Janja Garnbret Klettern Olympia

Mickael Mawem und Janja Garnbret holen sich WM-Gold

Die ersten Medaillen bei der diesjährigen Weltmeisterschaft sind vergeben: Bouldern war die erste Disziplin, die im schweizerischen Bern über die Bühne ging. Bei den Herren holte sich der Franzose Mickael Mawem Gold, bei den Damen war es – nicht überraschend – die Queen, die Slowenin Janja Garnbret. Es war ihr dritter Boulder-Weltmeistertitel. Die Crème de la Crème der Wettkampfszene war zum Highlight des Jahres angereist, geht es in Bern doch nicht nur um Weltmeistertitel, sondern hier können auch die ersten Tickets für die Olympischen Spiele 2024 in Paris gelöst werden.

Herren

Bei den Herren stand mit Mickael Mawem ein Athlet ganz oben auf dem Treppchen, mit dem wohl niemand so wirklich gerechnet hatte. Er hatte in dieser Saison zwar schon an einigen Weltcups teilgenommen, bei keinem aber den Sprung ins Finale geschafft – für ihn bedeutete der Titel einen riesigen Erfolg. Und nicht nur für ihn, der 33-Jährige ist der erste französische Athlet überhaupt, der den Weltmeistertitel Bouldern gewann. 

Schon nach dem Halbfinale lag Mickael nach dem Japaner Sorato Anraku, dem 16-jährigen Shootingstar, auf Platz 2. Sorato hatte bis zum Finale eine perfekte Vorstellung geboten, er hatte in seiner Quali-Gruppe Platz 1 belegt, und war im Halbfinale der einzige Starter, der alle vier Probleme toppen konnte – auch den zweiten, der als „nicht kletterbar“ galt.

Eigentlich hatte man fast damit gerechnet, dass der Youngster wie bislang in der Saison einfach weiter abliefern würde, aber es kam anders. Er zeigte bislang nicht gekannte Schwächen: Sorato flashte zwar noch Boulder 1 und holte sich den zweiten im zweiten Go – hatte dann aber überraschend zwei Nullrunden. Im dritten und vierten Boulder holte er sich nicht einmal die Zone. Was letztendlich Platz 4 für den jungen Japaner bedeutete.

Mickael flashte auch den ersten Boulder, den zweiten holte er sich in drei Versuchen. Bei diesem Boulder aber hatten auch Sorato und der Koreaner Dohyun Lee den Topgriff in der Hand. Der dritte brachte dann aber schließlich den Wendepunkt, auch diesen toppte der Franzose, Sorato und Dohyun aber nicht. Im vierten holte sich Mickael dann noch die Zone – und wusste in diesem Moment, dass er gewonnen hatte: 

It‘s a crazy moment. I’ve waited ten years for this. It was my goal to be the best in the world one time in my life. I’ve had a lot of failures, I’ve come back year after year. We have all these strong young guys now. I can’t believe it. It’s just crazy. My favourite moment was the end. Some people say just take pleasure in it, but I work a lot. Every day of the year. I haven’t taken a holiday for ten years. I say to everyone the pleasure will come when I win, and now I’ve won. Yeah the competition is cool, the setting is cool, but the end is the best. I just want to say thank you to all my family. My brother, my mother, my father,

sagte Mickael überwältigt nach dem Wettkampf.

Sein junger Teamkollege Mejdi Schalck, der in dieser Saison schon richtig abgeliefert hat, machte bei der Weltmeisterschaft im gleichen Stil weiter. Zwar gelang dem 19-Jährigem in Boulder 2 nur die Zone, dafür holte er sich aber neben Mickael als einziger Finalist in vier Versuchen den dritten Boulder und im vierten dann noch die Zone, was mit Silber belohnt wurde. Bronze ging an den Koreaner Dohyun Lee, der zwei Tops und drei Zonen für sich verbuchen konnte. 

Bester Österreicher war Nicolai Uznik, der im Finale dabei war. Er war der Einzige, dem dort das Top im vierten Boulder gelang. Nicolai wurde Fünfter. Bester deutscher Starter war Yannick Flohé auf Platz 9. 

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Video-Link: https://youtu.be/kic0U-pImaU

Damen

Janja Garnbret Klettern Olympia

Das Finale war hochkarätig besetzt – und versprach absolute Spannung – zumindest bei den Plätzen 2 und 3. Denn die überragende Janja Garnbret hatte schon in den beiden Vorrunden gezeigt, in welcher wohl nahezu unschlagbaren Form sie derzeit ist: sie toppte alle Probleme in der Quali und im Halbfinale (die flashte sie sogar alle) – als Einzige. Das ging dann auch im Finale so weiter, die Slowenin bot eine absolut souveräne und fehlerlose Vorstellung. Sie flashte einfach mal sämtliche Boulder und gewann – wieder einmal – Gold:

It’s hard to put into words right now what I feel. To be honest I never get used to winning. I will probably never get used to stepping onto the podium and celebrating the first place because it’s just so incredibly hard to keep the level up because the girls are so strong and coming after me, and it’s hard to keep up with them. Every win means the world to me, it’s always like the first one. The boulders were tricky, so it was easy to fall, but today I was ‘the right Janja’, as I like to call it, where I was in my own world and my own bubble. I didn’t hear or see anything because I was just in the present moment and just enjoying myself on the wall, so I didn’t doubt that I would fall once because I was just climbing and enjoying. The best moments were probably the slabs. Everyone knows I haven’t been the greatest on slabs this year because of the injury and everything going on, it was pretty tough for me training that, so every time I topped a slab I was incredibly happy, 

bilanzierte die Queen nach dem Wettkampf ihren schon fast außerirdischen Auftritt. 

Auch die junge Französin Oriane Bertone hatte einen starken Auftritt, die 18-Jährige, die den Boulder-Weltcup in Prag gewonnen hatte und in Salt Lake City und Seoul Zweite wurde, beeindruckte durch ihren explosiven Stil. Boulder 1 holte sie sich im Flash, Boulder 2 und 3 in jeweils drei Versuchen. Beim dritten Boulder, den sie als Einzige neben Janja lösen konnte, ging es bei Oriane mit einem Mehrfachdynamo direkt zum Topgriff. Sie war dann auch die Einzige mit drei Tops – was mit Silber belohnt wurde.

Spannend wurde es dann noch einmal im Kampf um Platz 3, die Entscheidung fiel erst im letzten Boulder. Nur Zélia Avezou aus Frankreich hatte bis dahin von den anderen Starterinnen zwei Tops in der Tasche, allerdings gelang ihr im entscheidenden vierten Boulder „nur“ die Zone. Was würden die anderen drei Starterinnen abliefern? Ein Top war auch bei Natalia Grossman (USA) und Al Mori (Japan) nicht drin, entscheidend war also, was Brooke Raboutou (USA) als vorletzte Starterin machen würde. Die 22-Jährige wusste natürlich, dass sie noch ein Top für den Sprung aufs Podium brauchte. Sie toppte das Problem dann aber nicht nur, sie flashte es – und bot Bouldern auf absolutem Weltklasseniveau. Bronze ging verdient an die junge Amerikanerin. 

Beste Teilnehmerin vom Team Germany war Afra Hönig auf Platz 19, die erstmals in ihrer Karriere im Halbfinale bei einer Weltmeisterschaft dabei war. Beste Österreicherin war Jessica Pilz auf Platz 8.

Nach den beiden Boulder-Finals konnte Kletterszene.com dem Trainer des japanischen Teams, Benny Hartmann, einige Fragen stellen. Hier das Interview mit Benny: 

Ks.com: Sorato hat bislang eine unglaublich starke Saison geklettert, jetzt kam – nach zwei perfekten Runden – im Finale ein Einbruch. Woran lag es? War es einfach nicht sein Abend oder war der Druck doch zu groß?

Sorato ist wirklich unglaublich stark in die Saison gestartet. Man muss aber immer daran denken, dass er erst 16 Jahre alt ist und dies seine erste Saison bei den Erwachsenen ist. Im Finale hat er am dritten Boulder zwei kleine technische Fehler gemacht, die seinen Lauf in dem Finale nach den ersten beiden Bouldern leider gestoppt haben.

Zuletzt war es fast schon normal, dass das japanische Team das Podest dominierte – zumindest bei den Herren. In Bern hat das nicht geklappt: ist die Enttäuschung groß?

Im Bouldern ist es leider nicht so gelaufen wie geplant. Andere sind an diesem Abend einfach besser geklettert und haben verdient gewonnen. Man muss auch verlieren können, das gehört dazu. Wir analysieren das und lernen immer weiter dazu. Aber die Leistungsdichte ist schon extrem hoch und da machen eben kleine technische Fehler oder Unkonzentriertheiten den Unterschied. Wir kämpfen weiter und fokussieren uns jetzt auf Lead und den Combined-Wettkampf.

Wie fandest du den Routenbau?

Benjamin Hartmann

Im großen Ganzen hat es gepasst. Das Männer-Finale und auch speziell das Halbfinale war sehr gut von der Schwierigkeit und den unterschiedlichen Boulder-Styles. Von den No-Texture-Griffen bin ich ehrlich gesagt noch nicht so begeistert. Irgendwie ist es komisch, wenn man sich die Hände nass machen muss anstatt zu chalken, bevor man einsteigt. Bei den Damen fand ich das Halbfinale auch besser als das Finale. Leider stellten zwei der Boulder die kleineren Athletinnen vor etwas größere Probleme. Ich wünschte mir lieber ein Finale mit einer größeren Vielfalt an Grifftypen und Bewegungen. Boulder, in denen man richtig fighten muss und nicht nach fünf Sekunden wieder auf der Matte steht, können auch für spektakuläre Bilder und Stimmung sorgen.

Das Lead-Final und der Combined-Wettkampf mit der Chance, sich ein Ticket für Paris 2024 zu holen, folgen noch. Was hast du für Erwartungen?

Sowohl bei den Herren und auch den Damen hoffen wir, Athleten und Athletinnen ins Finale zu bekommen und die ersten Olympiatickets zu lösen.

Ergebnisse der Boulder Weltmeisterschaft 2023 in Bern

Damen:

Janja GARNBRET • SLO
Oriane BERTONE • FRA
Brooke RABOUTOU • USA
4 Zélia AVEZOU • FRA
5 Natalia GROSSMAN • USA
6 Ai MORI • JPN
7 Oceania MACKENZIE• AUS
8 Jessica PILZ • AUT
9 Flavy COHAUT• FRA
10 Ayala KEREM • ISR

13 Petra KLINGLER • SUI

16 Franziska STERRER • AUT

19 Afra HÖNIG • GER

21 Lucia DÖRFFEL • GER
21 Laura ROGORA • ITA

27 Stasa GEJO • SRB

31 Mia KRAMPL • SLO

35 Sandra HOPFENSITZ• GER
35 Hannah MEUL  • GER

39 Johanna FÄRBER • AUT

43 Sofya YOKOYAMA • SUI

45 Jain KIM• KOR

49 Andrea KÜMIN • SUI

61 Natalie BÄRTSCHI • SUI


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Herren:

Mickael MAWEM • FRA
Mejdi SCHALCK • FRA
Dohyun LEE • KOR
4 Sorato ANRAKU • JPN
5 Nicolai UZNIK • AUT
6 Kokoro FUJII • JPN
7 Yoshiyuki OGATA • JPN
8 Adam ONDRA • CZE
9 Yannick FLOHÉ • GER

10 Sam AVEZOU • FRA


12 Jakob SCHUBERT • AUT
13 Tomoa NARASAKI • JPN
14 Meichi NARASAKI • JPN

17 Alexander MEGOS • GER

20 Max KLEESATTEL • GER

25 Sascha LEHMANN • SUI

30 Alberto GINÉS LÓPEZ • ESP

39 Stefan SCHERZ • AUT

55 Sean MCCOLL • CAN

57 Jan-luca POSCH • AUT

61 Stefano GHISOLFI • ITA

66 Nils FAVRE  • SUI

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Alle wichtigen Informationen zur IFSC Kletter-Weltmeisterschaft 2023

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Video-Link: https://youtu.be/-_3-Xub5bok
  • Credits Fotos Gudrun Regelein f. kletterszene.com
  • Beitragsdatum 6. August 2023