Petzl RocTrip 2014 – Basislager Bafa Lake
An der türkischen Küste hat der Petzl RocTrip 2014 nicht nur ein anderes Land betreten. In Kleinasien scheint er auch in eine andere Kultur überzugehen. Im heißen Basislager am Bafa-See hatten die RocTriper vom 6. bis zum 10. Oktober erneut Gelegenheit, in die bedeutende Geschichte einer Region einzutauchen.
Auf dem Weg nach Bafa
Etwas ist anders. Etwas Offensichtliches, wie die Moscheen und die Architektur der Städte. Aber auch etwas Subtileres in der trockenen Luft, die nach dem Gewitter ihre Düfte verströmt. Gerüche von Harz, frisch geschnittenem Gras, Feigen und Dung wechseln sich ab. Kleine Basare, in denen alles und nichts feilgeboten wird, säumen den Straßenrand. Vor allem saftige, von der Sonne verwöhnte, herrliche Früchte. Birnen, Trauben, Oliven, Pinienkerne und natürlich die Königin der Früchte, der Granatapfel. Sein unglaublich roter Saft wird teilweise noch nach der traditionellen Methode mit nackten Füßen gepresst. Auf der Straße, die zum Bafa-See führt, ist die Luft getränkt vom Orient.
Geboren aus dem Großen Mäander
Bei den zwölf Titanen, welcher Bulldozer hat bloß dieses Gelände geebnet? Eine flachere Ebene kann man sich nicht vorstellen. Eine Ebene die sich von Jahrhundert zu Jahrhundert immer weiter ausdehnt und sich dem Mittelmeer nähert. In der Antike war der Bafa-See als Latmischer Meerbusen mit der Ägäis verbunden und ein wichtiger Anlegeplatz, der durch starke Granitbefestigungen geschützt war. Die kleine Hafenstadt Herakleia am Latmos liegt am Fuße des gleichnamigen Gebirges. Der Latmos-Berg ist in Homers Ilias erwähnt. Auch dieser berühmte Fluss ist nicht irgendwer. Der schmale und tiefe, sich durch die Ebene schlängelnde Strom, der durch seine häufigen Überschwemmungen ein flaches Schwemmland geschaffen hat, ist der Große Mäander. Derselbe Mäander, dessen Windungen von den Poeten der Antike besungen wurden. Derselbe Mäander, von dem der Ausdruck „mäandern“ herrührt. Wenn das keine aufschlussreiche kulturelle Anekdote ist. Und genau da werden wir klettern!
„Dann geh doch nach Sakarkaya.“
Um sich vor der Hitze zu schützen, kann man früh aufstehen, spät klettern oder in höhere Lagen aufsteigen. 2008, als Bafa Lake noch ein Geheimtipp war, eröffnete der Amerikaner John Cardwell während einer langen Reise hier die schwierigsten Boulder (bis zu 8B+). „An den letzten Tagen“, erinnert er sich, “ machten wir, nachdem wir mehrere Wochen am See verbracht hatten, einen Ausflug in die Berge, um zu sehen, was sich dahinter versteckt. Und DA sind wir auf den Sakarkaya-Sektor gestoßen. Das Klima in 600 Meter Höhe ist kühler und der Fels, ein feiner Gneis mit schönen Knobs, ist perfekt zum Klettern.“ Benommen von der Sonne machen sich viele RocTriper am 10. Oktober mit dem Bus auf den Weg. Vor Ort herrscht große Aufregung. In diesem augenblicklich noch recht eingeschränkten Sektor sind alle Schwierigkeitsgrade zu finden. Den Gipfel eines Felsblocks über eine 5C Passage zur gleichen Zeit wie Dave Graham über eine 8A zu erreichen, das ist schon was! Der Holdup des Tages geht auf das Konto von Gérôme Pouvreau, der, nachdem er einen Treffer in einer 7A hinnehmen musste, die Flash-Begehung der Sakarkaya 7C+ unmittelbar nach Loïc Gaidioz schaffte.
Rosa Flamingos ziehen im Flug vorbei und ein Stachelschwein stört zwei Schildkröten beim Fortpflanzungsversuch. Von einem Graureiher gestört, lässt sich eine große Natter von einem Felsblock in die Orchideen fallen… Die prachtvolle Tierwelt, die sich während des Petzl RocTrip zurückgezogen hatte, traut sich allmählich wieder hervor. Fast unmerklich, scheint der Caravan zu sagen, der sich auf der staubigen Straße auf den Weg nach Antalya macht „Sonra Görüsürüz“, „Man sieht sich!“
Video-Link: http://youtu.be/x5QI6anqjww