Salz, Sonne und roter Granit – Bouldern auf Åland

Das beste Bouldergebiet zwischen Finnland und Schweden findet man auf der Insel Åland. Früher ein Geheimtipp unter Boulderern aus Finnland und Schweden, zieht die kleine Insel inzwischen auch Mattenfreunde aus der ganzen Welt an. Und so kam es, dass ich gemeinsam mit vier Boulderfreunden aus Deutschland mit der Fähre auf der Insel ankam und wir uns auf die Suche nach dem roten Granit machten.

Åland ist etwas Besonderes, das wird einem schnell bewusst, sobald man Mariehamm betritt, die Hauptstadt der Insel. Die gemütliche Stadt mit ihren verwinkelten Gässchen und ersteckten Hinterhöfen versprüht schon fast das Flair einer italienischen Kleinstadt. Trotzdem verschoben wir es auf später, uns das Städtchen genauer anzuschauen. Erst mal wollten wir roten Granit unter den Fingern spüren! Also setzen wir uns in unser Mietauto und machen uns auf den Weg nach Geta, ans andere Ende der Insel. Auf unserer Fahrt dorthin fuhren wir vorbei an Obstgärten voll mit reifen, rotbackigen Äpfeln, und kleinen, versteckten Buchten. Hier und dort ragten kleine Felsklippen zwischen den Wäldern hervor, doch vielversprechende Kletterfelsen sahen wir bis zu diesem Zeitpunkt keine.

Auf der Straßenkarte, die wir nach unserem ersten Boulderspot durchforsteten, wirkte Åland recht groß und weitläufig. Umso erstaunter waren wir, als wir schon nach weniger als einer Stunde Fahrt Geta erreichten, einen Ort am anderen Ende der Insel. Nachdem wir in der wunderschönen Dånö Strandvillar, unserem Domizil für die nächsten sieben Tage, angekommen waren, wurden per Laptop und Bouldertopo die nächsten Tage geplant. Der Plan stand schnell fest: Fågelberget, Kasviken, Ruhetag, Djupviksgrottorna, Kasviken, Gunnarsklint und Heimfahrt. Das erste Ziel sollte Fågelberget sein, wir wollten den längsten Zustieg gleich am ersten Tag hinter uns bringen – 4Km, oder auch mal länger, wenn man nicht direkt den Weg findet, wie es uns passiert ist.

Fågelberget

Der erste Tag auf der Insel – es war kühl und windig, wir schulterten die Crashpads und nach etwas mehr als einer Stunde Marsch erreichten wir den Puerto Rico Block, unser Basecamp für den Tag. Einfache Blöcke zum Aufwärmen, einige Highballs und schöne Linien zum Projektieren liegen hier nah beieinander. Neverland, Varas, der Highball Over the Moon und Life is Good – die Liste der Boulder-Schmuckstücke in der Nähe des Puerto Rico Blocks ist lang und nach einem erfolgreichen ersten Tag machten wir uns glücklich und zufrieden auf den Weg zurück in unser Ferienhaus.

Kasviken

Nach dem langen Zustieg des ersten Tages waren die Blöcke in Kasviken schnell erreicht. Nach nur zwei Minuten Fußmarsch standen wir im Hauptsektor Dodo und bestaunten die vielversprechenden Linien von Dodo (8a+) und Dodo Stand (7c), Slobodan Syddovich (7c) und Nitro (8b). Aber auch leichtere Boulder wie der Highball Vittu Saatana Perkele (6c)
Yellow Calx (6a+), sowie knapp 60 weitere Boulder hielten uns den Tag über beschäftigt. Zwischendurch stärkten wir uns mit selbst gepflückten Blaubeeren und Preiselbeeren, die dort in Hülle und Fülle wachsen.

Gunnarsklint

Gunnarsklint ist ein relativ neuer Sektor, nur wenige Kletterer haben bisher den Weg in diesen etwas entlegenen Sektor gefunden, das zeigt sich auch an den teils ziemlich zugewachsenen Blöcken. Dies ist zum Teil wohl auch dem 45-minütigen, mühsamen Zustieg durch den Wald zu verdanken. Viele Blöcke warten hier noch darauf, erstbegangen zu werden, aber wir hielten uns zunächst an unser Guidebook. Zum Glück hatten wir gute Bürsten dabei, und nach einiger Putzerei fielen unter anderem La Société du Cochon (7a+), Superdyno SDS (7a+) und Väliinputoaja (7a).

Djupviksgrottorna

Djupviksgrottorna, oder auch Grottan, ist mit über 100 Bouldern der größte Sektor auf Åland. Der zwei Kilometer lange Zustieg startet am Café Soltuna und führt über einen gut ausgewiesenen Wanderweg zum ersten Block Geta Life. Nach Voodoo (7a) und Geta Life sitstart (7b+) waren die Muskeln warm und wir wagten uns an Paskapäivä sitstart (8a) und Normipäivä sitstart (8b). 200 Meter weiter wartet der Sektor Hammas. Einige der schönen Linien dort sind Hammas Finger Crack (7b), Hammas Peikko sitstart (8a) und Drakguld sitstart (8a).

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Hinkommen und Rumkommen

Åland erreicht man in sechs Stunden mit der Fähre (Viking Line) von Turku nach Mariehamn (Infos unter www.vikingline.com). Mariehamn hat auch einen Flughafen, der sowohl von
Schweden, als auch von Finnland angeflogen wird (zum Beispiel über www.finnair.com oder www.nextjet.se). Allerdings kostet die Mitnahme von Crashpads im Flugzeug extra.Auf der Insel hat sich ein Mietwagen von Vorteil erwiesen, da die Bouldergebiete gute 45 Minuten von Mariehamn entfernt, und nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Finn-Rent in Helsinki stellt hier bezahlbare Mietwägen in großer Auswahl zur Verfügung (www.finnrent.fi).

Topo

Der Southern Finland Bouldering Guide bietet exzellente Informationen zu den Bouldergebieten in den Wäldern und den Küstengebieten. 27crags.com dagegen ist eine hilfreiche Informationsquelle für neuentdeckte Sektoren und Boulder. Wer jenseits der bekanntesten Sektoren – Fågelberget, Kasviken and Djupviksgrottorna – bouldern will, druckt sich am besten die entsprechenden Topos von der Webseite aus und schreibt sich die Geo-Koordinaten dazu auf. Einige der neueren Sektoren haben bisher wenige Besucher gesehen, so dass neben einer (Stahl-)bürste auch ein ausreichendes Maß an Navigations-Erfahrung von Vorteil ist.

Djupviksgrottorna, Kasviken und Fågelberget sind Drei-Sterne-Gebiete, die feinste Boulder ab 6b+ zu bieten haben. Auch anspruchsvollere Boulder gibt es zuhauf, und mit Gamer Over sitstart (7c), Mongooli sitstart (8a), Dodo sitstart (8a+), Neverland (7c), Living the Dream (8b+), Normipäivä (8b) und Drakguld sitstart (8a) ist schnell ein Tag gefüllt.

Wo schlafen?

In und rund um Geta gibt es eine große Auswahl an unterschiedlichen Unterkunftsmöglichkeiten. Wir residierten in der schönen Dånö Strandvillor, die mit allem Nötigen und mehr ausgestattet ist. Mit Sauna, großer Küche, gemütlichem Wohnzimmer, Terrasse mit tollem Ausblick auf’s Meer, sowie kostenlosem WLAN ließ es sich hier gut aushalten. Das Haus ist für sechs bis neun Personen ausgelegt und kostet ab 900Euro pro Woche. Infos gibt’s hier
Für andere Unterkünfte: www.visitaland.com/en/service_category/stay-en/

… und sonst?

Sonnencreme, ausreichend Wasser, und Snacks sind Dinge, die man dabei haben sollte. Åland ist voll von Zecken die auch Überträger von Borreliose sein können. Deshalb sollte man den Körper abends gründlich auf die kleinen Blutsauger untersuchen, um dieser Gefahr zu entgehen.

Es gibt keinen Klettershop auf der Insel, daher sollte genug Chalk, Bürsten und Crashpads mitgebracht werden. Für Ruhe- und Schlechtwettertage liefert die Webseite www.visitaland.com
jede Menge Inspiration. Wir haben eine alte Ruine besichtigt, waren Minigolfen, Schwimmen und Kajakfahren. Außerdem bietet die Insel tolle Möglichkeiten für Radtouren!

The End?

Meine vier deutschen Freunde und ich hatten eine super Zeit auf Åland . Wir kletterten schwere Boulder, genossen tadelloses Wetter mit knapp 20° mitten im September und sternklaren Nächten mit der Milchstrasse am Himmel. Zahlreiche Saunagänge entspannten Muskeln und lösten die Gedanken nach anstrengenden Bouldertagen. Die roten Felsen, die auf den ersten Blick an Sandstein erinnern, aber tatsächlich aus feinstem Granit bestehen, sind auf jeden Fall einen Besuch wert, und wir werden definitiv auf diese Insel zurückkehren. Schließlich gibt es hier noch jede Menge Boulder, die es zu entdecken gibt!

In etwa zwei bis drei Wochen wird es auch eine längere Version des Videos geben, hier schon mal ein Vorgeschmack…

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Video-Link: https://vimeo.com/135124149