Alex Megos im Interview

Alex Megos Kletterweltmeisterschaft 2019 Foto: Suguru Saito / Red Bull Content Pool

Er zählt zu den besten Felskletterern der Welt. Bei der diesjährigen WM in Japan holte sich der 26-jährige Ausnahmeathlet aber nicht nur “erwartungsgemäß” eine Medaille  beim Lead – er gewann Silber. Sondern löste sich auch als bislang erster und einziger deutscher Kletterer das Ticket für eine Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio im kommenden Jahr.  Alexander Megos!

KS.com: Glückwunsch! Hast du inzwischen realisiert, dass du bei den Olympischen Spielen starten wirst?

Alex Megos: Vielen Dank! Ich denke, vollends realisieren werde ich es erst, wenn ich nächstes Jahr in Tokio bin und alles live miterleben kann.

War diese WM für dich dein bislang wichtigster Wettkampf?

Alex Megos Kletterweltmeisterschaft 2019 Foto: Suguru Saito / Red Bull Content Pool

WM ist natürlich immer der größte Wettkampf im Jahr und zudem war diese WM auch noch Qualifikation für Olympia. Insofern war das sicher bis dato mein wichtigster Wettkampf. Das wird im Moment vermutlich auch nur durch Olympia selbst übertroffen werden können.

Du bist der erste und bislang einzige deutscher Starter in Tokio: ist das etwas ganz Besonderes für dich?

Für mich ist die Besonderheit nicht, dass ich der erste und bislang einzige deutsche Starter bin, sondern die Tatsache, dass ich mich schon direkt bei der WM qualifiziert habe. Das Starterfeld war riesig und vollgepackt mit unglaublich starken Klettern, von denen sehr viele die Chance hatten, sich bei der WM für Olympia zu qualifizieren. Ich kann mich glücklich schätzen, einen richtig guten Tag gehabt zu haben.

Wie findest du eigentlich das Olympia-Format? Platz 1 bei Speed im Combined-Finale hat automatisch Teilnahme bei den Olympischen Sommerspielen bedeutet. Kritiker sagen, dass gute Speedkletterer aber nicht unbedingt gute Kletterer sein müssen…

Das ist eine sehr umfangreiche und heikle Frage. Ich bin immer noch etwas skeptisch, allerdings nicht aus dem Grund, dass der Erstplatzierte im Speed ein Olympia-Ticket hat. Ich finde, bei Olympia sollten die Weltbesten vertreten sein und es ist unser aller Anliegen, unseren Sport auf einer so großen Bühne wie Olympia bestmöglich zu präsentieren.

Als das neue Format vorgestellt wurde, hatte ich folgende Bedenken: Es waren zum damaligen Zeitpunkt noch etwa drei Jahre bis Tokio 2020. Drei Jahre sind nicht viel Zeit, um ein komplett neues Format soweit zu testen und zu perfektionieren, um es dann bei Olympia makellos präsentieren zu können. Durch die mangelnde Erfahrung war ein reibungsloser Ablauf bei Wettkämpfen und dann letztendlich auch bei Olympia ein riskantes Unterfangen.  Aber diese Bedenken haben sich nicht wirklich bewahrheitet: Hachioji war top organisiert.

Ein anderes Problem war,  dass die Athleten mit einem Format konfrontiert wurden, mit dem viele nicht wirklich zufrieden waren. Natürlich haben viele Lead-Kletterer auch schon früher bei Boulderwettkämpfen teilgenommen und anders herum. Aber so richtig ernst wurde diese Geschichte erst mit dem Olympic-Combined Format. Nun mussten drei Disziplinen trainiert werden und eine Teilnahme bei Wettkämpfen war quasi obligatorisch. Aber so ist das eben und mittlerweile kann ich der Neuausrichtung meines Trainings auch positive Seiten abgewinnen.

Wo siehst du inzwischen noch Probleme?

Alex Megos Kletterweltmeisterschaft 2019 Foto: Suguru Saito / Red Bull Content Pool

Das größte Problem sehe ich inzwischen in der Attraktivität der Sportart für den Zuschauer. Die meisten Athleten repräsentieren mindestens eine Disziplin, in der sie nicht Weltklasse sind. Zum Beispiel schneiden Speedkletter-Spezialisten im Bouldern und im Lead meist schlecht ab und genauso anders herum sind viele Boulderer und Lead-Kletterer im Speed weit entfernt von der Weltspitze. Damit besteht die Gefahr, dass einige der weltbesten Athleten in den einzelnen Disziplinen nächstes Jahr in Tokio nicht vertreten sein werden. Andererseits erfordert das Combined-Format eine Vielseitigkeit, wie sie im Klettern eigentlich selten zu finden war. Wir sehen sozusagen die „Zehnkämpfer der Kletterwelt“. Alles scheint gerade im Fluss zu sein und wie man hört, ist in Paris 2024 ja schon ein anderes Format geplant, bei dem in einer reduzierten Kombination aus Lead und Bouldern sowie im Speed um jeweils einen Medaillensätzen gekämpft wird.

Noch mal kurz zu Speed: deine Zeit im Finale war mit 7,57 Sekunden deine persönliche Bestzeit. Bei den ersten Weltcups hast du noch deutlich länger gebraucht. Hast du inzwischen Gefallen am Speed gefunden?

Zwischen den ersten Weltcups und der WM waren ja doch ein paar Monate Zeit, in denen ich hin und wieder auch mal Speedklettern war. Meine persönliche Bestzeit mit 7,57 hat mich dann trotzdem sehr überrascht. Ich dachte, dass maximal eine 7,8-Zeit drin gewesen wäre, wenn alles perfekt läuft. Gefallen am Speedklettern ist jetzt vielleicht übertrieben, aber es ist eine Herausforderung, die ich angenommen habe.

Dass du bei Lead auf dem Podest gestanden bist, war keine wirkliche Überraschung. Aber mit deinem 1. Platz beim Bouldern in der Combined-Quali hast du viele überrascht. Lagen dir die Boulder einfach? Oder hattest du an diesem Tag einen richtigen guten Lauf?

Alex Megos Kletterweltmeisterschaft 2019 Foto: Suguru Saito / Red Bull Content Pool

Im Combined-Finale musstest du dann wegen einer Fingerverletzung aufgeben. Wie geht’s dem Finger inzwischen?

Ich denke beim Bouldern ist es immer eine Frage der Zeit, bis alles zusammenkommt. Die Boulder müssen einem liegen und man muss es schaffen, es beim Wettkampf auf den Punkt zu bringen. Das ist mir dieses Mal ganz gut gelungen.

Er ist noch dran.

Du bist bekennender Sushi-Liebhaber: wie viele von den Dingern hast du in den vergangenen Wochen gegessen?

Auf jeden Fall genug würde ich sagen ;-). Das muss man schon ausnutzen, wenn man in Japan ist.

Das Ticket für Tokio hast du ja jetzt. Was ist als Nächstes bei dir geplant? Wieder mal Felsklettern?

Durch meine frühzeitige Qualifikation kann ich den Rest des Jahres etwas entspannter angehen. Ich habe aber noch keine konkreten Pläne, was schon seit einer ziemlich langen Zeit nicht mehr vorgekommen ist. Insofern schauen wir einfach mal, was die Zeit so mit sich bringt.

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Video-Link: https://youtu.be/5EXaZ6Va_ew