Simon Lorenzi wiederholt Burden of Dreams (9A)
Acht Züge trennten Simon Lorenzi (und alle anderen, die sich noch an diesem Meilenstein der Bouldergeschichte versuchen werden) bisher von seinem Lebenstraum Burden of Dreams (9A). Bis vorgestern: Denn am 27. Dezember sorgte der Belgier dafür, dass Nalle Hukkataivals Testpiece von 2016 – und die erste 9A der Welt – jetzt auch auf seiner Tickliste steht.
From being something not even imaginable in my craziest dreams not a long time ago to the achievement of a life goal.
Simon über Burden of Dreams bei Instagram
Dritte 9A für Simon Lorenzi
Der 25-Jährige sichert sich damit nach Will Bosis Durchstieg im April diesen Jahres die zweite Wiederholung des legendären Boulders und bestätigt wie auch Bosi dessen Schwierigkeit im magischen Grad. Mit seiner insgesamt dritten 9A (nach Alphane und seinem FA von Soudain Seul, dem Sitzstart des Bleau-Klassikers The Big Island) trägt sich Lorenzi außerdem als erster Kletterer in die Annalen ein, der so viele Boulder in diesem Grad begehen konnte. Während Alphane im allgemeinen Konsens bei 9A steht, wurde Soudain Seul von den beiden bisherigen Wiederholern einmal bestätigt (Camille Coudert) und einmal auf 8C+ abgewertet (Nico Perloson).
Mehr als 40 Tage Kampf im Schnee
Simons Wiederholung von Burden ist der Lohn eines über 40-tägigen Investments in das Projekt. Nach einer langen und plastiklastigen Worldcup-Saison reiste er im November zum ersten Mal nach Lappnor, Finnland, um sich dort voll und ganz unter eisigen Bedingungen der Linie am etwa vier Meter hohen Block zu widmen. Erste Links waren vielversprechend, und noch vor einer Woche teilte der Belgier auf Instagram seinen Highpoint, der ihn am letzten Griff fallen zeigte. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der Boulderspezialist aus Belgien erfolgreich durch die leistige 45°-Oldschool-Kletterei kämpfen würde.
Ein gutes Jahr für Burden of Dreams
Dass es 2023, sieben Jahre nach Nalles Erstbegehung, gleich zwei Wiederholungen der ikonischen Linie gab, kann man durchaus als Sinnbild für die rasante Entwicklung des Sports und seiner Athlet*innen verstehen: Auch in diesem Jahr haben wir wieder über zahlreiche Wiederholungen von Bouldern und Routen in extremen Schwierigkeiten berichtet: Allein Jakob Schubert demonstrierte 2023 mit seinem FA von B.I.G (9c) und seiner Wiederholung von Alphane (9A), aber auch seiner Olympiaqualifikation in Bern, wozu Top-Athlet*innen des Sports mit und ohne Seil fähig sind. Und auch Simon Lorenzi, Brixens Boulder-Europameister von 2022, zeigt wieder einmal, dass sich Höchstleistungen an Fels und Plastik überhaupt nicht gegenseitig ausschließen – ganz im Gegenteil.
Auch wenn wir deshalb jetzt nicht zukünftig mit zwei Burden-Wiederholungen pro Jahr rechnen, gibt es trotzdem Kandidaten, bei wir 2024 ganz genau hinschauen werden: Denn auch Stefano Ghisolfi, Shawn Raboutou und Giuliano Cameroni haben schon einige Felsmeter in Lappnor gesammelt und waren ganz bestimmt nicht zum letzten Mal dort.