Anna Stöhr und Jakob Schubert feiern Heimsiege beim Boulder Weltcup in Kitzbühl [Bericht, Ergebnisse]
Viel besser hätte die Weltcuppremiere in Kitzbühel nicht verlaufen können. Die zahlreichen Zuschauer verwandelten den Sportpark Kitzbühel Samstag in den späten Abendstunden in ein Tollhaus und Österreichs Kletterasse Jakob Schubert und Anna Stöhr dankten es dem Publikum mit zwei Heimsiegen.
Das bisher größte DAV-Team der Saison rückte beim dritten BWC 2013 gleich mit zehn Athleten an. Neben dem Stammkader um Juliane Wurm, Monika Retschy, Jan Hojer und Jonas Baumann, kamen diesmal auch Lena Herrmann, Afra Hönig, Friederike Petri,Thomas Tauporn, Jonas Winter und Stefan Danker zum Einsatz.
Die Qualifikation am Freitag wurde zum Zitterspiel bei vielen Teams und sorgte für einige graue Haare mehr bei so manchem Trainer. Im deutschen Team schaffte Monika Retschy nach ihrem knappen Halbfinaleinzug beim letzten Weltcup in Millau (FRA) nun in Kitzbühel erneut mit dem 18. Platz in der Qualifikation einen knappen Halbfinaleinzug. Juliane Wurm machte es zur Freude des Bundestrainers Udo Neumann weniger spannend und zog souverän in die nächste Runde ein. Für Lena Herrmann, Friederike Petri und Afra Hönig war der Wettkampf leider nach der ersten Runde beendet – für die Newcomerinnen im Team ging es vor allem um internationale Erfahrungen. Ähnlich erging es einem ganz großen Athleten des Bouldersports: Kilian Fischhuber (AUT) übersah bei einem Boulder eine entscheidende Kante was zu „nur“ 4 gekletterten Bouldern in 6 Versuchen in dieser Runde führte. Zu wenig für seine Gruppe, hier waren mindestens 4 Flashs beziehungsweise 5 Boulder nötig, um den Einzug in die nächste Runde zu schaffen. Bei den deutschen Herren konnten sich gleich drei für das Halbfinale qualifizieren: Thomas Tauporn, Stefan Danker und Jan Hojer erledigten die gestellten Aufgaben souverän. Jonas Baumann erwischte leider nicht seinen besten Tag und musste sich mit Platz 43 begnügen. Jonas Winter, der drittplatzierte der Junioren-Europawertung 2012, überzeugte in der Qualifikation, konnte aber einen der fünf Qualifikationsboulder nicht klettern, was bei einem derart starken Starterfeld Platz 39 bedeutet. Das er mit den großen der Szene mithalten kann war deutlich sichtbar und man kann gespannt sein, ob ihm bei einem der nächsten BWCs bereits der Sprung ins Halbfinale gelingt.
Im Halbfinale konnten die beiden deutschen Mädels leider nicht ihr volles Potential abrufen. Juliane Wurm und Monika Retschy verpassten den Einzug ins Finale mit den Plätzen 11 und 16. Dafür konnte die deutschen Herren für Aufsehen bei den Teams sorgen: Nur Thomas Tauporn und der amtierende Weltmeister Dmitrii Sharafutdinov (RUS) konnten alle vier Halbfinalboulder klettern, dies bedeute für den Schwäbisch-Gmünder den Einzug ins Finale. Jan Hojer hätte mit einem Versuch weniger bei einem Top ebenfalls einen Platz im Finale sicher gehabt und Stefan Danker belegte einen sehr guten 11. Platz. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand fest, dass dies eines der besten Ergebnisse für den deutschen Kader seit langer Zeit sein wird.
Im Finale wurden die Herren dann von dem Routenbauerteam um Percy Bishton (UK) vor fast unlösbare Probleme gestellt. Ganz im Gegensatz zu den Finaldamen, bei denen ein Flash fast Pflicht war. Thomas Tauporn musste sich mit vier Bonuswertungen und keinem gekletterten Boulder zufrieden geben, was am Ende aufgrund der sehr harten Boulder immer noch für den starken 4. Platz reichte. Als um kurz vor 22 Uhr Jakob Schubert am Topgriff des vierten Finalboulders die Faust zum Jubel ballte, war die Stimmung im Sportpark Kitzbühel nahe am Siedepunkt. Schubert war bis dahin der einzige Finalist der zwei Finalboulder toppen konnte und somit stand dem ersten Heimsieg des amtierenden Vorstieg-Weltmeisters eigentlich nichts mehr im Wege. Doch wenig später wurde Schubert, der bereits die ersten Gratulationen entgegen genommen hatte, von der Jury darüber informiert, dass er bei der Topbegehung an Boulder Nummer drei – den er als einziger Finalist toppen konnte – nicht die richtige Startposition eingenommen hatte. Ausgepowert vom kräfteraubenden Finale wurde Schubert eine kurze Erholungspause von der Jury eingeräumt, bevor er noch einmal für 2min13sec die Chance bekam, den dritten Finalboulder ein weiteres Mal als einziger Athlet zu toppen. Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch betrat Schubert erneut die Finalbühne und löste den Boulder bereits nach knapp 30 Sekunden im ersten Versuch. Das Publikum tobte und Schubert durfte den bereits sicher geglaubten Heimsieg ein zweites Mal bejubeln.
„Heute scheint ein spezieller Tag zu sein. Zuerst muss ich das erste Mal überhaupt einen Boulder noch einmal klettern und dann darf ich auch gleich noch über den ersten Weltcupsieg in Österreich feiern. Dieser Sieg ist auf alle Fälle etwas ganz Besonderes!“ war Schubert nach dem Final-Thriller in Feierlaune.
Anna Stöhr bleibt auch im dritten Weltcupbewerb der Saison 2013 das Maß aller Dinge bei den Damen. Mit vier Flashs (Lösung des Boulders im ersten Versuch) war Stöhr in Kitzbühel einmal mehr nicht zu schlagen. Dauerrivalin Akiyo Noguchi (JPN) machte es Stöhr jedoch alles andere als leicht, da die Japanerin ebenfalls alle Finalboulder flashte. Noguchi, nach dem Halbfinale Dritte und Stöhr Zweite, legte im Finale – in dem im umgekehrter Reihenfolge des Halbfinals gestartet wurde – jeweils vor und Stöhr musste im Kampf um den Tagessieg nachziehen. Platz drei ging an die US-Amerikanerin Alex Pucchio, die ebenfalls alle vier Finalboulder toppen konnte, hierfür jedoch insgesamt sechs Versuche benötigte.
„Zu Hause gewinnen ist einfach am Schönsten. Ein Dank dem Publikum für die super Stimmung, das hat mich richtig gepusht!“ strahlte Stöhr nach getaner Arbeit.
Aber auch Katharina Saurwein bewies einmal mehr, dass sie wieder zur absoluten Weltspitze gehört. Mit zwei Tops im Finale konnte Saurwein auf den sechsten Tagesrang bouldern und war somit in allen drei bisherigen Weltcups unter den Top-8 platziert.
Gelungene Weltcuppremiere in Kitzbühel
Nicht nur aus sportlicher Sicht verlief der Boulderweltcup in Kitzbühel sehr erfolgreich. Das Zuschauerinteresse hat die Erwartungen übertroffen und auch aus organisatorischer Sicht darf ein sehr positives Resümee gezogen werden.
„Der OeAV Kitzbühel als durchführender Verein und die Stadt Kitzbühel sind dem Ruf, der Kitzbühel als Austragungsort von hochkarätigen Sportveranstaltungen vorauseilt, mehr als gerecht geworden. Die International Federation of Sportclimbing fand in der Abschlussbesprechung nur lobende Worte für die Weltcuppremiere in KItzbühel, die wir gerne an den OeAV Kitzbühel und die Stadt weitergeben!“ freute sich auch ÖWK-Präsident Dr. Eugen Burtscher.
Thomas Gandler, OK-Chef des OeAV Kitzbühel, gab das Lob direkt an sein ganzes Team weiter. „Knapp 100 freiwillige Helfer haben in den letzten Wochen und Tagen einen tollen Job gemacht. Ich kann mich bei meinem Team nur bedanken!“
Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=_cAsvKCH4ek
Ergebnisse IFSC Boulder Worldcup Kitzbühel 2013
Damen:
1 Stöhr Anna AUT
2 Noguchi Akiyo JPN
3 Puccio Alex USA
4 Coxsey Shauna GBR
5 Markovic Mina SLO
6 Saurwein Katharina AUT
…
11 Wurm Juliane GER
…
14 Klingler Petra SUI
15 Johansen Therese NOR
16 Retschy Monika GER
17 Bacher Sabine AUT
…
21 Bacher Barbara AUT
…
25 Schwaiger Berit AUT
27 Gibert Fanny FRA
27 Stotz Rebekka SUI
29 Eppensteiner Madeleine AUT
…
31 Vollenwyder Anna AUT
…
41 Petri Friederike GER
…
49 Herrmann Lena GER
…
53 Hönig Afra GER
Herren:
1 Schubert Jakob AUT
2 Glairon Mondet Guillaume FRA
3 Sharafutdinov Dmitrii RUS
4 Tauporn Thomas GER
5 Lachat Cédric SUI
6 Kruder Jernej SLO
…
9 Hojer Jan GER
10 Becan Klemen SLO
11 Danker Stefan GER
12 Verhoeven Jorg NED
13 Feistmantl Christian AUT
14 Caleyron Thomas FRA
15 Lechner Mario AUT
16 Gullsten Anthony FIN
…
22 Fischhuber Kilian AUT
…
33 Ennemoser Lukas AUT
…
43 Baumann Jonas GER
…
45 Weiler Elias AUT
47 Baltrunas Kipras LTU
47 Rudigier Max AUT
…
53 Haiko Jan AUT
…
67 Jörg Guntram AUT
Der nächste IFSC Boulderweltcup findet am 11./12. Mai 2013 im slowenischen Log-Dragomer statt bevor eine Woche später der Weltcupzirkus nach Österreich zurückkehrt. Am 17./18.Mai 2013 findet im Rahmen des Blocmaster Boulder Festivals am Innsbrucker Marktplatz zum zweiten Mal ein IFSC Boulderweltcup statt. Alle Informationen hierzu findet ihr – HIER –
Text. Michael Schöpg (OeWK), Christoph Gabrysch (DAV), kletterszene.com Quelle: IFSC Fotos: Heiko Wilhelm (ÖAV), Elias Holzknecht und Andreas Aufschnaiter( DAV)