Petzl RocTrip 2014 – Basislager Olympos Türkei

Vom 14. bis 19. Oktober hat der Petzl RocTrip 2014 eine Reise in die Sagenwelt gemacht. Der Besuch in der antike griechischen Stadt Olympos war der krönende Abschluss seiner Karriere. Deep Water Soloing, Archäologie, Nächte bei 150 bpm und Chimären… die RocTriper haben mit dem Wasser, der Luft, der Erde… und mit dem Feuer gespielt!

Auf dem Gipfel der Götter

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„Die Ruinen der antiken Stadt Olympos, die wir jeden Morgen auf dem Weg zum Klettern durchqueren, sind eine traumhafte archäologische Stätte. Ich weiß nicht, ob das allen RocTripern klar ist,“ ruft Anna Dularidze, eine bekannte georgische Archäologin aus. „Vom Jahr 300 vor Chr. Geb. bis zum VII. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hat dieser kleine befestigte Hafen praktisch alles erlebt: den Lykischen Bund, die griechische Blütezeit, Rom, die Entstehung des Christentums und das Ottomanische Reich. Zwischen eingestürzten, kaum geschützten Mauern sind noch Spuren zu erkennen, die das geübte grüne Auge der Rothaarigen verschlingt, als wäre es eine Creme-Schnitte. „Es ist wie die Akropolis vor einem Jahrhundert: Man kann überall umhergehen. Die berühmtesten Archäologen haben hier gegraben. Mir wird ganz schwindelig bei dem Gedanken. An jedem anderen Ort in Westeuropa befände sich auch der kleinste Stein schon unter Glas!“

„Do you speak RocTrip?!“

Die meisten der fünfhundert Kletterer, die durch diese Sackgasse zum Strand gehen, sind sich des kleinen archäologischen Dramas, das sich hier abspielt, nicht bewusst. „Ganz nett, diese alten Steine, aber besonders solide sehen sie nicht gerade aus. Ich halte lieber etwas Abstand,“ meint Yuan Li und vertieft sich sofort wieder in den Kletterführer. Den ehemaligen asiatischen Meister, der am Morgen aus Hong-Kong eingetroffen ist, interessiert nur eines, er muss nach dem zweiten Fort rechts abbiegen, um den Cennet Sektor zu erreichen. Die große, mit Leisten übersäte Platte mit ihren delikaten ockerfarbenen Abstufungen und einer leichten Patina hat eine trügerische Ähnlichkeit mit Cimaï, dem legendären Felsen in der Provence. Kaum nähert sich der Schatten in der Mittagszeit, als auch schon eine bunt gemischt Gruppe von RocTripern die Linien in Angriff nimmt. Am Einstieg der Routen, wo sich Kletterer aus etwa 30 Nationen versammelt haben, erschallen ihre Ausrufe in der gemeinsamen Sprache: „RocTrip English“.

„Can I look at your guidebook? Yes it’s free. Oh! Very nice my friend. Please use my rope. Allee Allee Allee! No, more than 7a+ maybe 7b. Be carefull tricky boulder problem at bolt five. Well done! usw.“

Der Petzl RocTrip ist mein Geburtstagsgeschenk!

Nach dem Klettern versammeln sich die zerkratzten, sonnentrunkenen und mit Chalk bedeckten Helden am Kiesstrand. Backgammon (eines der Lieblingsspiele der Türken), Gitarren, Flöten, Jonglierbälle, Picknick und Bikinis werden aus den Rucksäcken hervorgeholt. Es wird gespielt, getaucht, geschwommen, geschlafen, gestritten, getrunken, gegafft. Und obendrein wird noch diskutiert. Die Neuankömmlinge mischen sich unter die Veteranen, die schon Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Mazedonien hinter sich haben. Emilie aus Lyon hat zweimal das Flugzeug verpasst und ist schließlich auf dem Landweg angereist. Länger, aber effizienter. „Ich klettere erst seit einem Jahr und ich wollte die Türkei kennenlernen“, erklärt sie. Der Petzl RocTrip war die ideale Gelegenheit und so habe ich mich kurzentschlossen mit meiner Freundin Anaïs auf die Reise gemacht. Es ist mein Geschenk zu meinem dreißigsten Geburtstag. Für mich ist das hier ein Fest ohne Ende.“ Und wenn man sie fragt, wohin sie morgen gehen, antworten sie im Chor: „Yarasali, Psicobloc.“

Yarasali oder Deep Water All Together

Als „Deep Water Soloing“ oder auch „Psicobloc“ bezeichnet man das Klettern ohne Seil über dem Wasser. Das Meer dient als natürliches Crashpad. Auch wenn man ihm jetzt einen – natürlich englischen Namen – gegeben hat, ist dieser Sport nicht neu. Neu ist die spielerische Kombination der Herausforderung. Mit ihren eigenen Kriterien – südliche Länder, warme Gewässer, überhängende Felsen und zerklüftete Küsten – haben die Spots Einzug in die Klettertopos gehalten. Verschiedenste Höhen und Schwierigkeitsgrade werden erklommen. „Bis hierher ist es eine 8a+, aber ich glaube, es gibt keinen Ausstieg, ich springe.“ In aller Ruhe am Überhang hängend und abwechselnd einen prüfenden Blick auf den Gipfel des Felsens und das im Kontrast dazu schwarz leuchtende Meer werfend, gibt der Franzose Gérôme Pouvreau seine Kommentare zum Besten und zieht seine Show ab. Zwanzig Meter weiter unten schaukeln völlig durchnässte RocTriper in bunten Booten auf den Wellen und feuern ihn an. „Wahnsinn, dieser Kerl ist total verrückt!“ so der begeisterte Ausruf eines Polynesiers. „Ich schaffe keine zehn Meter, ohne mir in die Hosen zu machen und dieser Kerl ist dabei, in fast fünfunzwanzig Meter Höhe eine 8 onsight zu eröffnen!“

Der Petzl Road RocTrip 2014 ist keine Chimäre mehr

„Ich weiß, wie das ist, Dinge zu verwirklichen, von denen alle träumen. Und ich kann dir sagen, dass dieser sechswöchige Klettertrip, den ihr im Affenzahn quer durch Europa auf die Beine gestellt habt, der absolute Wahnsinn ist.“

Kadir lacht und freut sich. Hinter den kleinen Brillengläsern funkeln zwei verschmitzte Augen.

„Vor 28 Jahren war ich der Erste, der in Olympos eine Lodge aufgemacht hat. Bis dahin gab es hier nur Orangenplantagen. Ich war ein unbedeutender Buchhalter aus Ankara ohne großartige Zukunftsaussichten und wollte wie ein Vogel in den Bäumen schlafen. Also habe ich die ersten Baumhäuser in der Türkei gebaut. 2007 ist alles abgebrannt und Kletterer aus allen Teilen der Welt sind gekommen, um mir beim Wiederaufbau zu helfen. Ich bin nicht reich, aber mein Herz ist reich.“

Was Kadir uns nicht sagt, ist, dass diese Hilfe eine verdiente Gegenleistung für seine Großzügigkeit ist.“Vor etwa fünfzehn Jahren ist hier ein Kletterer zu Tode gekommen, weil er die falsche Ausrüstung hatte“, erklärt Mummin Karabas. Als Reaktion darauf hat Kadir keinen Moment gezögert und die Ausrüstung und die Routeneinrichter, die zum Arbeiten hierher kommen, aus seiner eigenen Tasche finanziert. Und das macht er heute noch!“

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Video-Link: https://youtu.be/sWrNoka8jJw
    Text: Guillaume Vallot Fotos: Klemen Bečan, Laurent Lafouche und Guillaume Vallot f. Petzl
  • Beitragsdatum 16. Januar 2015