Manu Brunn klettert 9a im Allgäu, Will Bosi und Flo Wientjes 8B+, Ryuichi Murai sogar 8C+
Da haben wir uns noch vor ein paar Wochen über die mangelnde Anzahl von schweren Begehungen beschwert und jetzt kommen wir nicht mehr mit dem Tippen hinterher. Das erkennt ihr schon daran, dass wir schon längst über Franziska Dietz’s 8c Begehung in Franken hätten berichten sollen, aber ihr seht es ja selbst, wir kommen einfach nicht dazu.
Manu Brunn begeht X-Drive (9a) im Allgäu
X-Drive am Jesuswandl ist eine Kombination der beiden Bindhammer Touren Herbststurm (8c+) und X-Hale (9a) – letztere Linie kennen die Nicht-Allgäuer und aufmerksamen Ks.com-Leser vielleicht von Alex Megos Wiederholung im Juli diesen Jahres – und war bis vor Kurzem noch ein Projekt. Was im Allgäu, wo die Leistungsdichte ungefähr mit Spanien zu vergleichen ist, schon eine Ansage ist.
Die Linie teilt sich den Einstieg und Boulder im mittleren Teil von X-Hale, geht dann nahtlos in Herbststurm mit kleinen Griffen und weiten Zügen über. Sie ist eigentlich auch die direktere Linie als X-Hale – sofern man im Konglomerat von Linien sprechen kann – und für Manu neben Bionic Commando (8c+) die beste Linie am Fels.
Manu hatte sich schon im letzten Jahr in der Route versucht, konnte manche Züge aber einfach nicht klettern und musste jahreszeitenbedingt das Ausbouldern auf dieses Jahr verschieben. Zu Beginn der Saison (im März) riss er sich beim Bouldern dann ein Ringband und so sind die Boulderprojekte erst einmal auf Eis gelegt worden. Die Tage vergingen, das Ringband heilte und der Herbst kam. Mit dem goldgelben Laub kam dann auch wieder der Drive für Projekte und mit X-Hale (9a) eigentlich auch ein ordentliches Kaliber. Leider, oder zum Glück, hat ihm dabei die Nässe einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihm blieb nichts anderes übrig als den direkten Ausstieg auszubouldern. Und dann kam doch alles schneller als gedacht. Denn nach ca. 20 bis 30 Klettertagen über beide Jahre verteilt, gelang ihm letzte Woche die Erstbegehung von X-Drive (9a).
Ich wundere mich immer selbst über die Leistung, die ich dann doch immer wieder abrufen kann. Meine Erklärung hierfür ist schlicht die eigene Motivation. Ich hab einfach voll Bock auf Klettern und ich hatte einiges nach der Verletzung nachzuholen. Deswegen ging es auch ziemlich schnell wieder bergauf.
so Manu Brunn zu seiner schnellen Regenartion
Flo Wientjes holt sich Bügeleisen (8B+)
Wenn man Florian Wientjes schon einmal getroffen hat und sich mit dem Powerhouse ein bisschen über das Bouldern unterhalten hat, wird einem schnell klar: der Bub steht auf 45-Grad-Schilder und Leisten. Kein Wunder, dass Flo zumindest in Deutschland das Moonboard-Ranking anführt. Dementsprechend liegt es natürlich auch auf der Hand, dass ein Boulder wie Bügeleisen (8B+) bei Flo ganz weit oben auf der To-Do-Liste steht. Schließlich ist der Boulder ein Traum von einem 45-Grad-Schild. Zusätzlich wird dem Ganzen dann auch noch die Krone durch die Schulterzüge gegen Ende der Linie aufgesetzt. Denn wenn es noch etwas anderes gibt auf das Flo so richtig abfährt, dann die Schulter ordentlich dicht zu machen. Gerüchten zufolge hatte er sich sogar zu Übungszwecken in der Boulderwelt eine Simulation der Route nachgebaut.
Besonders bei einem Boulder wie Bügeleisen (8B+) macht das auch durchaus Sinn, denn dieses perfekte Leistenschild steht im Maltatal und dort ist das Wetter besonders in den kühleren Monaten nicht sehr stabil. Zusätzlich lehnt der Boulder noch etwas gegen eine Wand, bei der das Wasser oft nach dem Regen herunter läuft und den Boulder für mehrere Tage unkletterbar macht. Folglich loht es sich umso mehr die Züge anhand einer Simulation einzuschleifen und dann bei den raren guten Bedingungen einfach herzukommen und das Teil schnell mal abzuknipsen. Und genau das scheint Mr. Wientjes erfolgreich durchgezogen und sich somit den ultimativen Klem Loskot Boulder abgeholt zu haben.
Hab mich nicht explizit darauf vorbereitet aber der Sit ( Anm.d.Red. Bügeleisen Sit 8C+) ist meine Traumlinie seit sehr langer Zeit. Der Stehstart war nur die Kür der Sitzstart ist das wahre Ziel.
meinte Flo auf die Nachfrage unseres Lieblings-Praktikanten
Video-Link: https://vimeo.com/183095153
Ryuichi Murai befreit das UMA Extension Projekt
Shiobara ist ein Ort in Japan in dem ein Boulder-Block steht wie es ihn nur selten gibt. Denn an dem Granit-Dach direkt am Fluss gibt es so viele 8B+ und 8C Boulder, dass sogar uns Boulder-Streber von Praktikant zugeben musste dass er den Überblick verloren hatte. Einer dieser 8B+ Boulder trägt den Namen UMA (8B+) und hat die Möglichkeit eines noch tieferen Starts. Aber bis vor Kurzem konnte niemand diese tiefere Start-Variante klettern. Nicht gerade verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das Ganze aus einer Verbindung mit einer anderen 8B+ Linie besteht. Nun gibt es aber in Japan so richtig fitte Jungs und Mädels, darunter auch Ryuichi Murai, der schon einige 8C-Boulder klettern konnte und mit United sogar eine 8C+ Erstbegehung sein eigen nennen kann.
Und Ryuichi hatte es sich zur Mission gemacht, das legendäre UMA Projekt zu befreien. Insgesamt besteht der Boulder aus 40 Zügen im Dach und verlangte Ryuichi alles ab. Um den Boulder, welcher Nexus (8C+) werden sollte dann im Endeffekt klettern zu können, investierte der junge Japaner etliche Sessions über 5 Jahre verteilt und kletterte immer wieder UMA bis er das Gefühl hatte für den 8B+ Boulder so gut wie keine Kraft zu brauchen. Als dann alle Züge bis ins kleinste Detail verinnerlicht waren, schaltete Mr. Murai dann auf Autopilot und ließ seinen Körper die Züge ausführen. 40 Züge später stand er dann endlich auf dem Block seiner Träume und hatte damit nicht nur eines seiner ultimativen Nemesis-Projekte geklettert, sondern Japan auch gleich noch einen neuen 8C+ Boulder geschenkt.
Video-Link: https://youtu.be/3sGxQIg7TOw
Elias Iagnemma wiederholt Ziqqurat (8C)
Irgendwo in Italien in der Nähe der Ortschaft Gaby steht ein ca. 6 Meter langes, 90 Grad überhängendes Dach direkt neben einer Straße. Und entgegen aller Wahrscheinlichkeit gibt es an diesem Dach auch noch Griffe und zwar genau die richtige Anzahl. Zumindest muss sich das 2015 der junge Niccolò Ceria gedacht haben als er die Linie das erste mal sah. Aber dass der Boulder dann so ein Juwel ist, hatte er wohl nicht geahnt. Wobei der Boulder sich nicht nur extrem gut klettert, sondern obendrauf auch noch mindestens genau so extrem schwer ist. Damals war es Nickys schwerstes Projekt und bis vor Kurzem konnte sich nur Gabriele Moroni eine zweite Begehung des Kompressions-Monsters, welches auf den Namen Ziqqurat (8C) hört, holen.
Doch das änderte sich nachdem sich Elias Iagnemma an die Arbeit machte die 28 Züge zuerst zu entschlüsseln und dann anschließend auch aneinander zu hängen. Dabei machte es ihm Ziqqurat nicht gerade leicht und spuckte ihn drei mal am eigentlich deutlich leichteren Ende wieder aus. Doch das konnte Elias natürlich nicht auf sich sitzen lassen und so kam er ausgeruht wieder, wärmte sich perfekt auf und zeigte dem Boulder einmal seine volle Ladung Anpressdruck. Kaum erwähnenswert, dass da dann auch Ziqqurat keine Chance mehr hatte und somit Elias kurze Zeit später auf diesem imposanten Block stand und sich somit die dritte Wiederholung holen konnte.
Will Bosi randaliert quer durch die Schweiz
Will Bosi macht sich immer mehr einen Namen mit schweren Begehungen. Auch wenn der junge Brite eigentlich eher fürs Routen-Klettern bekannt ist, so kommen doch auch immer wieder beeindruckende Begehungen beim Bouldern dazu. So auch auf seinem 6-tägigen Kurztrip durch die Schweiz und mit „durch die Schweiz“ meinen wir wirklich einmal quer durch. Von Göschenen über den Gotthard– und Sustenpass bis hinein ins Wallis kletterte Will einfach alles was innerhalb von ein bis zwei Stunden für ihn kletterbar war. Umso beeindruckender also, dass auf der Liste am Ende nicht nur vier 8B+ Boulder sondern auch eine 8C zu finden war. Von den Zwei 8A+ Flash Begehungen ganz zu schweigen. Auf den Trip machte sich Mr. Bosi direkt nach den Weltmeisterschaften in Moskau. Und der Szenenwechsel scheint ihm ganz gut getan zu haben. Immerhin klettert man nicht so oft im Leben so viele schwere Boulder in weniger als einer Woche. Hier die komplette Liste seiner Begehungen:
- Foundations Edge 8C – Fionnay
- Hazel Grace 8B+ – Gotthard
- Highlander 8B+ – Sustenpass
- Gepresster Hase 8B+ – Sustenpass
- Scarred for Life 8B+ – Fionnay
- Red snapper 8A+ flash – Sustenpass
- Dulcifer 8A+ flash – Göschenen
Video-Link: https://youtu.be/QlE_TVnIKtI
Klatsch und Tratsch aus der Kletterszene
Risiko-Verhältnis Männer vs. Frauen
Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte und da wir eh schon viel geschrieben haben:
Custom Made Harness by Misty Mountain
Die kleine aber feine amerikanische Klettergurt-Schmiede Misty Mountain hat sich auf maßgeschneiderte Klettergurte zu „fairen“ Preise spezialisieret. Ihr könnt alles, aber auch wirklich alles aussuchen und auf Eure Wünsche zuschneiden lassen.
Und wie schon geschrieben, für einem fairen Preis. Denn unsere pinke Version, bei der wir uns alle Wünsche erfüllt haben, würde der Gurt 113,00 Dollar kosten.
Alles retour – Neue Wege im Onlinehandel
Die Zahl der Retouren explodiert. Allein im Jahr 2020 wurden in Deutschland nach Schätzungen 315 Millionen Pakete zurückgeschickt – absoluter Rekord! Das verursacht hohe Kosten und Müll, denn nach wie vor werden viele Rücksendungen vernichtet. Bergfreude.de nehmen das Retouren-Problem für ihren Outdoor-Onlineshop selbst in die Hand. Mit genauen Artikelbeschreibungen und Kundenberatung haben sie die Zahl der Rücksendungen stark reduziert. Was dennoch zurückkommt, wird genau geprüft. Mehr erfahrt ihr in der ZDF Doku.