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Bouldern auf Gran Canaria | Urlaubsbericht von Max Räuber

Zugegeben, vielleicht ist gerade nicht die Zeit, um sich Gedanken über den nächsten Urlaub zu machen, aber wir könnten uns auch vorstellen, dass die Träumerei über einen Boulder-Urlaub mit Sonne, Meer und Strand dem ein oder anderen die aktuelle Situation versüßt. Schließlich wird es ja auch wieder eine Zeit nach Corona geben und hoffentlich können wir dann alle wieder unserem Lieblingshobby, dem Klettern und Bouldern, nachgehen.

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Aber ist Gran Canaria nicht ein Alte-Leute Urlaubsort? Das dachte ich zuerst auch, doch wie sich heraus stellen sollte, hat die kanarische Insel noch viel mehr zu bieten als nur Hotelurlaube. Das erste Mal wurde ich auf Gran Canaria in Bezug auf’s Bouldern über ein Video von Jonas Winter aufmerksam. Die Boulder sahen cool aus und die allgemeine Atmosphäre in dem Video versprach einen entspannten Urlaub mit typisch spanischem Flair. Einziger Haken an der Geschichte: die Boulder-Saison

auf Gran Canaria ist im Winter und Frühjahr. Und jeder, der mich kennt, weiß, dass diese Jahreszeit bei mir eigentlich für Tessin-Urlaube reserviert ist.

Doch diesmal hatte ich Lust auf etwas anderes und so kam mir wieder Gran Canaria in den Sinn. Nicht zuletzt auch deshalb, weil meine Freundin mich mehrfach daran erinnert hatte, dass ein Urlaub mit Bouldern und Strand doch mal echt schön wäre. Gesagt, getan. Flüge, Unterkunft und Mietauto waren erschwinglich und schnell gebucht. Der Plan war simpel, ich wollte für vier Wochen nach Gran Canaria, um dort möglichst jeden schweren Boulder klettern zu können.

Meine Freundin hatte leider nicht den gesamten Zeitraum frei und so flog ich zuerst mit meinem guten Freund, Noah, welcher dann später einen fliegenden Wechsel mit meiner Freundin machen sollte. Kurz vor Reiseantritt gab es plötzlich ein Problem: Ich musste eine Klausur nachschreiben und das mitten in der geplanten Urlaubszeit. So ein Mist! Zum Glück hatte meine Freundin ihre Flüge noch nicht gebucht und da die Flugtickets extrem günstig waren, schmiedeten wir einfach einen neuen Plan:

Ich wollte für die Klausur am 21.3. von Gran Canaria nach Nürnberg fliegen und dann am 28.03. mit meiner Freundin zusammen wieder nach Gran Canaria zurück.

Ja ich weiß, mein CO2-Fußabdruck war damit für die Katz, aber wegen einer Klausur wollte ich nicht den Urlaub mit meiner Freundin aufgeben. Dass dieser Plan mir im Nachhinein den Hintern retten sollte, hätte ich zu dieser Zeit noch nicht einmal erahnen können.

In Gran Canaria angekommen, waren mein Freud Noah und ich erstmal überrascht. So hatten wir uns die Insel nicht vorgestellt. Es sah aus wie in der Wüste. Überhaupt nicht paradiesisch. Na toll, und hier wollte ich später noch Urlaub mit meiner Freundin machen? Doch 40 Minuten Autofahrt später sah alles schon wieder ganz anders aus. Denn obwohl Gran Canaria eine relativ kleine Insel ist, bietet sie erstaunlich viel Abwechslung. Eine Seite der Insel gleicht einer Wüste und bekommt quasi nie Regen ab und die andere Seite erinnert an einen Dschungel. Und um die gesamte Insel herum gibt es traumhafte Strände.

Doch 40 Minuten Autofahrt später sah alles schon wieder ganz anders aus. Denn obwohl Gran Canaria eine relativ kleine Insel ist, bietet sie erstaunlich viel Abwechslung. Eine Seite der Insel gleicht einer Wüste und bekommt quasi nie Regen ab und die andere Seite erinnert an einen Dschungel. Und um die gesamte Insel herum gibt es traumhafte Strände. Da wir von dem Flug noch ziemlich mitgenommen waren, ruhten wir uns am ersten Tag am Strand aus und gingen früh schlafen. Am nächsten Morgen war die Motivation hoch, doch die Temperaturen leider auch. Kein Problem, dann hieß es eben erstmal in Geduld üben und chillen und das Bouldern auf den späten Nachmittag bzw. Abend verlegen.

Auf eine Anfrage bei den Locals, ob Night-Sessions auf Gran Canaria denn ein Problem wären, ernteten wir nur Gelächter. Auf der kanarischen Insel sind Night-Sessions anscheinend gang und gäbe, was angesichts der Temperaturen auch Sinn macht.

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Also hatten wir mit LED-Lampen natürlich vorgesorgt und zogen spät nachmittags los. Im Hauptgebiet angekommen, fingen unsere Augen an zu strahlen. Überall Boulder in allen Formen. Wir fühlten uns einmal mehr wie kleine Kinder im Süßigkeiten-Laden. Schnell steuerten wir die erste 7C+ an, die wir finden konnten. El Cangrejo sah nach einem guten Boulder für den Anfang aus und Matten lagen auch schon unter dem Start, da eine Gruppe von Spaniern bereits am Probieren war.

Das waren dann aber auch die einzigen Locals, die wir während unserem Aufenthalt trafen. Allgemein ist in den Boulder-Gebieten nicht viel los. Links von El Cangrejo gab es noch einen einfachen Boulder zum Aufwärmen. Nicht wenig später waren beide Boulder in der Tasche und wir zogen zusammen mit den Spaniern weiter. Ein 7C-Highball namens Apaixo (7C) stand auf dem Programm. Mir war der Boulder etwas zu hoch aber für Noah war das genau das Richtige. Und als ich nur kurz ums Eck ging, um nach einem anderen Boulder zu suchen, sah ich auf dem Rückweg auch schon den glücklichen Noah oben auf dem Block stehen. Als letzte Station des Tages wollte ich unbedingt noch den Boulder Tini Desplome (8A+/B) auschecken. Die Züge liefen mir auch recht gut rein, nur der eine Zug vom Stehstart wollte nicht so recht gelingen. Während ich also alle Züge ausboulderte und mich langsam an die Crux (einen weiten Blocker mit Links) ran traute, hatte Noah den Stehstart bereits geklettert und versuchte sich an dem direkten Sitz-Start. Doch uns beide hatte die Energie verlassen und somit mussten wir es fürs erste einmal gut sein lassen.

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Video-Link: https://youtu.be/5V8Fk5c-NJs


Da Noah seit längerem mit Überbelastungen zu kämpfen hat, wollte er am folgenden Tag lieber einen Ruhetag einlegen. Für mich war allerdings klar, dass ich mehr von Mogan sehen wollte und so machten wir uns in der Abendkühle auf zum unteren Sektor des Gebiets. Schon länger hatte ich den Boulder Hueco Zap (7C/+) auf meiner Wunschliste. Der Boulder besteht hauptsächlich aus guten Griffen und so beschloss ich mich an Hueco Zap aufzuwärmen. Als ich den leichten Ausstieg am Ende zum Aufwärmen kletterte, war die Sonne noch nicht komplett untergegangen, weshalb ich auch ohne Stirnlampe unterwegs war.

Der Block ist allerdings recht groß und so wurde der Abstieg interessant, da es mittlerweile dunkel geworden war. Einige Minuten später fand ich mich erneut auf dem Block, diesmal war ich allerdings mit Stirnlampe vom Start weg geklettert. Was für ein Wahnsinns-Block! Nach ein paar athletischen Zügen muss man einmal gewaltig die Füße kommen lassen, um im Anschluss in die Platte zu manteln. Gut aufgewärmt wollte ich als nächstes Juega Juega (8B) probieren. Alle Züge bis auf den ersten gingen recht schnell. Und auch der erste Zug fühlte sich durchaus machbar an. Ich wollte definitiv zurück kommen. Doch auch für heute war die Energie vorerst aufgebraucht. Und so kehrten wir zu unserem Airbnb zurück, um die Energiespeicher wieder aufzufüllen. An diesem Abend gab es Fisch. Noch wusste ich nicht, dass das späte Abendmal mit Fisch zur Urlaubstradition werden sollte. Fisch, muss man sagen, gibt es auf der Insel recht günstig zu kaufen und auch in einer wirklich guten Qualität. Immer wieder waren wir beim Einkaufen begeistert welche Auswahl an verschiedenen Fischsorten es gab.
Einen Ruhetag später waren wir wieder an Tinin Desplome (8A+/B).

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Diesmal kam ich in den Boulder sehr viel besser rein. Wenig später fand ich mich am vorletzten Griff, eigentlich eine Kelle, aber eine unserer Lampen war ausgegangen und so konnte ich den rettenden Tritt für den Ausstieg einfach nicht finden. Ärgerlich, aber befreiend zugleich, denn nun war ich mir 100% sicher, dass ich mir diesen Boulder definitiv noch holen würde. Und siehe da, eine halbe Stunde später stand ich dann voller Erleichterung auf dem Block und konnte somit einen weiteren Boulder von meiner To-Do-Liste streichen.


Noah hatte an diesem Abend nicht ganz so viel Glück, aber wir hatten ja noch einige Zeit vor uns und somit viel Motivation zurück zu kommen. Durch meinen Durchstieg von Tini Desplome wurde ich in meinem Vorhaben gestärkt etwas Schwereres zu probieren. Somit traute ich mich am nächsten Tag an Brave Ruina (8B/+) heran. Der Boulder bot alles was ich mir nur wünschen konnte: feinste Kompressions-Züge in 55° Steilheit! Somit ließ ich mich auch nicht davon abhalten, dass der dritte Zug mir sehr schwer fiel. Ich hatte die Entscheidung für mich getroffen – das Teil wollte ich klettern.

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Video-Link: https://youtu.be/hqzHNePE_Ys

Einen Ruhetag (aka Strand, chillen und ein wenig lernen für die Uni meinerseits) später ging es dann wieder mit Noah an Tini Desplome. Der Gute machte sich einen Haufen Gedanken über die Bedingungen, ob er fit genug sei oder doch einen Ruhetag machen sollte etc. Und so verballerte Noah leider einige Goes nacheinander. Doch als er selber schon fast nicht mehr daran glaubte, gelang ihm der Durchstieg. Ich glaube ja, dass er endlich den Kopf abstellen konnte und einfach mal sauber geklettert ist.

Das Gehirn mag ja der stärkste Muskel beim Klettern sein, aber kann eben auch hindern.

Wie dem auch sei, danach ging es weiter zu einem absoluten Traum-Boulder. Aborigen (8A/+) ist ein überhängendes Leistengedresche vom Feinsten. Und auch wenn ich nicht besonders viel Zeit an dem Boulder verbracht habe, wird er mir doch als die coolste Begehung, die ich auf Gran Canaria machen konnte in Erinnerung bleiben. Bei dem Goldstück gibt es einfach nichts auszusetzen. Die Linie ist top, das Landing super eben, die Griffe wahnsinnig angenehm und gerade niedrig ist es auch nicht. Am nächsten Tag wollte ich dann wieder zu Brave Ruina (8A+/B) – ich war zwar vom Vortag angeschlagen, doch ich wollte trotzdem zumindest die Züge einschleifen. Eine Taktik, die mir in der Vergangenheit schon bei manch einem Projekt weiter geholfen hatte. Somit war ich dann auch recht zufrieden, dass ich am Ende der Session ohne die ersten zwei Züge bis zum Ausstieg klettern konnte. Da die ersten beiden Züge in der Session zuvor recht solide gingen, war ich mir sicher den Boulder nach einem Ruhetag klettern zu können. Doch zuvor wollte ich noch ein bisschen an schönen Volumen klettern und so hakten Noah und ich noch Desatorado (7C+) ab und ich konnte mir noch Brocoline (8A) abholen. Bei Zweiterem war Noah super knapp dran sich auch eine Begehung zu holen, aber leider waren die Arme schon zu leer gepumpt.

bouldern auf gran canaria max raeuber

Da die ersten beiden Züge in der Session zuvor recht solide gingen, war ich mir sicher den Boulder nach einem Ruhetag klettern zu können. Doch zuvor wollte ich noch ein bisschen an schönen Volumen klettern und so hakten Noah und ich noch Desatorado (7C+) ab und ich konnte mir noch Brocoline (8A) abholen. Bei Zweiterem war Noah super knapp dran sich auch eine Begehung zu holen, aber leider waren die Arme schon zu leer gepumpt. Und so freuten wir uns beide auf den nächsten Klettertag. Ich wollte Brave Ruina probieren und Noah hatte mit Juega Juega noch eine 8B offen, die ihm richtig gut rein lief.

bouldern gran canaria max raeuber

Doch dann kam alles anders. Selbstverständlich hatten wir die Corona-News immer wieder gecheckt, doch Gran Canaria schien mit recht wenig Fällen sicher zu sein. Uns kam beiden nicht in den Sinn, dass die spanische Regierung das gesamte Land und somit auch Gran Canaria in einen Lockdown versetzen würde. Doch genau das war die aktuelle Situation, wir durften nicht aus dem Haus außer für Arztbesuche oder zum Einkaufen. Bouldern fiel somit flach.

Zum Glück waren wir in einem wunderschönen Ferienhaus mit eigenem Garten und Pool. Und so verbrachten wir die letzte Woche mit einem Haufen gutem Essen (hauptsächlich Fisch), Sonne tanken und Netflix.

Getrübt wurde das alles leider ein wenig durch die konstante Sorge, ob wir wieder nach Deutschland kommen würden. Zum Glück hatte ich einen Rückflug für den 21.03. gebucht, um eine Klausur zu schreiben und danach wieder einzureisen. Denn auf Nachfrage, ob unser Flug noch stattfinden würde, bekamen wir die Antwort besonderes Glück zu haben. Alle Flüge ab dem 22.03. wurden abgesagt und frühere Flüge waren komplett ausgebucht. Somit war unser Flug vorerst die Letzte Chance die Insel zu verlassen und nach Hause zu fliegen. Weshalb wir auch denkbar froh waren als wir am Ende in Deutschland ankamen, auch wenn wir uns von unserem Urlaub mehr erhofft hatten. Doch was ist schon ein halb fertiger Urlaub im Vergleich zu all dem Chaos das Corona schon angerichtet hatte.

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Video-Link: https://youtu.be/-ekzmT_ujBA

Fazit

Gran Canaria ist eine wirklich schöne Insel. Nicht nur zum bouldern, sondern auch zum Wandern, am Strand entspannen oder, um das gute Essen zu genießen.

Unterkunft:

Hier lohnt es sich auf Airbnb zu suchen, wir konnten eine wirklich schöne Ferienwohnung zu einem günstigen Preis finden. Und das ganze auch noch in der Nähe von Mogan. Ansonsten bietet sich auch noch Granbouldercamp (https://www.facebook.com/Granbouldercamp) als Unterkunft an.

Granbouldercamp ist ziemlich günstig und die Betreiber bouldern und kennen somit die Gebiete. Crashpads kann man bei Granbopuldercamp auch ausleihen, allerdings liegt es weiter weg von Mogan.

Auto:

Ein Mietauto ist unerlässlich. Angebot dazu findet man im Internet viele und die Preise sind auch hier recht günstig.

Bouldern:

Gebouldert wird hauptsächlich an Basalt. Und ich habe schon zuvor an Basalt gebouldert und wusste nicht, dass es Basalt gibt, der sich so gut zum Bouldern eignet. Die Blöcke bieten meist top Linien und das Gestein ist zum Großteil angenehm für die Haut.  

Essen:

Es finden sich auf der gesamten Insel zahlreiche Restaurants, welche sehr empfehlenswert sind. Es kann sich sowohl preislich als auch von der Qualität durchaus lohnen, außerhalb der großen Touristenhotspots essen zu gehen. Ansonsten bieten die meisten Supermärkte eine sehr gute Auswahl an frischem Obst, Gemüse und besonders Fisch ist durchaus zu empfehlen.

Freizeit:

Die Insel bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten um sich die Ruhetage zu versüßen. Landschaftlich ist die Insel trotz ihrer geringen Größe sehr vielseitig, weshalb Tagesausflüge mit dem Auto und zu Fuß sehr lohnend sind. Es gibt viel zu entdecken. Von Dschungel bis Wüste ist hier alles geboten. Oder man lässt es sich einfach am Strand gut gehen. Bei Strandtagen empfiehlt es sich auch die Strände außerhalb der Touristenstädte anzusehen. So ist z.B. der Playa de Tasarte besonders empfehlenswert, hier kann man fernab von Menschenmassen das Meer genießen.  

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Video-Link: https://youtu.be/0rsAtYxOELI

    Text: Max Räuber f. Kletterszene

    Foto: Max Räuber

  • Beitragsdatum 21. Mai 2020