Janja Garnbret holt sich ihr drittes EM-Gold

Es war die Premiere: Das neue Combined-Format aus Bouldern und Lead, das auch bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 zu sehen sein wird, ging erstmals bei der EM in München über die Wettkampfbühne. Am Tag 4 der Medaillenentscheidung kämpften die besten acht Frauen aus der Vorrunde um das erste Gold in der neuen Kombination. Janja Garnbret ging als große Favoritin an den Start – und sie erfüllte ihre Rolle erneut. Sie war die Beste in der Boulderrunde und die Beste im Lead: Die Slowenin gewann mit deutlichem Vorsprung Gold, ihr gelang damit das Tripple bei dieser EM. Auch Hannah Meul (Deutschland) hatte sich nach Silber im Bouldern Hoffnung auf eine zweite Medaille gemacht. Nach dem Bouldern beim Combined lag sie auch noch auf Rang zwei, fiel im Lead aber auf Platz vier zurück. Mia Krampl (Slowenien) holte sich Silber, Jessica Pilz (Österreich) Bronze. Jessica Pilz übte nach dem Wettkampf Kritik am Routenbau der Leadtour, diese sei zu einfach gewesen, sagte die Österreicherin.

Bouldern

Den ersten Boulder holten sich noch alle der acht Finalistinnen, er schien keine wirklich große Herausforderung zu sein. Beim zweiten gelang Hannah der Flash, auch Janja flashte ihn spielerisch. Der dritte dann – zu Beginn Fingerloch-Griffe, später dann Sloper – war ein Brett. Nur Janja konnte den Topgriff in der Hand halten, sie ging damit in Führung. Den vierten und letzten Boulder, bei dem nach einem wackligen Einstieg ein weiter Zug zu einem Slopergriff zu meistern war, gelang Hannah im zweiten Go, auch Janja holte sich ihn im zweiten Versuch. Janja konnte als einzige Finalistin alle Boulder toppen und ging in Führung. Der Stand nach dieser Runde:

Janja auf Platz 1 (99,9 Punkte), Hannah gemeinsam mit Mia Krampl auf Platz 2 (80,9 Punkte), Jessica Pilz und Ievgeniia Kazbekova (Ukraine) wegen gleicher Punktezahl (80,6 Punkte) gemeinsam auf Platz 4. 

Lead

Riesige Volumen, Sloper und kleine Griffe in der Schlusspassage prägten die Leadtour. Mia kletterte als erste Finalistin in dieser Tour bis zum Topgriff, auch Jessica gelang das nach ihr als zweiter Athletin. Hannah stieg ein, sie kletterte zunächst zügig, hatte dann aber beim Clippen einer Exe Probleme. Weiter oben überkletterte sie eine Exe, ihr ging die Kraft aus – und sie entschied sich fürs dynamische Hochziehen, um mehr Punkte zu sammeln, und stürzte: 85 Punkte für Hannah, was letztendlich in dieser Runde Platz 5 bedeutete. Aber noch war Janja nicht geklettert, Hannah hätte noch Bronze gewinnen können. Janja aber ließ nichts anbrennen, sie kletterte die Tour souverän und flüssig nach oben.

Gold für Janja (199,9 Punkte), Silber für Mia (180,9 Punkte) und Bronze für Jessica (180,6 Punkte). „It´s an incredible feeling… the day was mental tough“, sagte Janja kurz nach dem Wettkampf. „I love Munic, the crowd was phenomenal.“  Hannah blieb der undankbare vierte Platz: Sie sei enttäuscht, sagte sie. „Ich habe mir das schon anders vorgestellt.“

Von der Bronzemedaillengewinnerin Jessica Pilz dagegen kam nach dem Wettkampf Kritik: „Eine Medaille ist immer schön. Das Ziel war mit der Silbernen im Lead erreicht, diese Bronzemedaille ist die Draufgabe“, sagte Jessica, die sich dennoch nicht ganz freuen konnte. Denn fast habe der Routenbau ihren Medaillen-Traum zerstört.

In einer Pressemitteilung des Kletterverbands Österreich heißt es dazu:

Nach dem Bouldern hatte Janja bereits 19 Punkte Vorsprung auf den Rest des Feldes. Die Plätze zwei bis fünf trennten also nur 0,3 Punkte. Da Krampl dann im Lead-Wettkampf das Top und somit das Punktemaximum von 100 Punkten erreichen konnte, war Gold für Jessica nicht mehr möglich. Silber wäre nur mit einem nicht zu erwartenden Fehler von Garnbret möglich gewesen. Jessica stand unter Druck, erreichte aber das Top und sicherte sich 100 Lead-Punkte. Selbst das Maximum aber hätte fast nicht zum Edelmetall gereicht. Denn Hannah hätte sie mit 100 Lead-Punkten noch vom Podium stoßen können. Da Hannah das nicht schaffte, stand Jessica als Medaillengewinnerin fest. Es wurde Bronze, da Janja – wie erwartet – ganz nach oben kletterte.

„Gleich nach dem Top wusste ich, dass diese Route zu leicht ist. Deswegen war es mehr Ärger über den Routenbau als das Top. So ist es fast unmöglich, im Lead etwas aufzuholen“, erklärt Jessica. „Es war der erste Live-Test dieses Formats. Die Verantwortlichen werden sicher ihre Lehren ziehen und es optimieren. Es muss einfach öfter getestet werden.“ 

Mit insgesamt 180,6 Punkten fehlten der Österreicherin am Ende nur 0,3 Punkte auf Mia und die Silbermedaille. 

Wenn es blöd hergeht, hole ich trotz guter Boulder-Runde und Maximum im Lead Rang vier, dann hätte ich mich schon sehr geärgert. So habe ich die Medaille und kann damit leben,

sagt Jessica.      

Ergebnisse der Combined Europameisterschaft in München 2022

Bouldern

  1. Janja Garnbret
  2. Hannah Meul
  3. Mia Krampl
  4. Jessica Pilz
  5. Cloé Caulier
  6. Ievgeniia Kazbekova
  7. Eliska Adamovska
  8. Camilla Moroni

Lead

  1. Janja Garnbret
  2. Jessica Pilz
  3. Mia Krampl
  4. Eliska Adamovska
  5. Hannah Meul
  6. Camilla Moroni
  7. Ievgeniia Kazbekova
  8. Cloé Caulier

Gesamt

  1. Janja Garnbret
  2. Mia Krampl
  3. Jessica Pilz
  4. Hannah Meul
  5. Eliska Adamovska
  6. Ievgeniia Kazbekova
  7. Camilla Moroni
  8. Cloé Caulier
https://youtu.be/j3-8Pcqn1c4
  • Credits Text Gudrun Regelein f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Matthias Balk/ Munich 2022, Philipp Guelland/ Munich 2022
  • Beitragsdatum 18. August 2022