Lucia Dörffel und Yannick Flohe gewinnen die Deutsche Meisterschaft Bouldern 2023

Die Deutschen Meisterschaften im Bouldern und im Speed gehen in diesem Jahr bei den Finals23 über die Bühne. Beim Qualitätsniveau der Boulder hat die Schraubercrew um Luke Brady in der Männer wie auch in der Damen Quali beste Arbeit geleistet. Die Probleme waren selektiv, aber auch nicht zu schwer. Was an sich schon ein schwieriger Balanceakt ist und beim Temperaturen, die die 30-Grad-Marke an diesem Wettkampfwochenende regelmäßig überschritten noch eine Nummer schwerer.

Die Schwierigkeiten ziehen an

Bei den Herren wurden im Halbfinale noch einmal an der Schwierigkeitskala gedreht was zur Folge hatte, dass die ersten beiden Probleme lange keine Top-Begehung bekam. Boulder drei ist war zwar auch so pumpig wie die ersten beiden Problem, aber ein Stückchen leichter. Vermehrte Top-Begehungen sind dann auch die Folge. Der letzte Boulder des Halbfinales war der absolute Kontrast zu den anderen: Ein dynamisches Gleichgewichtsproblem mit reichlich dual texture Volumen. Aber nicht unmöglich, daher auch einige Erfolge.

Yannick Flohe kam als 13. Starter auf die Wettkampfmatte und war der Erste, der Boulder Nummer eins knackte. Den Zweiten schaffte er nicht, wie übrigens alle anderen auch, soviel sei schon mal verraten.

Boulder drei muss dann einen Flash von Flohe über sich ergehen lassen, und der abschließende Boulder gelang dem Aachener ebenfalls, wenn auch nicht auf Anhieb. Der Finaleinzug war mit drei Tops sicher.

Nur Altmeister Jan Hojer zog noch an Flohè vorbei. Danke seiner immensen Körperkraft braucht auch er nicht lange um Boulder Nummer eins zu toppen. Dass ihm der zweite Boulder nicht gelang war nur ein klares Zeichen für dessen brutale Härte. Hojer kann’s im Nachhinein egal sein, eine solide Begehung von Nummer drei, und ein erkämpftes Top im vierten Boulder ließen ihn als Erstplatzierten ins Finale einziehen. Max Kleesattel, Kim Marschner, Lasse von Freier und Emil Zimmermann komplettierten das Finale.

Yannick Flohe wird Deutscher Meister

Der ersten Finalboulder der Herren bestand aus einer dynamischen Aufsteh-Startsequenz, einer wackeligen Volumen-Balance-Sequenz und einer pressigen Kraftpassage.
Das erste Top holte sich einer der erfahreneren unter den Finalisten: Kim Marschner. Sowohl für Yannick, als auch für Jan reichte es hier erstmal nur für eine Zone.

M2 stellte sich als fordernder Power-Ausdauerboulder samt Dyno heraus. Max Kleesattel lieferte eine solide Vorstellung ab, fiel aber am vorletzten Zug.
Kim Marschner
verletzt sich beim dritten Sprung-Versuch an der Schulter und schied damit aus. Favorit Flohé holte sich den Boulder im zweiten Versuch.

Boulder Nummer drei wurde von Routenbauer Luke Brady auch der „Dancing-Boulder“ genannt. Treffend, denn hier wurden tatsächlich auch Sprünge und Pirouetten gefordert. Emil tänzelte zum Auftakt gleich mal mühelos zum Top und Yannick holte sich den zweiten Flash der Runde.

Das obligatorische Plattenproblem begann dieses mal mit einer Campuspassage im Überhang. Lasse von Freier startete hier vielversprechend, dennoch reichte es leider nicht für eine Zone. Yannick, ebenso wie Jan holten sich den Top im Flashgo und Yannick Flohé sich damit auch den Titel des deutschen Meisters.

Harte Boulder, 36 Grad und ein tosendes Publikum

Die Luft in der Duisburger Kraftzentrale, in der die Boulder DM an diesem Wochenende in Duisburg stattfand, stand am Sonntag Vormittag. Unvorstellbare Bedingungen für die 20 Athletinnen, die um den Finaleinzug buhlten. Das Schrauber-Team um Luke Brady erkannte das auch und entschied sich die Boulder nochmal so zu verändern, das die Probleme trotz Hitze noch machbar blieben. Und genau das stellt sich als eine gute Entscheidung heraus: Denn obwohl das Halbfinale mit einem Knall startete – Athletin Elli Fassbender aus Bayern legt gleich mal einen Flash hin – folgt dann erstmal länger nichts… Sind die Boulder noch immer zu schwer? Liegt es an der Hitze? Afra Hönig lies dann aber mit einem Flash im ersten Boulder und einem tragischen Abflug am Top von Boulder Nummer zwei, die Routenschrauber*innen aufatmen.

Afra musste ihr Führung allerdings bald ihren Kaderkolleginnen überlassen: Denn Sandra Hopfensitz holte sich drei Tops! Helene Wolf flashte die ersten beiden Boulder und mit einer Zone an Nummer drei und einem Top im letzten Halbfinal-Boulder stand sie mit beiden beinen im Finale. Top-Favoritin Lucia Dörffel toppte als einzige alle vier Boulder und unterstrich auch in dieser Runde ihre Favoritenrolle.

Lucia Dörffel gewinnt in Duisburg

Auch das Finale der Damen begann mit einem wackeligem Aufsteher, ähnlich wie schon im Finale der Herren und führte dann über einen tricky Doppelstützer und große Seitgriffe in den steilen Wandbereich Richtung Top. Für Anna Lechner schien die Zone zum Greifen Nahe, doch dabei blieb es dann auch. Afra Hönig holte sich zwar die Zone, die Zeit lief ihr auf dem Weg zum Top dann aber davon. Auch Sandra Hopfensitz gelang es, die Zone kontrolliert zu halten.
Leonie Lochner und Lucia Dörffel meisterten zwar beide über unterschiedliche Lösungsansätze den Start, der Helene Wolf einfach nicht gelingen wollte, für die Zone reichte es aber keiner von ihnen.

Ein klassisches Kraft-Problem an Henkeln und Fingerlöchern war Boulder F2. Anna schaffte den Hangelmove aus dem Fingerloch zu Beginn, die Zone bleibt für sie, wie auch für Leonie allerdings ausser Reichweite.
Afra und Helene wiederum lag der Boulder schon etwas mehr: Erstere holte sich die Zone über eine 360-Beta, während ihre Kollegin sich für einen dynmischen Handwechsel am Fingerloch entschied.
Als einzige knackte Lucia den zweiten Damenboulder und bescherte dem Finale damit seinen ersten Top.

Boulder Nummer drei: Platte. Hier glänzte Anna mit einem Flash. Afra und Leonie verpassen beide knapp das Top. Sandra sorgte für einen kurzen Schreckmoment, als sie aus der Platte rutschte, bewies dennoch Nerven und toppte den Boulder. Titelverteidigerin Helene zog nach und auch Lucia holte sich ganz flowig den Top.
Ein spektakuläres Finish des Finales bot Boulder Nummer 4, eine Platte deren mittlerer Teil etwas vor nicht allzu langer Zeit undenkbares im Wettkampfgeschehen verlangte: Einen dezenten Downjump auf abschüssige Volumen.
Anna Lechner lieferte den ersten Top dieser Linie ab. Afra Hönig holte sich die Zone, während Leonie Lechner der Sprung am Anfang einfach nicht gelingen wollte. Helene Wolf und Sandra Hopfensitz bouldern sich in F4 aufs Podium und die Goldmedallie war für Sandra fast erreichbar. Doch Lucia Dörffel lies sich nicht aus der Ruhe bringen, lieferte ein weiteres mal ab und gewann verdient den Titel der deutschen Meisterin.

Ergebnisse der Deutschen Meisterschaft Bouldern 2023

Damen:

1. DÖRFFEL Lucia 
2. HOPFENSITZ Sandra 
3. WOLF Helene
 
4 LECHNER Anna 
5 HÖNIG Afra 
6 LOCHNER Leonie 
7 KIESGEN Lilli 
8 FASSBENDE Elli 
9 APEL Anna Maria 
10 GRÜNEWALD Florence 
11 GREGORI Alina 
12 HÄNDLER Kaja 
13 SCHWARZ Cheyenne 
14 KOEPLER Marie 
15 HATTENBACH Hannah 
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Herren:

1. FLOHÉ Yannick 
2. HOJER Jan 
3. ZIMMERMANN Emil

4. MARSCHNER Kim 
5. KLEESATTEL Max 
6. VON FREIER Lasse 
7. ARRIAGADA KRÜGER Elias 
8. RAATZ Linus 
9. HANS Moritz 
10.. SIEDLER Michel 
11.. PRINZ Max AlpinClub 
12. SÖHNGEN Johann 
13. ALTEMÖLLER Finn 
14. WIENTJES Florian
15. BLOEM Thorben Perry
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  • Credits Text DAV, kletterszene.com
  • Credits Fotos DAV/Thomas Schermer
  • Beitragsdatum 11. Juli 2023