Die Ruhr Games laden dieses Wochenende zur Deutschen Boulder und Speed Meisterschaft 2021

In diesem Jahr betritt das Wettkampfklettern in Deutschland die ganz große Bühne: Die Deutschen Meisterschaften im Speed und Bouldern am 5. und 6. Juni sind Teil der „Finals 2021“ und werden bei ARD und ZDF übertragen. Die Zuschauer*innen vor den TV-Bildschirmen dürfen sich im Speed auf packende Duelle freuen und im Bouldern auf artistische Bewegungen sowie harte Fights – gegen die Schwerkraft, gegen die Uhr und gegen die Konkurrenz. Lesen Sie hier, wer die größten Chancen auf die Meisterschafts-Titel hat – und warum.

Speed, die (neue) Spielwiese der Jugend

Die jungen Klettertalente in Deutschland entdecken immer mehr das Speed-Klettern für sich – und das mit Erfolg! Beispiel Speed-Rekord der Herren: Vor zwei Jahren lag dieser noch bei über 7 Sekunden. Vor kurzem konnte ihn Leander Carmanns  bei der Jugend-EM im russischen Perm erstmals auf unter 6 Sekunden drücken, genau: 5,97. Zum Vergleich: der Weltrekord des Iraners Reza Alipourshenazandifar liegt derzeit bei 5,48 Sekunden. Und Leander Carmanns ist erst 16 Jahre alt. Auch beim Damen-Nachwuchs entwickelt sich diese Disziplin immer weiter: Nuria Brockfeld  sicherte sich bereits 2019 den Titel der Jugend-Europameisterin. Das Speed-Klettern in Deutschland bewegt sich somit immer mehr in Richtung der internationalen Spitze, die bisher den Nationen aus dem Osten vorbehalten war.

Damen: Franziska Ritter und das mögliche Triple

Die Favoritin im Speed heißt auch in diesem Jahr Franziska Ritter : Sie holte sich 2020 und 2021 den Meistertitel und korrigierte den deutschen Rekord insgesamt stolze fünf Mal nach unten. Läuft sie auch in diesem Jahr auf das oberste Podest? Ihre Konkurrentinnen werden das verhinden wollen: Nuria Brockfeld verpasste zwar 2020 das Finale, lief aber insgesamt die schnellste Zeit – und neuen deutschen Rekord: Bei 8,18 Sekunden liegt seitdem die Bestmarke.

Auch Alma Bestvater hielt bereits vier Mal den Rekord und konnte zudem durch ihre Teilnahme an der Olympia-Qualifikation ihre Speed-Fähigkeiten diverse Male auf internationaler Bühne unter Beweis stellen. Aus Bayern gehen ebenfalls zwei starke Starterinnen an die weltweit genormten Griffe: Sandra Hopfensitz und Anna Maria Apel. Sie alle haben nicht nur die Chance, ganz oben auf dem Podium zu landen, sondern auch einen neuen Rekord aufzustellen – vielleicht erstmals unter acht Sekunden?

Herren: Leander Carmanns gegen Sebastian Lucke?

Die Bilanz von Leander Carmanns kann sich bereits in der ersten Jahreshälfte sehen lassen: Den deutschen Rekord unter sechs Sekunden gedrückt und Gold im Speed bei der Jugend-EM abgeräumt. Holt er sich nun auch den nationalen Meister-Titel? Ein Selbstläufer wird der Wettkampf nicht. Eine kleine Unkonzentriertheit, ein Rutscher, ein Timing-Fehler bei den dynamischen Zügen und Sprüngen – all das kann den Sieg kosten. Und die Konkurrenz lauert: Sebastian Lucke gewann im letzten Jahr das Finale gegen Carmanns und wird seinen Titel verteidigen wollen. Thorben Perry Bloem (DAV Braunschweig) sowie Linus Bader gehören zu den schnellsten Deutschen und können jederzeit Bestzeiten laufen. Und dann ist da noch ein Athlet, der Speed zwar sicherlich nicht als Lieblingsdisziplin angeben würde, der aber bereits neun Mal den deutschen Rekord hielt und in wenigen Wochen beim größten Kletterwettbewerb der Geschichte im Speed zeigen muss, was er kann: Olympiateilnehmer Jan Hojer wird diesen Wettkampf nutzen, um sich für die Spiele in Tokio weiter vorzubereiten – und dabei sicherlich jeden Fehler seiner Konkurrenten bestrafen.

Bouldern – Spannung garantiert

Auch wenn sich die Speed-Disziplin bei den jungen Talenten immer weiter durchsetzt, die Paradedisziplin in der deutschen Kletterlandschaft ist immer noch das Bouldern. Das sieht man auch an den Anmeldungen: 84 Athlet*innen starten in der wohl spektakulärsten Kletter-Disziplin.

Herren: Kann Philipp Martin den Titel verteidigen?

Es wird ein harter Wettbewerb für Philipp Martin: Der Deutsche Meister von 2020 bekommt es in diesem Jahr wieder mit international erfahrenen und erfolgreichen Athleten zu tun: Der WM-Bronze-Gewinner von 2019, Yannick Flohé, geht in Bochum an die Griffe, und auch der erfolgreichste Deutsche Boulderer aller Zeiten, Jan Hojer, steht auf der Startliste. Daneben hat auch Vizemeister Christoph Schweiger sein Kommen angekündigt.

Der 19-Jährige startet seit diesem Jahr auch bei Weltcups und erreichte beim letzten Wettbewerb in Salt Lake City (USA) das Halbfinale – eine starke Leistung des Bayern. Für den Titelverteidiger aus Kaufbeuren wird es also ein schwieriger Wettbewerb, verstecken muss sich der 26-jährige Philipp Martin indes nicht: Er klettert aktuell eine sehr starke Saison, boulderte jüngst zum ersten Mal bei einem Weltcup ins Halbfinale – und landete dort vor Jan Hojer und Christoph Schweiger.

Damen: Wer schnappt sich den Titel?

Auch bei den Damen geht die Titelverteidigerin an die Boulderwand: Die 20-jährige Hannah Meul ist international erfahren und erfolgreich: Sie war bei den Youth Olympic Games, kämpfte bei Welt- und Europameisterschaften um die Olympia-Qualifikation und boulderte kürzlich bei einem Weltcup ins Halbfinale – beste Voraussetzungen also, um sich erneut den Titel zu schnappen.

Wären da nicht noch die anderen Teilnehmerinnen, allen voran Alma Bestvater und Afra Hönig. Beide zählen zu den international erfolgreichsten Boulderinnen im DAV-Nationalkader. Auch Roxana Wienand gehört zu den Top-Favoritinnen: Letztes Jahr kletterte sie ins Finale und holte sich einige Wochen später den Meistertitel im Lead. Auch in diesem Jahr kann sie bereits auf einen großen Erfolg im Bouldern blicken: Beim ersten Weltcup in Meirigen (CH) schaffte sie es ins Halbfinale. 

Klettern auf großer Bühne

Das Publikum in diesem Jahr dürfte so groß werden wie noch nie bei Deutschen Meisterschaften im Klettersport – zwar nicht in Präsenz, aber doch zumindest vor den Bildschirmen: Denn die Wettkämpfe im Vonovia Ruhrstadion in Bochum werden bei ARD und ZDF übertragen, teils im linearen Programm, teils in den begleitenden Livestreams. Der Grund für diese mediale Präsenz:  Die Titelkämpfe in den Disziplinen Bouldern und Speed sind Teil der „Finals 2021“ und finden im Rahmen der Ruhr Games statt. Die Finals vereinen 18 Sportarten und 140 Deutsche Meistertitel verteilt auf zehn Locations in Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Ruhr Games firmieren als das größte internationale Sport- und Kulturfestival in Europa. 

Zeit- und Sendeplan der Deutsche Boulder und Speed Meisterschaft  

Als Teil der Finals 2021 werden beide Events im Fernsehen übertragen. Hier der vorläufige Sendeplan (Stand. 26. Mai)

  • Samstag, 5. Juni: 12.27 bis 12.48 Uhr DM Speed ab Halbfinale live im ZDF
  • Sonntag, 6. Juni: 12.40 bis 12.50 Uhr Halbfinale DM Bouldern in Ausschnitten live in der ARD
  • Sonntag, 6. Juni: 17.15 bis 18.45 Uhr DM Bouldern Finale live im Livestream

Zeitplan Wettkämpfe:

Samstag, 5. Juni: Speed und Bouldern

  • Speed: Qualifikation Damen ab 10.45 Uhr
  • Speed: Qualifikation Herren im Anschluss
  • Speed: Achtelfinale ab 11.45 Uhr
  • Speed: Halbfinale ab 12.20 Uhr
  • Speed: Finale im Anschluss
  • Bouldern: Qualifikation Damen und Herren ab 17.00 Uhr

Sonntag, 6. Juni: Bouldern

  • Halbfinale: 11.00 Uhr
  • Finale: ab 17.15 Uhr
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Video-Link: https://youtu.be/2Zrhd2mm9TU
  • Credits Text Deutscher Alpen Verein, kletterszene.com
  • Credits Fotos Marco Kost/ DAV, Ks.com / Archiv, Ruhr Games,
  • Beitragsdatum 4. Juni 2021