Janja Garnbret und Jakob Schubert gewinnen die Combined World Championships in Innsbruck

Ein hochkarätiges Teilnehmerinnenfeld traf sich am Sonntag in der Olympiaworld von Innsbruck zum Testlauf des zukünftigen Olympischen Formates, welches aus allen drei Disziplinen des Sportkletterns besteht. Nacheinander galt es, im Speed möglichst schnell die 15m hoch zu klettern, im Bouldern vier Probleme zu lösen und abschliessend im Lead eine Route möglichst hoch zu klettern. Die sechs Athletinnen und Athleten mussten sich im Verlaufe der WM für diesen begehrten Schlussevent qualifizieren.

Am letzten Wettkampftag und vor mehr als 4500 Zuschauern galt es, nochmals sämtliche Kräfte zu mobilisieren und die verschiedensten Blessuren zu ignorieren.  Denn die sechs vielseitigsten Damen und Männer dieser WM kletterten um Gold in der Kombination. Die beiden Lokalmatadoren Jessica Pilz und Jakob Schubert zeigten einen überragenden Auftritt und gewannen bei den letzten Bewerb der Kletter-WM 2018 Bronze und Gold. Jakob „Joggl“ Schubert holte vor Adam Ondra und Jan Hojer, seinen zweiten Titel bei dieser WM. Auch Jessica Pilz entzückte ein weiteres Mal das Heimpublikum, mit dem 3. Platz und dem Gewinn von Bronze Medaille. Als Siegerin konnte sich die Boulder-Weltmeisterin Janja Garnbret die zweite Goldmedaille sichern. Sa Sol gewann überraschend Silber.

 

Traumstart im Speed für Sol Sa und Jessica Pilz

Nach ihrem Fehlstart in der Qualifikation musste Jessica Pilz gegen die schnellste Kombiniererin dieser WM ran. Miho Nonaka (JPN) gewann das Duell, Pilz stieg als schnellster „Loser“ dennoch ins Halbfinale auf, wo wieder Nonaka wartete. Dieses Mal machte Nonaka im unteren Teil einen Fehler und Pilz gewann überraschend das Duell. Nachdem im Finale Sol Sa die Nase vorn hatte, ging Pilz auf dem zweiten Zwischenrang in die zweite Runde. Top-Favoritin Janja Garnbret belegte im Speed den 5. Rang.

 

Janja Garnbret im Bouldern nicht zu schlagen

Janja Garnbret zeigte im Bouldern ihre Klasse. Die Weltmeisterin verbuchte vier Tops in nur sieben Versuchen. Damit ging sie deutlich ausgeruhter in die Vorstieg-Runde als alle Konkurrentinnen. Sol Sa boulderte überraschend auf Rang zwei. Damit belegte sie mit zwei Punkten Zwischenrang eins, wodurch ihr schon vor dem Vorstieg Silber oder Gold sicher war. Jessica Pilz musste sich im Bouldern mit Rang sechs begnügen. Akiyo Noguchi, Petra Klingler und Miho Nonaka konnten im Bouldern keinen Boden gut machen.

 

Jessica Pilz und Janja Garnbret mit Top im Vorstieg

Im Lead war allen Finalistinnen die Erschöpfung anzumerken. Athletische Züge führten zu einem Sprung, den alle meisterten. Danach ging es an Leisten in die Schlusspassage. Die hier geforderte Kraft konnten nur mehr Pilz und Garnbret aufbringen. Pilz toppte die Finalroute und sorgte so für ein perfektes Finish einer sehr starken WM mit zwei Medaillen. Die Weltmeisterin im Vorstieg holte sich die Bronze-Medaille. Janja Garnbret kletterte ebenfalls zum Top und sicherte sich Gold, weil Sol Sa das Top nicht erreichte. Garnbret jubelte über ihre dritte WM-Medaille: „Es war eine sehr interessante Erfahrung. Das olympische Format ist für uns alle neu und erfordert sehr viel Ausdauer. Ich wusste nach dem Speed, dass ich angreifen muss. Ich bin sehr glücklich, dass es so gut funktioniert hat!“ Auf die Frage, ob sie für Tokio jetzt die Top-Favoritin sei, sagte die Slowenin: „Ja, vielleicht!“

Jessica Pilz erklärte im Anschluss: „Es war sehr intensiv. Beim Aufwärmen habe ich mir schon gedacht, dass es sehr interessante drei Stunden werden. Im Speed hatte ich ein bisschen Glück, dafür ist es im Bouldern gar nicht gelaufen. Im Vorstieg konnte ich auf meine letzten Reserven zurückgreifen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden!“

Petra Klingler meinte nach dem Finale; „Es ist nicht ganz so herausgekommen, wie ich mir das gewünscht hatte. Aber es hat sehr viel Spass gemacht. Für mich war es wichtig, hier dabei zu sein, dieses Format einmal vor Publikum zu klettern und im Hinblick aufs nächste Jahr weiss ich nun, woran ich noch arbeiten muss“. Sie belegte hinter Akiyo Noguchi. und Miho Nonaka  den sechsten Rang.

Nach dem Damen Finale betraten am Nachmittag die besten sechs Männer der Vortage die Bühne. Nach der unglaublichen Show am Vormittag war die ausverkaufte Olympia World ein Hexenkessel der kaum erwarten konnte bis es losging. Denn alleine die Namen Adam Ondra, Jan Hojer, Jakob Schubert und die drei Japaner Kai Harada, Tomoa Narasaki und Kokoro Fujoo waren schon eine Garantie für Spannung bis zum letzten Griff.

 

Zwischenrang 2 im Speed für Jakob Schubert

Nachdem ihm in der Qualifikation ein Fehlstart unterlaufen war, musste Jakob Schubert gegen Tomoa Narasaki antreten. Der Japaner ist der mit Abstand schnellste Kombinierer. Nachdem dieser einen Fehlstart hinlegte, stieg Schubert auf. Im Halbfinale legte der Tiroler mit 7.53 Sekunden eine sehr starke Zeit hin, die ihn ins Finale beförderte. Dort unterlief ihm früh ein Fehler, weshalb er sich Jan Hojer (GER) geschlagen geben musste.

 

Jakob Schubert mit unwiderstehlichem Auftritt im Bouldern

Im Kombinationsfinale standen die drei letzten Boulder Weltmeister: Kai Harada, Tomoa Narasaki (beide JPN) und Adam Ondra (CZE). Mit einem unwiderstehlichen Auftritt gewann Jakob Schubert sensationell die Runde. Der Lokalmatador schien wie beflügelt und bezwang alle vier Boulder in nur acht Versuchen. Nur noch Adam Ondra schaffte in der abwechslungsreichen Runde vier Tops. Damit war Jakob Schubert Bronze sicher. Er hatte mit zwei Punkten nach zwei Runden eine exzellente Ausgangslage. Und das, obwohl seine Paradedisziplin noch kommen sollte.

 

Jakob Schubert sichert sich im Vorstieg souverän Gold

Im Vorstieg war den drei japanischen Finalisten anzumerken, dass ihre Stärken im Bouldern und im Speed liegen. Weil ihnen in diesen Disziplinen zuvor wenig gelungen war, konnten sie nicht mehr in die Medaillen-Entscheidungen eingreifen. Adam Ondra stieg auf Zwischenrang drei in die Route ein. Er legte vor und kletterte bis zum vorletzten Zug. Nachdem Jan Hojer beim 26. Griff stürzte, war klar, dass Schubert für Gold „nur“ den 27. Griff halten musste. Der Innsbrucker riskierte nichts und kletterte bis in die Schlussplatte, ehe er am 37. Griff stürzte. Das österreichische Aushängeschild wusste um seine historische Tat und feierte schon beim Ablassen. Noch vor der Siegerehrung fasste Schubert seine Gefühle in Worte:

Das war das Sahnehäubchen einer unfassbaren WM. Ich war schon überglücklich, im Kombifinale überhaupt dabei zu sein. Dass ich jetzt Gold geholt habe ist einfach unglaublich. Viel besser kann es mir nicht aufgehen. Es war ein sehr starkes Feld, vor allem im Bouldern. Es hätte wohl kaum einer gedacht, dass ich das Bouldern für mich entscheide. Ich wusste, dass ich im Vorstieg nicht bis ganz rauf muss, sondern nur den einen oder anderen Konkurrenten schlagen muss. Während dem Klettern habe ich schon die vielen Zurufe aus dem Publikum gehört, so dass ich schon beim Ablassen feiern konnte. Unglaublich, besser geht es nicht.

 

IFSC Combined World Championships in Innsbruck 2018

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Damen:

1 GARNBRET Janja SLO
2 SA Sol KOR
3 PILZ Jessica AUT

4 NOGUCHI Akiyo JPN
5 NONAKA Miho JPN
6 KLINGLER Petra
7 GEJO Stasa SRB
8 KOTAKE Mei JPN
9 KIM Jain KOR
10 RUDZINSKA Aleksandra POL
11 HAYES Margo USA
12 STÖCKLER Laura AUT
13 SHIRAISHI Ashima USA

24 LETTNER Sandra AUT

27 KOLLER Anne-Sophie SUI

40 KÜMIN Andrea SUI

45 BESTVATER Alma GER

67 VALENZUELA Antonia CHI
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Männer:

1 SCHUBERT Jakob AUT
2 ONDRA Adam CZE
3 HOJER Jan GER

4 HARADA Kai JPN
5 NARASAKI Tomoa JPN
6 FUJII Kokoro JPN
7 MAWEM Mickael FRA
8 NARASAKI Meichi JPN
9 LEHMANN Sascha SUI
10 CHON Jongwon KOR
11 MEGOS Alexander GER
12 KRUDER Jernej SLO

18 SKOFIC Domen SLO

27 FLOHÉ Yannick GER

30 VOGT Dimitri SUI
31 SUGIMOTO Rei JPN

36 PARMA Georg AUT

87 TSIAOUSIS Orfeas GRE
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Video-Link: https://youtu.be/mWXKWXdcYpQ
    Text: Ben Lepesant, Schweizr Alpin Club, Kletterszene Foto: © IFSC/Sytse van Slooten, © IFSC/Sytse van Slooten, Johann Groder
  • Beitragsdatum 17. September 2018