch erwähnen, dass Jeremy Bonder vor Kurzem den Steh-Start klettern konnte, ihn für 8B+ hält und auch gleich meinte, das er für Orianes 8C-Start wohl noch einmal zurück kommen müsse. Somit scheint der Bewertungsvorschlag der 15 jährigen Französin auch valide zu sein.
Martina Demmel klettert 8c’s am Fließband
Aufgewachsen in einem kleinen Dorf südlich von München war Martina seit sie laufen konnte immer viel in den Bergen unterwegs. Das Skifahren hatte ihr besonders viel Spaß gemacht, weshalb sie dies auch bis zum 15. Lebensjahr auf Leistungssport-Niveau betrieben hatte.
Erst mit 16 kam sie Dank einer Freundin zum Klettern, worüber sie und nun auch die Kletterszene mehr als froh sind.
Denn Martina konnte in ihrer noch sehr kurzen, genauer gesagt, zwei jährigen Kletterkarriere schon ein paar 8b Umlenker von Nassereith über Siurana bis hin zum schönen Ötztal (und da sogar mit Plus) klippen. Soviel ist schon einmal sicher, der Grundstrom und die klettertechnische Performance am Fels sind nicht ganz ohne.
Da die aktuellen Bedingungen keine großen Ausflüge Richtung Süden zulassen, war Franken das bevorzugte Ziel der Kletterbegierde. Soviel vorweg: Bist du deppad, da lässt es gerade jemand krachen! Und zwar so sehr, dass wir gar nicht wissen wo wir anfangen sollen. Ohne Witz!
- 8. Mai: Odd fellows (8c)
- 11. Mai: Roof Warrior (8c) im 2. Go. Und weil noch etwas Fingerstrom übrig war, auch noch Cross the universe (8b+)
- 13. Mai: King of the Bongo (8c)
- 15. Mai: Jetzt kommt der Abschuss: Cringer (8b+) zum aufwärmen, dann Battle Cat (8c) und zum aus klettern Cat trap (8a+)
Wir sind nicht oft sprachlos, jetzt aber schon! Martina, wir ziehen unseren Hut vor dieser Leistung und wir freuen uns auf weitere Shortnews mit dir.
Pure dreaming (9a) ist für Laura Rogora kein Traum mehr
Was viele Kletterer und Kletterinnen am Anfang lernen müssen ist, dass beim Klettern die wichtigsten Tage die Ruhetage sind. Zu unseren Anfangsjahren* war es sogar üblich, das man sich, wenn der Nebel in die Klettergebiete einzog und die Feuchtigkeit die Griffe vollständig eingenommen hatte, ein paar Wochen pausiert und dem Körper etwas Erholung gönnt. Und wenn wir uns die letzten zwei Wochen die Shortnews anschauen, kam kaum ein Athlet mit weniger Fingerstom aus dem Lockdown, eher im Gegenteil.
Die 19-jährige Laura Rogora gehört auch zu denen, die sich nicht groß beschweren dürfen. Denn nachdem Italien die 9-wöchige Ausgangssperre aufhob, gab es kein Halten mehr. Die beiden Routen Riflessi (8c) und Terra Piatta (8c) am Monte Colt wurden am selben Tag und jeweils im zweiten Go geklettert. Zehn Tage und ein paar Hallen-Sessions später stand Laura in Masson am Einstieg der von Adam Ondra erstbegangen Route Pure Dreaming (9a). Im neunten Go beschloss Laura, dass es Zeit ist den Traum wahr werden zu lassen, setzte sich gegen die Erdanziehung durch und klippte ihren fünften 9a Umlenker.
*) Damals gab es gerade eine Handvoll Kletterhallen in Deutschland
Klatsch & Tratsch aus der Szene
Alex Megos über Klettern bei Olympia
Alex Megos war der erste deutsche Kletterer, der sich für die Olympischen Spiele qualifiziert hatte. Eigentlich würde er jetzt mitten in der “heißen Phase” der Olympia-Vorbereitungen stecken.
Noch bevor bekannt wurde, dass die Spiele verschoben werden, traf Juliane von „Bin weg Bouldern“ sich mit Alex Megos zu einem Interview in Nürnberg. Das Interview sollte Teil einer großen Podcastfolge zum Thema Olympia sein. Leider wird diese Serie nun auch verschoben. Das Interview mit Alex möchte wir euch trotzdem nicht vorenthalten! Denn was er zu Olympia und zu seinem Training für die Spiele zu sagen hat, bleibt ja weiterhin interessant!
Auch Baden-Württemberg und Bayern öffnen wieder ihre Plastiktempel
Für all diejenigen, die der frischen Luft überdrüssig geworden sind und endlich wieder ungefilterten, an Plastik hart erarbeiteten Schweiß riechen wollen, haben wir eine gute Nachricht. Die Boulder- & Kletterhallen dürfen nun auch in Baden-Württemberg ab den 2.6. und in Bayern ab dem 8.6 ihr Tore öffne. Da Corona noch nicht vorbei ist, gelten selbstverständlich auch hier ein paar neue Regeln.
- Abstand halten
Der Zugang zu den Anlagen wird beschränkt, alle Sportlerinnen und Sportler werden erfasst. Beim Seilklettern darf nur jede zweite Sicherungslinie genutzt werden, gleichzeitig sind nur so viele Menschen vor Ort erlaubt, wie es Sicherungslinien gibt. Im Boulderbereich darf sich nur eine Person pro zehn Quadratmeter aufhalten. Es gilt das für alle Sportarten übliche Abstandsgebot von zwei Metern. Klettersportspezifische Abläufe, wie der Partnercheck müssen entsprechend mit Abstand erfolgen oder wie beim Spotten ganz entfallen. Die Abstandsregeln gelten selbstverständlich auch für alle anderen Abläufe in Kletteranlagen, sei es beim Check-in, beim Check-out oder beim Aufenthalt an den Kletter- und Boulderwänden. Von den Abstandsregeln ausgenommen sind wie überall sonst auch die Mitglieder einer häuslichen Gemeinschaft.
- Hygieneregeln beachten
Zunächst gelten die allgemein bekannten Hygienemaßnahmen – also zum Beispiel häufiges Händewaschen, Verzicht auf Händeschütteln, Husten in die Armbeuge oder zuhause bleiben bei Krankheitssymptomen. Darüber hinaus greifen sportartspezifische Regeln. Also etwa: Nur das eigene Equipment nutzen, Magnesia und darüber hinaus Liquid Chalk verwenden. Beides wirkt virenabtötend, eine zusätzlich Handdesinfektion ist dadurch gewährleistet.
Neue Klettertouren für die Reiteralm
Fritz Amann und Josef Brüder erschließen an der Reiteralm neue Klettertouren – seit über zwanzig Jahren! Ihre Routen stehen für gut gesicherten Klettergenuss in bestem Fels. Malte Roeper hat sie bei einer Erstbegehung begleitet – in einem senkrechten Fleckchen Erde, in dem vor ihnen noch nie ein Mensch war.