Janja Garnbret holt sich ihr zweites Olympia-Gold
„The GOAT – Janja“ stand auf einem Schild, das eine Zuschauerin beim Combined-Finale der Damen nach oben hielt. Janja Garnbret war als große Favoritin an den Start gegangen – und sie erfüllte ihre Rolle erneut. Wenn auch nicht mit der von ihr gewohnten Dominanz. Aber sie hat es in einem fesselnden Leadfinale geschafft – und ihre zweite olympische Goldmedaille gewonnen. Brooke Raboutou hatte im Finale einen fulminanten Auftritt, sie lieferte in beiden Runden ab, und holte sich Silber. Bronze gewann Jessica Pilz dank einem beeindruckenden Go im Lead.
Bouldern
Eine Vorentscheidung fiel in dieser Runde noch nicht, auch die „Queen“ blieb nicht fehlerlos. Auch Janja Garnbret struggelte im vierten Boulder, einem physischen, koordinativ sehr anspruchsvollem Problem. Zu Beginn lief es für die Slowenin noch nach Plan, den ersten, sehr kräftigen Boulder flashte sie. Das gelang neben ihr auch der jungen Französin Oriane Bertone und Oceania MacKenzie (Australien). Brooke Raboutou (USA), Erin McNeice (Großbritannien) und Jessica Pilz (Österreich) holten sich ebenfalls das Top, brauchten dafür aber mehr Versuche. Auch Boulder Nummer 2 – eine Platte – sah sechs Tops – und ein Flash. Es war aber nicht Janja, sondern die Britin Erin, die ihn flashte. Der überhängende Powerboulder Nummer 3 selektierte dann kräftig: Nur drei Finalistinnen konnten sich hier ein Top holen. Als erster hielt Ai Mori den Topgriff in der Hand, die nur 1,54 Meter große Japanerin fand eine eigene Beta: Mit Knieeinsatz konnte sie das anspruchsvolle Problem lösen. Janja machte den Boulder im Flash, Brooke brauchte dafür zwei Versuche. Boulder Nummer 4 – ein Brett – sah dann kein einziges Top. Brooke holte sich in der letzten Minute noch die Zone 2, erst beim dynamischen Zug zum Topgriff stürzte sie. Auch Janja hatte schon am Start Probleme. Sie löste den Einstieg dann auf ihre Art und holte im Gegensatz zu ihren Konkurrentinnen nur mit einer Hand im Griff den notwendigen Schwung für den Sprung. Am zweiten Zonengriff nutzte sie die ihr verbliebene Kletterzeit, um noch einmal zu schütteln, und sich eine Lösung für die letzten Züge zu überlegen. Es sah dann auch sehr gut aus – aber auch Janja konnte den Topgriff, den sie schon berührte, nicht halten.
Mit hauchknappem Vorsprung übernahm sie nach Bouldern die Führung, sie holte sich 84,4 Punkte. Brooke lag auf Platz 2 mit 84,0 Punkten und Oceania auf Platz 3 mit 59,7 Punkten. Aber auch Oriane und Erin mit jeweils 59,5 Punkten und Jessica mit 59,3 Punkten waren noch im Rennen um die Medaillen. Ai hatte zwar nur ein Top (39,0 Punkte), aber sie als ausgezeichnete Leadkletterin hatte die Chance, sich noch beim Lead viele Punkte zu holen.
Lead
Die futuristisch anmutende Finalroute forderten den Kletterinnen viel ab. Ein Top sah sie nicht. Nur Ai, die Weltmeisterin im Lead, kam dem Topgriff sehr nahe, erst beim Sprung zu diesem stürzte sie – und holte sich mit diesem furiosen Go 96,1 Punkte. Nach der Boulderrunde lag sie noch auf Platz 7, nach Lead dann lange Zeit in Medaillen-Nähe. Brooke wollte es einfach wissen, sie kletterte schnell und entschlossen weit nach oben und holte sich 72,0 Punkte. Als sie realisierte, dass sie damit eine Medaille sicher hatte, wurde sie von Emotionen übermannt, sie brach in Tränen aus. Jessica startete als vorletzte Finalistin, sie hatte beim Bouldern vergleichsweise wenige Punkte erzielt und wusste, dass bei ihr alles vom Lead abhängig war. Sie kämpfte unglaublich, fast sah es aus, als würde auch sie bis zum Topgriff klettern können. Das glückte ihr zwar nicht, aber mit ihren 88,1 Punkten im Lead verbesserte sich ihr Punktekonto deutlich. Jessica wusste, dass sie zumindest Bronze gewonnen hatte – auch der Österreicherin kamen die Tränen.
Der Druck auf Janja musste in diesem Moment unglaublich groß gewesen sein, sie wusste, dass sie keinen komfortablen Vorsprung hatte – und dass sie für Gold weit nach oben klettern musste. Janja startete mit hoher Geschwindigkeit, sie schraubte sich die Tour nach oben, wirkte aber nicht ganz so locker und souverän wie von ihr gewohnt. Als sie den Griff, der Platz 1 für sie bedeutete, überkletterte, feierten die Zuschauer sie frenetisch. Janja kletterte weiter, sie wirkte nicht wirklich gepumpt – platzte dann aber doch aus der Wand. Ihre 84,1 Punkte vom Lead reichten ihr dann locker für den Gesamtsieg, sie hatte zu Brooke, der Zweitplatzierten, 12,5 Punkte Vorsprung. Die Anspannung wich, die Erleichterung muss riesig gewesen sein – große Emotionen, Jubel und Tränen auch bei der Queen.
Ergebnis des Combined Finale der Damen[ Olympia Paris 2024]
1 GARNBRET Janja – SLO
2 RABOUTOU Brooke – USA
3 PILZ Jessica – AUT
4 MORI Ai – JPN
5 McNEICE Erin – GBR
6 SEO Chaehyun – KOR
7 MACKENZIE Oceania – AUS
8 BERTONE Oriane – FRA