Scarpa Instinct VS im Test

INSTINCTVS-441x441Modell: Scarpa Instinct VS
Art: Slipper mit Klettverschluss
Sohle: XS Edge 3,5mm, VIBRAM®XS Edge
Obermaterial: Microfiber
Passform: anatomisch
Gewicht: 215 g (Gr. 40)
Einsatzbereich: Sportklettern, Bouldern, Indoor
Highlights: speziell für schwere Routen entwickelt, max. Performance auf Minileisten, max. Performance bei Heelhooks und Toehooks, merkliche Vorspannung, asymmetrischer Leisten /Schnitt, lange Haltbarkeit

Scarpa steht für hochqualitative Kletterschuhe und mit dem Instinct VS wird ein Highperformance Schuh für extreme Ansprüche angeboten. Der Scarpa Instinct VS gehört schon länger zum Sortiment und ist schon längst zum Klassiker für extreme Routen und Boulder geworden.
Neben seinen Modellkollegen Instinct Laces und der Slipperversion kombiniert der Instinct VS die Eigenschaften eines schellen Einstiegs und der engen Fixierung am Fuß mit dem Velcroverschluss. Die Performance des Schuhs überzeugt in Bereichen, wo man Präzise auf kleinen Tritten stehen muss oder gefühlvolle Hooks legen will. Außerdem zeichnet sich der Schuh durch seine lange Haltbarkeit aus.

Performance

Im Detail betrachtet kann der Instinct VS wie folgt für die einzelnen Anforderungen bewertet werden.

Performance auf Minileisten

Scarpa Instinct VS im Test auf MinileistenDer Schuh ist die ideale Waffe für schwere Routen und Boulder. Dank der Kantenstabilität und des Downturns lassen sich kleinste Tritte präzise treten, wobei die Kraft beim asymmetrischen Leisten ideal auf die Spitze übertragen wird und den Fuß unterstützt aber auch das Trittgefühl bestehen bleibt. In steilem Gelände kann man sich die Tritte regelrecht angeln und den Körper in Position ziehen. Der Instinct VS hat eine harte Gummimischung mit einer weichen Zwischensohle (XS Edge 3,5mm) was ihm dank der Bi-Tension Technologie eine gute Kantenstabilität und einen guten Torsionsschutz verleiht wobei hervorragende Reibungseigenschaften bleiben.20170826-G0242526

Das ausgezeichnete Trittgefühl wird nicht nur durch den Gummi, sondern durch den aufwändigen Schnitt („Mapping“) erreicht. Im Schuh finden sich keine Nähte an sensiblen Belastungsstellen, wie z.B. unter dem großen Zeh, wo am meisten Kraft auf die Tritte übertragen wird. Um dies zu erreichen ist der Schuh kompliziert geschnitten und vernäht um ideales Trittgefühl und dauerhafte und solide Stabilität zu liefern. (Ein Blick in den Schuh lohnt sich).

 

Fazit: Wer ideale Kraftübertragung für kleine Tritte mit ausreichend Unterstützung aber dennoch viel Trittgefühl sucht, ist mit diesem Schuh perfekt bedient. Auf kleinen Kieseln am Allgäuer Rottachberg oder winzigen Kanten im italienischen Karstkalk konnte mich der Schuh bei meinen schwersten Routen ideal unterstützen. High Performance statt Kompromiss.

Performance auf Reibung

Häufig erfordern steile Routen oder Boulder dass man auch mal auf Reibung stehen kann, sei es im plattigen Zustiegsgelände oder der wackeligen Ausstiegsplatte auf den Boulderblock. Für reine Reibungskletterei greift man sicherlich zu einem anderen Schuh mit weniger Vorspannung und weicherer Sohle, allerdings lässt der Instinct VS den Kletterer nicht im Stich. Spätestens wenn der Schuh etwas eingeklettert ist, haftet der Schuh auch sicher auf Reibungstritten. Hier unterstützt der Gummi optimal und der Schnitt des Schuhs, lässt trotz Vorspannung flächige Reibungstritte zu, ohne dass die Zehen extrem gequetscht werden.

Fazit: Kein Reibungskletterschuh an sich, allerdings flexibel genug um mit dem hervorragenden Gummi auch auf Reibung sicher stehen zu können.

Perfomance in Löchern

Aufgestellte Zehen und ein etwas breiterer Schnitt lassen es nicht zu tief in schmalen Löchern zu stehen. Allerdings unterstützt der Schuh mit seiner ausgezeichneten Kantenstabilität genug um sicheren Halt am Lochrand zu haben. Auch hier kann man das intelligente „Mapping“ des Schuhs spüren, wodurch das Trittgefühl auch bei Löchern ideal genutzt werden kann und man sich an die Löcher heranziehen kann auch wenn der Lochrand etwas abgerundeter ist. Mit dem Außenrist lässt es sich beim eindrehen dagegen dann etwas schwieriger stehen.

Fazit: Die Kombination aus Steifigkeit und Trittgefühl lässt auch engere Löcher frontal anstehen.

Scarpa Instict VS Test beim Hooken

20170826-GOPR2572Hier kann der Instinct VS neben seiner guten Trittperformance sein wahres können ausspielen. Die weiche vollgummierte Ferse bietet beste Voraussetzungen, um bei Heelhooks das richtige Feeling zu haben. Der Schuh „klebt“ am Fels und dank dem schmalen Schnitt bleibt der Fuß sicher im Schuh. Dabei ist der Gummi so gewählt, um optimale Reibung mit Felsgefühl zu verbinden. Im Prinzip ist die Ferse ähnlich aufwendig wie die Schuhspitze geschnitten und damit sehr gut an die Ferse angepasst, sodass auch hier die Kraftübertragung optimal erfolgen kann. Die Schuh Spitze ist ebenfalls vollgummiert und verleiht dem Schuh einerseits Stabilität, andererseits sind problemlos komplizierte Toehooks möglich. Mit der Riffelstruktur „fängt“ sich der Toehook leicht an Felsunebenheiten und gibt damit zusätzlichen halt.

 

Fazit: Der Schuh ist ein wahrer Hookkünstler. Bei einer meiner schwersten Routen hat er bei einem komplizierten Heelhook bewiesen, wie sicher der Hook gefühlvoll die volle Kraftübertragung ausspielen kann.

Perfomance in Rissen

Während meiner Testphase des Schuhes war ich nicht wirklich in reiner Risskletterei unterwegs, allerdings forderten einige Routen im spanischen Desplomilandia das stehen in senkrechten Schlitzen. Dank der Vollgummierung im Zehenbereich, welcher eigentlich für Toehooks gedacht ist, findet man in schmalen Schlitzen oder Rissen zwar sicheren Halt, allerdings sollte man etwas Schmerzresistenz mitbringen. Für reine Rissketterei greift man sicher zu einem anderen, etwas steiferen Schuh, um sich im Riss verkeilen zu können.

Fazit: Zum reinen Rissklettern wählt man besser einen anderen Schuh. Wenn doch mal ein Riss daher kommt ist man aber nicht völlig verloren.

Passform / Komfort

Der Instinct kommt eigentlich als Slipper daher, der sich aber mit dem Velcroverschluss eng an den Fuß fixieren lässt. Das Verlourleder passt sich nach der üblichen Einkletterphase ideal an den Fuß an. Der Schuh ist im Zehen- und Ballenbereich so geschnitten, dass selbst ein breiterer Vorderfuß nicht gequetscht ist. Auch wenn die Zehen aufgestellt im Schuh stecken, bietet die Vorspannung genug Unterstützung, dass die Zehen nicht nach oben gebogen werden und die punktuelle Belastung von der Spitze auf den ganzen Fußübertragen wird. Die asymmetrische Leistenform in Kombination mit dem starken Downturn verwandelt den Schuh in eine präzise Waffe. Trotzdem eignet sich der Schuh um auch in längeren Sportkletterrouten und fängt nicht sofort an zu schmerzen. Auch beim Bouldern in der Halle muss man ihn nicht sofort nach jedem Boulder ausziehen. Zum Sichern oder die Pausen zwischen den Bouldersessions zieht man den Schuh aber dann doch lieber wieder aus. Für lange Alpinrouten behält man den Schuh auch besser nicht durchgehend an.

Fazit: Am Ende ist die Bewertung der Passform subjektiv, da jeder Fuß eine andere Form hat. Für einen breiten Fuß wie meinen, passt der Instinct VS aber ideal. Ein Stern Abzug, da er sich durch den einfachen Velcroverschluss im Zweifelsfall kaum anders anpassen lässt.

Haltbarkeit

Der Instinct VS überzeugt neben der vs3Performance als neuer Schuh auch in der Formstabilität nach längerem Gebrauch. Durch den aufwändigen Schnitt bleibt der Schuh formstabil. Das Verlourleder ist rundum mit Gummi für die Hooks so verstärkt, dass die Vorspannung und Kraftübertragung sehr lange erhalten bleibt. Zwar wird der Schuh etwas flexibler bleibt aber Kantenstabil und dehnt sich nur sehr wenig. Dank der Bi-Tension-Technologie, muss der Schuh keinen Kompromiss zwischen Kantensteifigkeit, Reibungswert und Trittgefühl eingehen. Auch Torsion des Schuhs ist kein Thema. Man kann den Schuh also von der ersten Route oder dem ersten Boulder bis zum bitteren Ende klettern, ohne dass man bei der Performance Abstriche machen muss. Nähte, Gummi und Sohle bleiben auch bei intensivem Gebrauch stabil und fixiert, und reibt nicht zu schnell durch.

Sollte die Sohle dann doch mal durchgeklettert sein, bietet Scarpa eine sehr gute Wiederbesohlung an, bei der die ganze Sohle ausgetauscht und passgenau ersetzt wird ohne die Form des Schuhs zu verändern.

Eine kleine Schwachstelle zeigte sich bei meiner Nutzung und war am Ende immer an der Seite des Einstiegs. Das Material riss nach einiger Zeit dort ein. Nach Gesprächen mit den Schuhentwicklern von Scarpa wurde klar, dass dies zwar kein grundsätzliches Problem ist, aber bei der Weiterentwicklung berücksichtigt wird. Mit etwas handwerklichem Geschick konnte ich die Lebensdauer des Schuhs aber nochmals verlängern.

Das Fazit zu dem Scarpa Instinct VS könnt ihr im Blog von Vertical Extrem nachlesen

    Text:  Martin Wagner v. Vertical Extrem Foto: Scarpa Deutschland, Martin Wagner
  • Beitragsdatum 30. August 2017