Schwierigkeitsgrade beim Klettern: Übersicht

Gerhard Falke Kletterszene Chef

Es gibt verschiedene Kletterskalen, mit denen Schwierigkeitsgrade angegeben werden können. Am weitesten verbreitet sind beim Sportklettern die UIAA-Skala, die französische Schwierigkeitsskala sowie in Amerika die Sierra-Skala. Dazu kommen regionale Systeme wie die sächsische Schwierigkeitsskala sowie eigene Systeme in Großbritannien, Skandinavien, Australien oder Brasilien.

In den folgenden Zeilen werden wir die Entwicklung der Schwierigkeitsgradskalen und des Sportkletterns beleuchten. Fürs Bouldern wiederum gibt es eigene Boulder-Skalen wie zum Beispiel; die Fb (Fontainebleau)-Skala sowie die in den USA verbreitete V (Vermin)-Skala, auf die wir in einem anderen Artikel näher eingehen werden.

Die Anfänge

Ebenso, wie sich im Lauf der Zeit das moderne Sportklettern vom traditionellen Bergsteigen (mit allen Hilfsmitteln, die nötig waren, um den Gipfel zu erreichen) entfernt hat, fand auch eine sportliche Weiterentwicklung statt und mit ihr haben sich auch die Bewertgungsskalen weiterentwickelt. 

Auch wenn sich der Sport weiterentwickelte und wurde die von Fritz Benesch 1894 erstmals definierte und im Nachhinein etwas unlogische Schwierigkeitsgrad Einstufung ( I war das schwerste & VII die Leichteste Route) nachträglich nicht groß verändert. 1923 schlug Wilhelm Welzenbach vor die Richtung der Bewertung umzudrehen, sodass den schwierigsten Anstiegen nunmehr die höchsten Zahlen zugeordnet wurden und man so auch Zukünftig mehr Spielraum für schwierigere Herausforderungen hat.

In den 80ziger Jahren gab es dann mit Patrick Edlinger, Norbert Sandner und auch Kurt Albert immer mehr Kletterer, die beim Wiederholen von Routen gänzlich auf Hilfsmittel verzichteten und am Ende mit der Einführung des Rotpunkts eine neue Ära im modernen Sportklettern einläuteten. Mit der Weiterentwicklung des Materials wurde das Sportklettern immer sicherer und Dank der Erfindung des Kletterschuhs wurden auch neue Schwierigkeitsgrade ermöglicht.

Welche Bewertungsskalen gibt es?

Um bei den schon erwähnten unterschiedlichsten Schwierigkeitsskalen den Überblick zu behalten, haben wir eine Vergleichstabelle zur besseren Orientierung erstellt.

Was bedeuten die E Grade bei der Britischen Skala:

Neben den im Sportklettern verbreiteten Skalen gibt es noch die britische E-Skala. Hier geht es nicht ausschließlich um die technische Schwierigkeit, sondern es fließt mit der E-Wertung auch die Gefahr durch schlechte Absicherung oder selbstzulegende Sicherungen mit ein.

  • Technische Grad: In der britischen Bewertung wird dabei jede Route nach ihrer technischen Schwierigkeit mit 4a, 4b, 4c, 5a, 5b, 5c etc. bewertet.

  • Adjectival Grade: Hinzu kommt noch eine Wertung für den Anspruch einer Begehung. Beginnend bei VD („very difficult“) steigert sich die Skala mit S („severe“), HS („hard severe“) und HVS („hard very severe“) und zählt anschließend schrittweise von E1 bis aktuell E10 hoch.

So kann eine Route technisch sehr leicht zu klettern sein und trotzdem eine hohe E-Wertung haben, weil ein Sturz bei dem Versuch einer Begehung einen Krankenhausaufenthalt mit sich bringen kann, da Sicherungen nicht so gelegt werden können, dass ein Grounder nicht ausgeschlossen werden kann. In der Regel steigt mit dem klettertechnischen Anspruch auch die E-Bewertung.

In einigen Klassikern ist eine Sicherung nur an Punkten möglich, an denen sich die Crux der Route so weit über der letzten mobilen Absicherung befindet, dass man bei einem Sturz mit Bodenkontakt rechnen muss. In anderen Fällen befindet sich die Möglichkeit einer Sicherung erst kurz vor dem Top, wo sie bei einem Sturz in der Crux auch nicht geholfen hätte.

Sächsische Skala

Die sächsische Skala wird in römischen Ziffern angegeben. Sie beginnt mit I und ist nach oben offen. Ab VII sind die Schwierigkeitsgrade mit Zusatz der Buchstaben a, b und c weiter unterteilt. Die schwierigsten Kletterwege der Sächsischen Schweiz erreichen derzeit die bestätigte Schwierigkeit XIc. Zusätzlich gibt es in Sachsen noch eine Skala für Sprünge. Sie wird in arabischen Ziffern angegeben und umfasst die Schwierigkeitsgrade 1 bis 6. Eine davon abgeleitete Skala ist die tschechische Schwierigkeitsskala JPK (Jednotná pískovcová klasifikace). Diese endet beim siebten Grad und ist nur teilweise (vor allem in den unteren Bereichen) mit der sächsischen Skala identisch.

* Die sächsische Skala gilt nur eingeschränkt in Tschechien, da diese bis in die 1990er Jahre an der ursprünglich siebenstufigen Skala festhielten.

** Die sächsische Skala geht derzeit bis XIIc, was etwa XI+ (UIAA) entsprechen würde. Die Schwierigkeiten XIIa bis XIIc konnten bisher aber nicht bestätigt werden.

Französische Schwierigkeitsgrad Skala

Während sich in Deutschland und Österreich die UIAA Skala durchgesetzt hat, wird in den anderen Europäischen Länder gerne die Französischen Skala bevorzugt. Verwendet die UIAA für die Feinabstimmung Plus und Minus, gibt es in der französische Kletterskala die Buchstaben a,b,c. Für noch genauer Abstufungen wird dann ab und an auch noch ein + oder – verwendet.

Erklärung der UIAA-Skala

Die folgende verbale Beschreibung der UIAA-Skala stammt noch aus der Zeit vor der Entstehung des modernen Sportkletterns. Sie ist daher nur sehr bedingt auf diese Form des Kletterns mit ihren verbesserten sicherungs- und ausrüstungstechnischen Möglichkeiten übertragbar. Mittlerweile wird von Seiten der UIAA von solchen Definitionsversuchen aufgrund ihrer fehlenden Objektivierbarkeit und der Schwierigkeit adäquater Beschreibungen abgeraten. Daher hat sich besonders im höheren Schwierigkeitsbereich die numerische Bewertung durchgesetzt. Im untersten Schwierigkeitsbereich sind verbale Kurzbeschreibungen jedoch durchaus noch verbreitet: Alpines, auch wegloses Gelände, das noch keinen oder nur wenig Einsatz der Hände erfordert, wird meist als „unschwierig“, „wenig schwierig“ oder seltener auch als „leicht“ bezeichnet. Diese Bezeichnungen werden hierbei jedoch uneinheitlich gehandhabt und teilweise auch bis zum I. UIAA-Schwierigkeitsgrad verwendet.

Bewertung Erklärung
I
Geringe Schwierigkeiten. Einfachste Form der Felskletterei (doch kein leichtes Gehgelände!). Die Hände sind zur Unterstützung des Gleichgewichtes erforderlich. Anfänger müssen am Seil gesichert werden. Schwindelfreiheit ist bereits erforderlich.
II
Mäßige Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei, welche die Dreipunkt-Haltung erforderlich macht.
III
Mittlere Schwierigkeiten. Zwischensicherungen an exponierten Stellen empfehlenswert. Senkrechte Stellen verlangen bereits Kraftaufwand. Geübte und erfahrene Kletterer können Passagen dieser Schwierigkeit noch ohne Seilsicherung erklettern.
IV
Große Schwierigkeiten. Hier beginnt die Kletterei schärferer Richtung. Erhebliche Klettererfahrung notwendig. Längere Kletterstellen bedürfen meist mehrerer Zwischensicherungen. Auch geübte und erfahrene Kletterer bewältigen Passagen dieser Schwierigkeit gewöhnlich nicht mehr ohne Seilsicherung.
V
Sehr große Schwierigkeiten. Zunehmende Anzahl an Zwischensicherungen ist die Regel. Erhöhte Anforderungen an körperliche Voraussetzungen, Klettertechnik und Erfahrung. Lange hochalpine Routen im Schwierigkeitsgrad V zählen bereits zu den ganz großen Unternehmungen in den Alpen und außeralpinen Regionen.
VI
Überaus große Schwierigkeiten. Die Kletterei erfordert weit überdurchschnittliches Können und einen hervorragenden Trainingsstand. Große Ausgesetztheit, oft verbunden mit kleinen Standplätzen. Passagen dieser Schwierigkeit können in der Regel nur bei guten Bedingungen bezwungen werden.
VII
Außergewöhnliche Schwierigkeiten. Ein durch gesteigertes Training und verbesserte Ausrüstung erreichter Schwierigkeitsgrad. Auch die besten Kletterer benötigen ein an die Gesteinsart angepasstes Training, um Passagen dieser Schwierigkeit nahe der Sturzgrenze zu meistern. Neben akrobatischem Klettervermögen ist das Beherrschen ausgefeilter Sicherungstechnik unerlässlich.
VIII und darüber
keine wörtliche Entsprechung