Ein komplettes Angebot für Leadfreaks

Franken – genauer gesagt Nürnberg – wird bald eine neue Leadkletterhalle bekommen. Sie wird Bambule heißen und die größte in der Region sein. „Wir wollten keinen Standardnamen und haben uns für Bambule entschieden. Bambule bedeutet Action, dass etwas los ist“, sagt Leon Schmitt. Er und sein Freund Kay Martin sind die beiden Inhaber. Die Idee für dieses Projekt hatten der 29-jährige Leon und der 38-jährige Kay schon vor einigen Jahren, als sie gemeinsam beim Klettern in der Fränkischen Schweiz waren. „Irgendeiner von uns beiden sagte damals, wir sollten gemeinsam eine Kletterhalle bauen“, erzählt Kay im Interview mit Kletterszene.com. Es blieb nicht nur bei einer Idee.

 

Ks.com: Die wichtigste Frage für die Leadfreaks unter unseren Lesern zuerst: Wann eröffnet ihr?

Leon: Das wird Anfang August sein. Wenn alles nach Plan läuft… den genauen Termin werden wir natürlich noch bekannt geben.

Was bietet eure Halle den Besuchern?

Kay: Insgesamt haben wir 2500 Quadratmeter Kletterfläche, 400 Quadratmeter davon als Außenwand, wo man schon frühzeitig im Jahr bis hinein in den Herbst klettern kann. Die Halle wird etwa 16 Meter hoch, so hoch werden auch die Routen sein. Dazu kommt dann noch einmal eine etwa 200 Quadratmeter große Boulderfläche… wir haben also ein komplettes Angebot.

Mit einem homogenen Schwierigkeitsanspruch: der Fokus wird auf Touren vom 5. bis zum 7. Grad liegen. Insgesamt wird es etwa 300 Routen geben, davon etwa 50 im Außenbereich. Aber wir sind uns bewusst, in welcher Region wir uns hier befinden. Auch leistungsorientierte Kletterer werden bei uns adäquat bis zum 10. Grad trainieren können. 

Aber die Breitensportler als Hauptzielgruppe?

Kay: Ja, so ist es. Aber wir bieten dennoch alle Schwierigkeitsgrade, auch der ambitionierte Kletterer wird sich plattmachen können. Daneben werden wir ein breites Kursangebot haben, wir werden ein Kinderkletterangebot mit Kindergeburtstagen, Feriencamps, aber auch Kinder- und Jugendtrainingsgruppen bieten. Dafür haben wir extra einen getrennten Kinderkletter- sowie Boulderbereich eingerichtet. Und im Bistrobereich gibt es warme Speisen, kaltes Bier und natürlich guten Kaffee. Also das dreijährige Kind bis hin zum Rentner – alle sollen sich bei uns ausprobieren können und sich wohlfühlen. 

Ihr habt euch für eine Kletterhalle entschieden. Weil es in Nürnberg und Umgebung schon so viele Boulderhallen gibt und ihr mit Lead eine Marktlücke füllen könnt?

Leon: Ja, wir haben uns bewusst dafür entschieden, wir wollen die Angebotslücke für adäquates Seilklettern in Nürnberg und in der Nähe zum Frankenjura schließen. An Kletterhallen fehlt es hier wirklich, das zeigt uns auch das Feedback, das wir bereits bekommen haben.

Kay: In den vergangenen 20 Jahren sind hier keine Leadkletterflächen mehr dazugekommen… da ist nix passiert. Im Gegensatz dazu wurden immer mehr Boulderhallen eröffnet. Das hat natürlich einen Grund. Seilkletterhallen sind aufwendiger, du brauchst das passende Grundstück, musst fast immer selber bauen und finanziell mehr investieren. Boulderhallen dagegen können oft in ehemaligen Industriehallen entstehen.

Eigentlich war die Eröffnung schon früher geplant. Haben euch Corona und die Lieferengpässe einen Strich durch die Rechnung gemacht?

Kay: Corona war eigentlich das geringste Problem. Die Planungsphase hat uns zeitlich einiges gekostet – wir haben 12 Monate lang auf die Genehmigung gewartet. Aber jetzt läuft alles glücklicherweise planmäßig.

Leon: Die Idee für eine eigene Halle hatten wir schon Anfang 2019. Ende 2019 haben wir dann das Grundstück gekauft – die Baugenehmigung aber haben wir erst im Sommer 2021 bekommen. Danach ging es aber eigentlich schnell. Die Bestandsgebäude wurden abgerissen, danach ging es mit Bodenarbeiten weiter. Offizieller Baubeginn war dann erst im vergangenen November. Unser Richtfest war nun schon Anfang April. Als Nächstes bekommt das Gebäude seine Außenhülle. Und dann geht es auch schon mit dem Wandbau los: Anfang Mai werden wir mit dem Innenausbau starten können – danach sind dann noch die Außenanlagen an der Reihe.

Habt ihr eigentlich manchmal auch eure Entscheidung für dieses Projekt bereut? Ihr habt beide dafür eine Festanstellung aufgegeben… 

Kay: Mich hat es einfach gereizt, etwas Eigenes zu machen, etwas gestalten zu können. Ich bin mir schon bewusst, dass es ein Risiko bedeutet. Wir wagen mit der Halle den Sprung ins kalte Wasser. Aber wir haben uns auch sehr intensiv damit auseinandergesetzt und uns sehr viel Wissen angeeignet. Ich bin vor fünf Jahren nach Nürnberg gezogen, zuvor war ich oft zum Klettern hier. Ich bin mir schon sicher, dass eine Seilkletterhalle hier noch fehlt – beziehungsweise gut angenommen wird. 

Leon: Bei mir ist es ganz ähnlich: es ist einfach sehr reizvoll, etwas selbst gestalten und aufbauen zu können. Irgendwann hatten wir dann auch den point of no return erreicht, an dem wir weitermachen mussten. An dem es gar nicht mehr möglich gewesen wäre, abzubrechen oder aufzuhören.  Seitdem wir das Grundstück haben, war unser Ziel, die Halle zu realisieren. Wir sind wie Pitbulls, wir beißen uns fest, im positiven Sinne natürlich (lacht).

Kay: Ich weiß eben auch, dass ich es mein Leben lang bereuen würde, es nicht versucht zu haben. Ich würde mich immer fragen, weshalb ich das damals nicht gemacht habe.

So bleibt ihr auf dem Laufenden:

  • Credits Text Gudrun Regelein f. Kletterszene.com
  • Credits Fotos Michael Matejka, Leon Schmitt, Kay Martin
  • Beitragsdatum 25. April 2022