Lukas Irmler begeht Highline auf über 5200m Höhe [Fotos, Video]

Noch vor einigen Jahren hat es gereicht, wenn man im Park sein Slackline aufgebaut hat und dann richtig lange gelaufen ist, so 30-40 Meter. Da Slacklinen denoch im Vergleich zu allen anderen „Trendsportarten“ noch ziemlich jung ist, war spätestens seit der Highline am Lost Arrow klar, das da noch jede Menge Luft nach oben (oder unten ist, je nachdem). So gibt es inzwischen Longlines, die mit verschiedenen Materialen auf bis zu 500 m gespannt und begangen werden. Klar, das Credo ist höher und weiter.

Diesmal ging es für Lukas Irmler aber nur in die Höhe, dafür dann aber richtig hoch. Ziele war der Yanaphaqcha (5460m) in den peruanischen Anden. Zusammen mit Mariano Breccia und Alex Estrada konnte er dort am 29. August 2013 eine 21m lange  Highline auf 5222 Meter begehen. Hier seine Geschichte in eigenen Worten:

Angefangen hat alles mit einem Bild von Bernd Zangerl beim Bouldern in Peru, das bei uns in der Kletterhalle hängt. Dieses Bild hat mich schon vor Jahren dazu motiviert einmal nach Peru zu reisen um dort Highlinen zu gehen. Im Kopf hatte ich damals die in etwa 20m hohen Felsnadeln im Hintergrund von Bernd´s Boulderblöcken. Nunja es kommt ja meistens anders als man denkt…

Und so kam es dass ich eine Gruppe von motivierten peruanischen Highlinern und Outdoorfreaks kennenlernte, die genau das machen wollten, wovon ich schon lange träumte, aber nie die Möglichkeiten dazu hatte.

Einmal auf richtig hohe Berge zu gehen um dort meine Highline aufzubauen. Der Plan war auf über 5000m hoch zu gehen und an einem Schneebedeckten Grat am Yanapaccha die ersten Highlines auf über 5000m über dem Meeresspiegel aufzubauen. Ich war vor meiner Reise nach Peru niemals höher als 3500m und hatte nicht viel Ahnung was mich alles erwarten würde, aber meine anfänglichen Ängste wurden schnell durch das vertrauenserweckende Zureden von Alex und Mariano, kleiner und schließlich überwog eindeutig die Neugierde, ob ich auch in 5000m Höhe noch fähig sein würde eine Highline zu laufen.

In Peru angekommen, ging es zuerst zur Akklimatisierung zu ein paar Lagunen und Gletscher auf über 4000m und dann ins Basecamp auf knapp 4800m. Wir waren eine große Gruppe, 3 Slackliner, 3 Bergführer, 2 Kameramänner und ein paar Träger und Freunde waren auch mit dabei.

Im Basecamp angekommen verließ uns dann leider sämtliches Glück, welches wir mit dem Wetter bis dahin gehabt hatten und wir wurden erst mal ordentlich eingeschneit. Als dann an den kommenden zwei Tagen die Wolken kein einziges Mal aufrissen und es fast ununterbrochen Schneite oder regnete sank meine Stimmung langsam auf den absoluten Nullpunkt. Ich fragte mich was ich eigentlich in einem Zelt mitten im nirgendwo an irgendeinem Berg in Peru verloren hatte,… Ich bin doch Slackliner und kein Alpinist!

Am dritten Schlechtwettertag beschlossen wir dann trotz der Kälte eine kleine Highline nahe des Basecamps zu realisieren und so gelang mir meine erste Highlinebegehung in Peru. „Never Again“, der Name der Line, sagt eigentlich am besten wie ich mich zu diesem Zeitpunkt fühlte.

Bald war der Tag unserer geplanten Abreise nahe und ich hatte noch keinen einzigen Blick auf die umliegenden Berge werfen können, da die Wolkendecke undurchdringlich schien.

Am Letzten Tag wollten wir bei egal welchem Wetter zum Highlinespot auf 5200m Höhe aufsteigen und als wir am Morgen aus den Zelten krochen, traute ich meinen Augen erst nicht. Es schien doch tatsächlich die Sonne und man konnte schon die ersten Berge durch die vorbeiziehenden Wolken erspähen.

Mit diesem neuen Motivationsschub machten wir uns dann daran mit dem gesamten Equipment die verbleibenden 400 Höhenmeter über den Gletscher aufzusteigen und die Highline zu verankern. Wir fanden eine gute 21m lange Linie, bei der wir auf der einen Seite Haken in gutem Fels bohren konnten und auf der anderen Seite eine komplizierte Ausgleichsverankerung im Gletscher bauen konnten.

Unser Team funktionierte erstaunlich gut, als ob wir schon viele Highlines zusammen gemacht hätten und so stand ich am frühen Nachmittag dann auf der höchsten Highline der Welt und konnte ein Bergpanorama und 1000m Abgrund  unter mir genießen.

Auch wenn es aufgrund der Länge der Line nur ein kurzes vergnügen war, war es doch all den Aufwand wert. Irgendwie muss man wahrscheinlich schon etwas verrückt sein, wenn man eine Anreise von mehreren Tagen und ein  Tagelanges ausharren im Zelt auf sich nimmt um auf einem 20m langen Slackline Band zu balancieren. Zumindest muss man aber verrückt nach neuen Herausforderungen sein!

http://www.youtube.com/watch?v=TQdTVQbq710

Text: kletterszene.com / Lukas Irmler / Fotos und Video: Adidas