Der erste Weltcup Bouldern der Saison 2022 in Meiringen
Es war – nachdem der für März geplante Boulder-Weltcup in Moskau wegen des Ukraine-Krieges gecancelt wurde – die heiß ersehnte Premiere der internationalen Wettkampfsaison 2022. Der erste Weltcup nach einer langen Winterpause ging vom 8. bis 10. April in Meiringen in der Schweiz über die Bühne, er war hochkarätig besetzt. Große Überraschungen auf dem Podest gab es aber nicht wirklich. Es war erneut die scheinbar unbesiegbare Janja Garnbret, die die Damenkonkurrenz dominierte. Die Slowenin holte sich als Einzige im gesamten Teilnehmerfeld alle 14 Tops in allen Runden – zehn davon im Flash. Bei den Herren dagegen blieb es spannend bis zum Schluss, erst im allerletzten Boulder konnte der Japaner Tomoa Narasaki alles klar machen.
Finale Damen:
Elegant, überragenden und souverän. So kennt man Janja Garnbret – und jedes Mal schafft sie es erneut, das Publikum zu begeistern. Mit drei nahezu perfekte Runden konnte sie eine neue Goldmedaille zu ihrer mittlerweile riesigen Sammlung hinzufügen. Geschenkt wurde ihr dieser Sieg allerdings nicht. Natalia Grossman (USA), die bereits vergangenes Jahr bei jedem Worldcup glänzte, battelte sich mit Janja und ließ es bis zum letzten Boulder spannend bleiben. Am Ende holte sie sich mit großem Vorsprung zur restlichen Konkurrenz Silber. Für eine Überraschung dagegen sorgte Andrea Kümin:
Die Schweizerin stand am Ende mit strahlendem Gesicht auf dem Treppchen, sie bewies in ihrem zweiten Weltcupfinale und vor heimischen Publikum starke Nerven und erkämpfte sich mit ihrem eleganten Flash im 3. Boulder Platz 3. Im Damenfinale schien es so, als würden die Routenbauer die Athletin mit den stärksten Schultern suchen. In jedem Boulder war ein krasser Schulterzug zu finden, von Stützen bis hin zu Flagmoves war alles dabei.
Finale Herren:
Das Finale der Herren versprach eine ähnliche Spannung, hatten doch alle Athleten das Potenzial, auf dem Treppchen zu stehen. Tomoa Narasaki, sicher einer der großen Favoriten, machte es ganz spannend. Erst im letzten Boulder katapultierte sich der Japaner mit einem Sprung ganz nach vorne – und holte sich das begehrte Gold. Sein Teamkollege Yoshiyuki Ogata – auch er zählte zu den Favoriten – benötigte nur zwei Versuche mehr. Mit zwei Tops in 5 Versuchen und drei Zonen in 19 Versuchen (Tomoa holte sich seine zwei Tops in drei Versuchen) gewann er Silber. Der erst siebzehnjährige Franzose Mejdi Schalck, der bereits letztes Jahr mit seinem zweiten Platz beim WC in Salt Lake City auf sich aufmerksam gemacht hatte, konnte seine Halbfinalplatzierung halten und sich bei diesem nervenaufreibenden Kopf-an-Kopf-Rennen Platz 3 sichern. Nach dem schon sehr anspruchsvoll geschraubten Finale der Mädels, legten die Schrauber noch eine Schippe drauf: Vier unglaublich spektakuläre und kreative Boulder mit koordinativen Sprüngen, weiten Hangelmoves und Geballer forderten die Jungs ordentlich.
Team Germany war mit zehn Athletinnen und Athleten nach Meiringen gereist: drei von ihnen – Hannah Meul, Lucia Dörffel und Alex Megos – gelang der Sprung ins Halbfinale. Hannah verpasste mit dem 7. Platz nur knapp das Finale, Lucia belegte den 19. Platz und Alex wurde Sechszehnter.
Der IFSC hatte bereits im Vorfeld mit seiner Mitteilung, dass die Weltcups und die WM nicht mehr als kostenlose Livestreams übertragen werden (Grund dafür ist eine dreijährige Partnerschaft mit der kostenpflichtigen Streaming-Plattform Discovery +. Wer sich innerhalb Europas die WCs oder die WM anschauen will, muss also zahlen – oder eine um einen Tag verzögerte Übertragung in Kauf nehmen), unter den Zuschauern für große Verärgerung gesorgt. In Meiringen dann gab es wegen einer anderen Entscheidung Proteste von Athletinnen, Athleten und Betreuern: Den Teilnehmern wurde zum ersten Mal in der Isolation Fotos der Boulder gezeigt, was bei einigen zu großem Unmut führte. Alex Megos beispielsweise schrieb auf Facebook:
Showing pictures of he boulders in isolation is not part of a bouldering competition nor should it be. The decision to showcase boulders to athletes before climbing directly challenges the integrity of our sport.
Zumindest zeigten die Gespräche der Athleten mit dem IFSC erste Erfolge: Im Halbfinale der Männer wurden keine Fotos mehr gezeigt. Ob der IFSC nun aber gänzlich zurückrudert und zukünftig gar keine Fotos mehr in der Isolation aufgehängt werden, wird sich beim nächsten Weltcup in Korea Anfang Mai zeigen.
Ergebnisse des IFSC Boulder Weltcup in Meiringen 2022
Damen:
1 Janja GARNBRET SLO
2 Natalia GROSSMAN USA
3 Andrea Kümin SUI
4 Oriane BERTONE FRA
5 Futaba ITO JPN
6 Stasa Gejo SRB
7 Hannah Meul GER
8 Fanny Gibert FRA
9 Madison Fischer CAN
10 Cloe Coscoy USA
11 Chaehyun Seo KOR
12 Brooke Raboutou USA
…
17 Franziska Sterrer AUT
18 Jessica Pilz AUT
19 Lucia Dörffel GER
23 Sofya Yokoyama SUI
23 Vita Lukan SLO
25 Mia Krampl SLO
…
27 Miho Nonaka JPN
…
31 Molly Thompson-Smith GBR
31 Johanna Färber AUT
…
35 Laura Rogora ITA
…
41 Roxana Wienand GER
…
45 Natalie Bärtschi SUI
..
55 Eva Maria Hammelmüller AUT
55 Leonie Lochner GER
…
61 Sandra Hopfensitz GER
…
64 Anja Köhler SUI
…
69 Zoé Egli SUI
… weiterlesen …
Herren:
1 Tomoa Narasaki JPN
2 Yoshiyuki Ogata JPN
3 Mejdi Schalck FRA
4 Paul Jenft FRA
5 Colin Duffy USA
6 Kokoro FUJII JPN
7 Yuji Inoue JPN
8 Maximillian Milne GBR
9 Keita Dohi JPN
10 Manuel Cornu FRA
11 Nicolai Uznik AUT
…
16 Alexander Megos GER
…
18 Jernej Kruder SLO
…
23 Jongwon Chon KOR
…
25 Christoph Schweiger GER
…
29 Sascha Lehmann SUI
…
33 Sean McColl CAN
…
37 Jakob Schubert AUT
…
39 Florian Klingler AUT
39 Simon Lorenzi BEL
…
47 Sean Bailey USA
…
53 Jan-Luca Posch AUT
…
55 Kim Marschner GER
…
57 Max Kleesattel GER
57 Nino Grünenfelder SUI
…
62 Kevin Heiniger SUI
63 Piotr Schab POL
…
69 Julien Clémence SUI
69 Nils Favre SUI
71 Yan Jakob SUI
…
75 Louis Guignard SUI
77 Lasse von Freier GER
77 Philipp Geisenhoff SUI
…
80 Alberto Ginés López ESP
…
83 Martin Stranik CZE
…
87 Jonas Utelli SUI
…
96 Sergii Topishko UKR
… weiterlesen …
Die Highlights aus der Qualifikationsrunde, könnt ihr unter folgenden Artikel sehen
Video-Link: https://youtu.be/xTXFwzetZBg