Dani Arnold klettert The Hurting XI 11 in Schottland
Dani Arnold knackte letzte Woche mit „The Hurting XI 11“ in Cairngorms, Schottland seine bisher schwerste Trad-Mixedkletterroute! Als erster Nicht-Local gelang es ihm, die Route Rotpunkt zu klettern.
Der Eiger Speedrekordmann versuchte sich bereits zum zweiten Mal innert Jahresfrist im schottischen Tradclimbing. In Cairngorms angelangt, war Dani diese Route sofort ins Auge gesprungen. Da war die Wand aber noch nicht schneebedeckt, was nach schottischer Manier nicht gegolten hätte. So kehrte er erst zurück, als die Route zugeschneit und die Strukturen der Wand kaum mehr zu erkennen waren. In seinem ersten Versuch blies ihn eine schottisch starke Windböe in den ersten Metern regelrecht aus der Wand heraus. In einem zweiten Versuch war er bereits beim allerletzten Hook angelangt, als sein Eisgerät abrutschte und er ins Seil stürzte. Nicht viel hätte gefehlt und der Name der Route wäre Programm gewesen. Nichtsdestotrotz wagte sich Dani zwei Tage später nochmal in die Wand und kletterte die Route.
Der Schweizer Mixedspezialist meinte zu seinem Erfolg: „Diese Route hat eine grosse Bedeutung für mich. Dass es nicht onsight geklappt hat, ist schade. Ich bin aber stolz, dass ich ohne vorherige Infos den Mut hatte, diese Route zu versuchen.“
Seinen zweiten Versuch in der Route beschreibt Dani so: „Gerade der untere Teil ist sehr schwer zum absichern. Meine erste Sicherung war so auf zehn Metern. Bis in die Mitte war die Kletterei am schwersten für mich. Sehr kleine Hooks, welche natürlich alle unter dem Schnee versteckt waren, verlangten ein sehr exaktes und kontrolliertes Klettern. Dieser Teil war auch im Kopf anstrengend, da ein Sturz in Bodennähe gegangen wäre. Die nächsten fünf bis sieben Meter waren eher etwas steiler. Der letzte Teil brauchte nochmal sehr viel Energie. Die Tritte sind sehr schlecht. Immer abschüssig. Die Wand hat ganz viele Risse. Da einen kletterbaren Weg zu finden war sehr schwierig, es brauchte viel Zeit und Energie, alles abzusuchen. Es lief aber alles gut. Die letzte Sicherung war etwa vier Meter unter meinen Füssen. Dann kam diese Stelle, wo ich raus flog. Es fehlte nur noch ein halber Meter. Ich habe lange nach Hooks gesucht, jedoch nichts Schlaues gefunden. Ich probierte es mit einem schlechten Hook. Welcher dann nicht hielt.“
Trotz des weiten Sturzes wagte sich Dani nochmals in die Route: „Die Verhältnisse waren noch schlechter. Mehr Schnee. Aber mit dem Wissen, wo und wie ich klettern musste, war es dann einfacher. Grossen Respekt hatte ich noch vor einem Flüchtigkeitsfehler. Gerade im unteren Teil würde ein Sturz nicht ohne Folgen bleiben.“ Doch Danis Effort wurde belohnt und er schaffte den Durchstieg souverän.
„Für mich ist es bis jetzt das Härteste, was ich geklettert bin. Aber es gibt sicher noch schwerere Routen. In solchen Routen ist der Begehungsstil sehr wichtig. Da ich noch nicht so viel Erfahrung mit dieser speziellen Absicherungstechnik habe wie die Locals, bin ich schon stolz.“
„Die Route „The Hurting“ ist eine der anspruchsvollsten Mixedkletterrouten Schottlands, sie zeichnet sich durch hohe technische Schwierigkeit aus und fordert eine äusserst starke Psyche. Die fünfunddreissig Meter lange Route ist schwierig abzusichern – die erste Sicherung ist erst nach 10m möglich. „The Hurting“ wurde 2005 vom Schotten Dave McLeod erstbegangen und wurde damals von ihm als die weltweit schwerste Trad-Mixedkletterroute bezeichnet.
Cairngorms, das im Nordosten Schottlands liegt und gekennzeichnet ist durch rauhes unfreundliches Wetter, bietet Felsen mit einigen der schwierigsten Routen Schottlands, an denen sich Dani Arnold der Herausforderung des Mixedkletterns stellte. Klettern in Schottland ist anders: Schlechte, oft miserable Sicherungsmöglichkeiten, dadurch hohe Anforderung an die Psyche, eigene schottische Ethik was Schwierigkeitsgrade und Regeln betrifft, technisch anspruchsvolle Routen, extrem schnell wechselnde Wetterverhältnisse, oft Schlechtwetter mit Wind über 100km/h.
In Schottland gelten eigene Schwierigkeitsgrade: Die schottische Skala besteht aus einer römischen Ziffer, gefolgt von einer arabischen Ziffer, wobei die römische für die Ernsthaftigkeit steht und die arabische für den schwierigsten technischen Abschnitt.
Text: Rahel Roth, kletterszene.com Foto: Thomas Senf