Fels und Kunst – Paolo Vangi befreit Il Maestro (8B)

Wie könnte man als Kletterer einem Menschen besser ein Denkmal setzen als mit einer schönen Linie? Genau das hat Paolo Vangi, Kletterer und Routenbauer aus Florenz, getan. 

Den Boulder am Monte Amiata hatte er wenige Tage vor dem Tod seines Großvaters Ende März erstmals versucht. Als er dann einige Wochen später den Durchstieg in der Tasche hatte, war die Linie für ihn im Geiste längst untrennbar mit dem Großvater verbunden. 

Er war einfach die pure Inspiration. Trotz seines Talents und seiner Berühmtheit war er immer ein Vorbild der Bescheidenheit!

Paolo via Instagram

Auf ganz unterschiedliche Weise teilen Paolo und sein Großvater die Leidenschaft, Linien aus Blöcken zu befreien.
Giuliano Vangi war Zeit seines Lebens figurativer Bildhauer und in der Öffentlichkeit schlicht „der Meister“ genannt worden. Nun trägt die Erstbegehung seines Enkels Paolo diesen Namen: IL MAESTRO (8B)

Was für eine verdammt schöne Linie! Ein Zwei-Züge-Wunder, dynamisch und schmerzhaft an einem großen steilen Überhang, einfach perfekt für meinen Geschmack! Ein gnadenloser Sprung von einem schlechten Slot zu einer weit entfernten Leiste und dann ein ästhetischer Campus-Move zur Schlusskante.

Paolo via Instagram

Auch wenn Paolo mittlerweile die Fränkische Schweiz sein Lieblingskletter- und Bouldergebiet nennt und die letzten Jahre viel Zeit dort verbracht hat, geht für ihn nichts über das raue und schmerzhafte vulkanische Gestein des Monte Amiata.

Was den Schwierigkeitsgrad angeht, so ist der Boulder sehr körper- und fingergrößenabhängig und die Bewertung ist extrem subjektiv. Für mich fühlte er sich nicht leichter an als andere 8Bs, die ich geklettert oder ausprobiert habe. Ich kann mich irren, es ist nur eine Orientierung für Leute mit meiner Größe.

Paolo via Instagram

Ich hoffe nur, dass er anderen genauso viel Spaß macht wie mir.

Es ist kein Geringerer als Elias Iagnemma, der sich vor einigen Tagen die erste Wiederholung von Il Maestro geholt und dessen Schwierigkeit bestätigt hat.

Diesmal hat mich diese Route nicht nur wegen der unbestreitbaren Schönheit der Linie inspiriert, sondern vor allem wegen der Geschichte ihres Namens. Wahrscheinlich, Paolo, wenn du deinen Großvater gebeten hättest, eine Linie für dich in einen Stein zu meißeln, würde ich mir vorstellen, dass sie genau so gewesen wäre, Glückwunsch zum F.A. und zum Teilen deiner Geschichte.

Elias via Instagram


Genereller Hinweis:


Draußen ist keine Boulderhalle! Draußen ist keine bezahltes Full-Service-Angebot, draußen sein heißt zu Gast zu sein. Es bedeutet, die Natur unversehrt zurück zu lassen, Müll selbst mitzunehmen, Musik ausschließlich In-/On-Ear zu hören, Anwohner und deren Privatgrund zu respektieren und sich an die lokalen Regeln zu halten.

  • Credits Text Hanna Rexer f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Fede Monza / Paolo Vangi
  • Beitragsdatum 3. Juni 2024