Martina Demmel und Yannick Flohé holen sich den Meistertitel 

Die Finalroute der Damen war sehr physisch, mit vielen boulderlastigen, dynamischen Zügen und Sprüngen. Spektakulärste Stelle für die Zuschauer war eine Passage an der Dachkante, die die Finalistinnen ganz unterschiedlich lösten: mit einem 360-Move, Toehook, Heelhook oder ohne Füße einfach hangelnd, es wurden viele Varianten geboten. Insgesamt bot die Tour also nicht unbedingt das, was die Felsexpertin Martina Demmel schätzt. Die 21-Jährige, Vorjahreszweite und Deutsche Meisterin 2021, zeigte allerdings einen sehr souveränen Auftritt – mit einigen eigenen Lösungen. So zog sie zu einem Griff, der von allen anderen Finalistinnen angesprungen wurde, einfach statisch. Martina schraubte sich in der imposanten Augsburger Außenwand immer weiter nach oben, sie überkletterte auch die Passage mit riesigen Lochvolumen, bei der alle Starterinnen vor ihr aus der Wand geplatzt waren. Nach einem Blick auf die Uhr kletterte sie dann deutlich schneller, mühelos überwand sie auch den oberen Wandteil und stürzte erst beim Zug zum Topgriff – das Plus wurde ihr dann aber nicht mehr gegeben, ihre Kletterzeit war vorbei.

Lucia Dörffel, die in diesem Jahr schon Deutsche Meisterin im Bouldern wurde, hatte es also in der Hand, Doppelmeisterin zu werden. Der 23-Jährigen, die 2019 schon einmal Deutsche Meisterin im Lead wurde, lag die Tour. Lucia kletterte flüssig nach oben, aber offensichtlich machte ihr die Kälte an diesem Nachmittag zu schaffen.

Auch die Finalroute bei den Herren sah kein Top. Zwei Kletterer – Yannick Flohé und Yannick Nagel – berührten beide zwar den Topgriff, konnten ihn aber nicht halten. Dass es auf ein Yannick-Duell hinauslaufen würde, war schon ziemlich früh klar: die beiden waren die einzigen Halbfinalisten mit einem Top und mit einem deutlichen Abstand zu den anderen Startern. Auch im Finale kamen die beiden dann deutlich höher als die anderen sechs Finalisten. Einige scheiterten bereits ziemlich weit unten an einem Doppeldynamo. Finn Altemöller (Rheinland-Köln), der die Quali auf Platz 1 beendet hatte, zählte zu den vier Kletterern, die diese Passage noch meistern konnte, erst weit oben konnte der 17-Jährige dann nach einem Dynamo eine abschüssige Leiste nicht mehr halten und stürzte bei 39+. Das reichte dem Youngster aber letztendlich für Bronze, er feierte mit dem dritten Platz einen großen Erfolg, holte er sich doch seine erste Medaille bei den Senioren. 

Yannick Nagel, Doppel-Jugendeuropameister Lead und Bouldern und Vize-Jugendweltmeister Bouldern, startete dann als Vorletzter: Er kletterte technisch sehr sauber, überwand den Doppeldyno spielerisch und überkletterte weiter oben auch die Höchstmarke von Finn problemlos. Ganz weit oben schüttelte er noch einmal an einem Ruhepunkt und dann gings mit Triple-Dyno mit Weiterleiter Richtung Topgriff. Den berührte er zwar auch noch, aber konnte ihn nicht mehr halten. Zu diesem Zeitpunkt übernahm er dennoch klar die Führung, blieb die Frage, was der „Altmeister“ Yannick Flohé machen würde. Der 24-Jährige kletterte die Tour mühelos nach oben, nur einmal musste er mit Hilfe seiner Hand seinen Fuß auf einen hohen Tritt manövrieren.