Austin Hoyt wiederholt The Process (8C+) - kletterszene.com

Austin Hoyt wiederholt The Process (8C+)

Am Montag, den 15. Dezember, holt sich der US-amerikanische Kletterer Austin Hoyt die fünfte Begehung von Daniel Woods‘ The Process (8C+) in den Buttermilks.

Genau zehn Jahre und elf Monate nachdem Landsmann Daniel Woods sich die Erstbegehung am 15-17 Meter hohen Grandpa Peabody Boulder, einem kugeligen Block enormer Größe, sicherte, gelang Austin Hoyt die fünfte Wiederholung der atemberaubenden Linie.
Atemberaubend unter anderem auch deshalb, weil sich die Crux von The Process (8C+) in einer Überhangpassage auf rund vier Metern Höhe befindet, von der zu stürzen man tunlichst vermeiden sollte, sofern man noch eine (Kletter-)Zukunft haben möchte. Linien wie diese oder auch der links von ihr gelegene Klassiker Lucid Dreaming (8C) lassen die Grenzen zwischen Bouldern und Free Solo verschwimmen. Denn nach der Crux folgen 11-13 weitere Klettermeter in einer geneigten Platte.

Vor Austin haben neben dem Erstbegeher nur drei weitere Menschen diesen physisch und mental fordernden Prozess auf sich genommen: Zach Galla und Lee Sungsu (2024) sowie Adam Shahar im Februar 2025. Für Austin erfüllt sich mit seiner Begehung ein Kindheitstraum. Schon als er im gerade knapp zweistelligen Alter mit dem Klettern anfing, hatte er die Linie praktisch ständig vor Augen.

Austin Hoyt wiederholt The Process (8C+)

Als ich mit etwa elf Jahren mit dem Klettern anfing, kaufte ich ein Poster von Daniel Woods in seiner Erstbegehung von The Prozesses. Ich hängte dieses Plakat in meinem Zimmer über mein Bett und sah es fast jeden Tag meines Lebens an. Damals war 8C+ das obere Limit des Möglichen im Bouldersport. Ich träumte davon, eines Tages einen so schwierigen Boulder zu klettern, ich träumte davon, The Prozess zu klettern.

Austin Hoyt – Instagram

Die auch mental enorm fordernde Kletterei ist die Verlängerung der Linie Social Distortion (8B), die ursprünglich von Matt Birch erstbegangen wurde. Nachdem man dieses Boulderproblem gelöst hat, führt The Process weiter durch eine 8B+-Sequenz hoch über die Kante, gefolgt von einem technisch anspruchsvollen 7C/+-Plattenausstieg in einem Gelände, in dem Abstürzen tödlich enden kann. Ein weiterer abenteuerlicher Faktor ist die Brüchigkeit des Gesteins.

In den letzten Jahren kam es wiederholt zu Ausbrüchen, so dass die Route ihrem Namen alle Ehre macht und sich seit Daniel Woods‘ Erstbegehung immer wieder ein bisschen verändert hat.
Auch in seinem persönlichen Prozess mit dem Boulder war es vor allem der mentale Faktor, der Austin auf dem Weg zu seinem Durchstieg bis zuletzt herausforderte.

Letztes Jahr habe ich mir selbst bewiesen, dass ich körperlich fähig bin, aber mental eindeutig nicht bereit war. Als ich dieses Jahr zurückkam, wusste ich, dass es alles mental war. 

Austin Hoyt – Instagram

Doch er kam zurück zu seiner Traum-Linie und dieses Mal wusste er in dem Moment, als er den ersten Zug hielt, dass er es schaffen würde.

Für mich können Klettereien nicht mehr viel cooler werden als The Process. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals wieder einen so perfekten Moment erleben werde. Vielen Dank an alle, die gekommen sind und meinen Traum unterstützt haben.

Austin Hoyt – Instagram

  • Credits Text Hanna Rexer f. kletterszene.com
  • Credits Fotos Drew Smith,
  • Beitragsdatum 19. Dezember 2025