Wie verhalte ich mich draußen am Fels [Deppenlehrgang]

Ostern steht vor der Tür, die Massen ziehen zuhauf Richtung Fels, in anderen Teilen Europas hat die Draußenklettern-Saison schon begonnen, in den südlicheren Gebieten sowieso und auch hierzulande kann inzwischen bei schönem Wetter rausgegangen werden. Das ist schön und soll auch so sein: Deswegen sei an dieser Stelle nochmal der übliche Verhaltenskodex dargelegt:

Wie verhalte ich mich möglichst idiotisch draußen in freier Wildbahn beim Klettern/Bouldern

Anfahrt zum Klettergebiet

Natürlich geht man immer mindestens zu zweit zum Klettern, es ist unbedingt darauf zu achten, daß mit möglichst vielen Autos angereist wird. Zum Beispiel hat sich einer aus einer Dreiergruppe den Fingernagel nach einer Tour eingerissen, der andere will danach zu seiner/-m Freund/-in, der Dritte will ja schließlich auch nach Hause…

Um den ehrlichen Bigwall-Flair selbst in Kochel zu bekommen ist es — sollte man sich doch wider Erwarten in einem Auto zusammengerottet zu haben — unerläßlich mindestens einen GM Van aus den 70ern für die Anfahrt zu benutzen (unter 25 Liter / 100km  gilt man als Softmover und wer will das schon).

Sollte keine Karre mit einem solchen Verbrauch zur Verfügung zu stehen kann man auch auf die den Porsche Cayenne von der Mama zurückgreifen, vorrausgesetzt sie hat damit ihre Wocheneinkäufe erledigt und den kleinen Bruder zum Kindergarten gefahren.

Parken im Gebiet

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Im einigen Fällen gibt es Hinweise in Gebietsnähe, ob hier das Parken erlaubt oder verboten ist. Diese Hinweise sind völlig scheißegal und gehören unbedingt ignoriert! Sie führen Euch nur in die Irre und zwingen Euch unter Umständen mehrminütige Zustiege auf. Insofern fahrt soweit es geht und es der SUV von Crocodile Dundee der Mama zuläßt.

Gleiches gilt für alpines Gelände, hier sind Schilder wie „Forstweg“ praktisch eine Einladung. Merke: wo ein ‚Weg‘ da auch eine Straße…

Zufahrten zu Bauernhöfen, asphaltierte Abwege zu einem Acker, etc. sind ebenfalls hervorragende Parkmöglichkeiten, bitte nutzt diese unbedingt.

[Ks.com: Das Bild entstand in der Pfalz am Rödelstein, ca. 30 Minuten Fußweg vom letzten legalen Parkplatz]

Verhalten im Gebiet

Kommunikation allgemein

Kletter- und vor allem Bouldergebiete sind im Allgemeinen etwas weitläufiger als die übliche Hallenromantik, man sollte sich deswegen auch unbedingt in einer adäquaten Lautstärke unterhalten, die der Weitläufigkeit Tribut zollt.

Locals

‚Locals‘ sind sowas wie Ansässige, also die Typen, die die besten ‚Spots‘ (Plätze, da wo geklettert wird) für sich behalten, dieser Schlag von Menschen gehört — wie die Parkschilder — konsequent ignoriert, und wehe einer von ‚denen‘ traut sich auf eine Felssperrung hinzuweisen, da kann der Watsch’nbaum schnell umfallen, aber ganz  schnell…

Müll und Unrat

Mei, was ist schon Müll, das meiste ist doch eh recycled, werden sich die meisten denken. Und da kann man nur beipflichten, es stimmt. Alles recyclesefukgsefpi — ach, ihr wißt schon — Zeug  verottet früher oder später von alleine, man muß es einfach nur liegenlassen. Zigarettenkippenstummel gehen übrigens am schnellsten den Weg alles Irdischen, wenn man sie platzsparend in irgendwelche Felsritzen quetscht.

Viecher

Sehr, sehr selten kommt es vor, daß irgendwelches Getier (meistens Vögel/Pinguine und anderes Federvieh) in einer Route irgendwelche kleinen Viecher aufziehen, meist in Form eines Nestes o.Ä. Sollte mit diesem Mist der rettende Schlußgriff verdeckt zu sein, wißt ihr was zu tun ist… ja, das wißt ihr.
Andere Viecher, die —sollte man der Werbung glauben können? — eigentlich Lila sein müßten und die ihr noch nie vorher im Foyer in Thalkirchen gesehen habt sind als feindlich zu betrachten und gehören mit viel Gebrüll und einem mitgeführten Baseballschläger Stecken in die Flucht geschlagen.


Gleiches gilt für die Besitzer dieser ominösen Tiere (Landwirte), ihnen kann man auch erst noch verbal zusetzen. Aber merke: ein Landwirt aus der Pfalz wird keinen Hamburger verstehen und umgekehrt…

Exkremente

Ein leidiges Thema sind o.g. Viecher, zum Teil haben sie dermaßen Dünnschiß, das komplette Boulderblöcke mit ebendiesen überhäuft sind. Einzige Abhilfe hier ist sich den Landwirt vorzuknöpfen, damit der seine Viecher unter Kontrolle bringt, oder mit Plastikhandschuhen zu klettern, man kann sie auch nach jedem Versuch platzsparend in eine Ritze stopfen (s.o.).


Sollte man selber in die Verlegenheit kommen ebendiese abzusondern, so macht man das am besten an einem Einstieg einer Route, die offenbar nur aus ‚Verhauern‘ besteht, denn wer soll denn eine überhängende Route klettern, die nur aus kleinen Löchern besteht… „Action Directe“ könnte ja auch irgendein Kletterslang sein für –äh– Action Directe.

Verhalten am Fels und in Bouldern

Solltet ihr es geschafft haben und alle o.g. Unzulänglichkeiten beseitigt/erledigt haben, steht dem ungetrübten Kletterspaß nichts mehr im Wege.

Bouldern

Der beste Weg eine 7C+ hochzukommen, die zwar deutlich zwei Grade unter dem Niveau liegt, ist das manische „Sich-Hochbrüllen“. Brunftlaute dieser Art werden sowohl von der eigenen Crew, als auch von den anderen Kletterern und Klettererinnen mit Wohlwollen wahrgenommen. Sollte das beim ersten Versuch (‚Go‚), der eh nicht zählt, nicht funktionieren kann man an den entsprechenden Griffen auch sogenannte ‚Tickmarks‘ (Griffmarkierungen) setzen. Merke: Je länger und breiter der Kreidestrich ist, desto wahrscheinlicher ist es den Boulder zu schaffen. Diese Markierungen sind auch unbedingt dazulassen, die nachfolgenden Kletterer werden es einem danken. Bestimmt.

Routenklettern

Verständigung ist alles! Auch wenn ihr nicht gerade in der 11. Seillänge von Eternal Flame bei Windstärke 8 hängt, kann man sich mit seinem Sicherungspartner nicht laut genug unterhalten und gegen ein gutes Schwätzchen ist ja auch nicht einzuwenden. Und sollte man trotz ausführlicher Diskussion die 4er-Stelle mit seinen zwei Nummern zu großen Miuras nicht klettern können, kann man auch lauthals auf den Rest der Ausrüstung schimpfen, Stichwörter: Scheiß Zeilzug! Scheiß Exen! Scheiß Gurt!

Abfahrt aus dem Gebiet

Bitte zieht laut grölend aus dem Gebiet, das ihr eine Woche verwüstet habt wieder ab und fahrt in den nächsten Graben. Danke für die Aufmerksamkeit.

Hintergrund

Ja, irgendwie reißen die Nachrichten von Klettergebieten nicht ab, die aufgrund rücksichtsloser Vollidioten geschlossen werden sollen und auch werden. Und wir reden hier nicht von irgendwelchem umgehauenen Unkraut (das war mal auf irgendeinem Sonntagsvideo), sondern von massiver Verschmutzung der Gebiete, Lagerfeuer im Wald und Belästigung der Anwohner.

Bitte nehmt Rücksicht!

In diesem Sinne #savebouldering