„Mehr Zeit zwischen den Weltcups wäre sehr wünschenswert“ – Interview mit Ingo Filzwieser

Austria Climbing SUMMER SERIES

Sieben Weltcups gingen in dieser Saison bereits über die Bühne – drei im Bouldern, zwei im Lead und zwei im Speed. Zeit, eine kurze Bilanz zu ziehen. Ks.com konnte nach dem Boulder-Weltcup in Salt Lake City (USA) am vergangenen Wochenende dem Sportmanager vom Climbing Team Germany, Ingo Filzwieser, ein paar Fragen stellen.

Ingo, zufrieden mit den Ergebnissen in Salt Lake City?

Die Ergebnisse hätten besser sein können. Afra Hönig und Elias Arriagada Krüger waren zwar im Halbfinale, konnten ihr Potenzial aber nicht ganz ausschöpfen. Im Vergleich zu Brasilien waren aber auch insgesamt wieder mehr Athleten am Start – und die Routensetzer, die in Salt Lake die Boulder geschraubt haben, sind dafür bekannt, sehr schwere Boulder zu bauen. 

Und wie schaut deine Bilanz nach den ersten Weltcups aus? Drei Finalteilnahmen beim Lead gab es ja bereits, beim Bouldern bislang noch keine.

Die Finalteilnahmen im Lead sind sehr erfreulich. Da sich Yannick Flohé heuer auf Lead konzentriert und mit Lucia Dörffel und Anna Apel zwei starke Athletinnen krankheitsbedingt ausgefallen sind, fehlen uns im Bouldern drei Athleten. Das merkt man natürlich auch an den Ergebnissen. Dennoch haben wir einige Athleten im Team, die von Weltcup zu Weltcup besser werden und ihr Können zeigen.

Welche Athletin oder welcher Athlet hat dich bislang mit ihrer oder seiner Performance am meisten überrascht? Afra, die ein Comeback zu feiern scheint, oder Elias, der zuverlässig bei den Halbfinals dabei war?

Afra konnte den Heimeuropacup in München gewinnen. Zu Hause gewinnen ist immer etwas Besonderes. Jetzt heißt es, den Schwung mitzunehmen und im Weltcup umzusetzen. Elias war voriges Jahr beim Boulder-Weltcup in Innsbruck im Finale der Top 6. Seine heurigen Halbfinale bestätigen seine Form. Anna Apel dagegen hat uns mit ihrem Finale beim ersten Lead-Weltcup in Wujiang überrascht. Wir hoffen, dass sie bald wieder in die heurige Weltcup-Serie einsteigen kann.

Was lief bislang gut – und an welchen Rädchen muss beim Team noch gedreht werden?

2025 ist ein besonderes Jahr, da es das Jahr nach den Olympischen Spielen ist und viele Athletinnen und Athleten eine Auszeit nehmen oder in diesem Jahr nur bei sehr wenigen Weltcups starten. Alex Megos wird in Innsbruck wieder am Start sein, was uns sehr freut.

Paula Mayer-Vorfelder wurde voriges Wochenende Jugendeuropameisterin in Curno im Bouldern bei den U17, drei weitere Athletinnen, Ida Stapelberg, Alisa Strigo und Olivia Kistmacher, waren in den Top 8. Beim Speed-Weltcup in Wujiang wurde Sebastian Lucke Zwölfter im Finale. Und beim ersten Para-Weltcup in Salt Lake konnte sich das Para-Team gleich fünf Medaillen holen. Man sieht, wir haben sehr gute Ergebnisse in allen Disziplinen und allen Altersklassen. Für die Weltmeisterschaft in Korea wird es noch eigene Vorbereitungstrainingslager geben, die sich bereits in Planung befinden. Man kann immer an Rädchen drehen – wichtig dabei ist nur, nicht zu viel und nicht zu wenig zu drehen. 

Rechnest du für die kommenden Weltcups mit weiteren Finalteilnahmen und bestenfalls mit einem Podestplatz?

Das hoffen wir doch. 

Das Programm beim Bouldern ist in dieser Saison sehr dicht, der nächste Weltcup schon wieder Anfang Juni. Für die Athletinnen und Athleten nicht unbedingt optimal, oder?

Die Boulderserie ist brutal dicht zusammen. Brasilien und Salt Lake direkt hintereinander war sehr hart. Die Reise von Curitiba nach Salt Lake dauerte 21 Stunden mit der schnellsten Verbindung. Drei Tage später dann beim nächsten Weltcup antreten zu müssen, ist suboptimal. Deswegen haben viele Athleten Brasilien ausgelassen. Auch die kommenden Weltcups in Prag, Bern und Innsbruck innerhalb von vier Wochen werden hart werden. Mehr Zeit zwischen den Weltcups wäre sehr wünschenswert. 

Der Routenbau war zuletzt öfters in der Kritik. Wie findest du ihn bislang in dieser Saison?

In der heurigen Saison war der Routenbau bisher deutlich besser. Ausgenommen die Qualifikations-Runde für die blinden Athleten in Salt Lake. Schwarze Griffe auf schwarzen Volumen: das ist maximal unglücklich.

Ingo, danke für das Interview und alles Gute!