Männer Podium - Deutsche Meisterschaft Lead - DAV

Lucia Dörffel und Jan Hojer sind die neuen deutschen Meister

Das Kletter- und Boulderzentrum „Bergstation“ in Hilden bei Düsseldorf ist eine bekannte Größe im nationalen Wettkampfzirkus: Bereits 2017 – im Jahr der Eröffnung der Bergstation – fand eine Deutsche Meisterschaft im Lead hier statt. Ein Jahr darauf war das Zentrum dann Schauplatz der Deutschen Meisterschaft Speed. Nun war die Kletterelite erneut zu Gast.

 

Qualifikation:

Schon am frühen Morgen war die Halle voller Leben, die Athletinnen und Athleten wärmten sich auf. Die besten deutschen Leadkletterer Deutschlands – 31 Damen und 39 Herren – waren am ersten Novembersamstag in die Bergstation nach Hilden gereist, um sich den deutschen Meistertitel zu holen. Pünktlich um 9.15 Uhr ging es los. Das erste Top bei den Damen fiel gleich bei der ersten Starterin in der Quali 1. Leonie Lochner (DAV München-Oberland) tänzelte das Bewegungsproblem souverän nach oben. Sie blieb nicht die einzige Athletin. Die Tops bei den Damen häuften sich: 21 gab es in der ersten Quali, neun in der zweiten, einer wackeligen Platte.

Luke Brady, einer der Routenbauer der DM: „Zu leicht sind die Touren nicht, es ist gut, dass viele Starterinnen toppen können. Es gibt drei Runden bis zum Finale, da sollen die Kletterinnen dann nicht platt sein. Die deutschen Mädels haben zwar Power und Kraft, aber an Ausdauer fehlt es ihnen.“

Im Halbfinale werde man bei den Damen dann aber nur noch zwei bis drei Tops sehen, sagte er noch, im Finale höchstens eins. „Die Herren dagegen haben Ausdauer, die haben eine technische Qualitour bekommen.“ Und Steingriffe haben die Routenbauer in eine Tour eingebaut, diese würden die Athleten wenigstens nicht – wie all die anderen Griffe – kennen.

Mit am Start waren auch Jan Hojer (DAV Frankfurt / Main) und Yannick Flohé (DAV Aachen). Beide sind im DAV-Fokusteam und Favoriten für die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio. Für die beiden war die Deutsche Meisterschaft ein Test für den Ausscheidungswettkampf in Toulouse Ende November. Beide wollen sich dort nach Alex Megos den zweiten und letzten Startplatz für Tokio holen, den die deutschen Herren besetzen dürfen. Nur einem wird das gelingen können. Die beiden galten bei der Deutschen Meisterschaft in Hilden als Favoriten für den Meistertitel. Sowohl Jan als auch Yannick toppten in der Quali beide Routen. 

 

Halbfinale:

Bei den Damen dominierten die Starterinnen Deutsche Meisterschaft Lead 2019aus Bayern das Feld: Acht trugen das blaue Bayern-Top. Bei den Herren waren es immerhin noch sechs bayerische Kletterer unter den insgesamt 26 Halbfinalisten. Jetzt ging es schon mehr zur Sache – nur die jeweils besten Acht aus dieser Runde werden am Abend beim Finale dabei sein. Markus Jung (DAV Rheinland-Köln), der mit 32 Jahren älteste Teilnehmer, schüttelte nach einem Sprung zu einem Slopergriff den Kopf. Aber er kämpfte sich hoch, erst bei der Höhe von 38+ war für ihn Schluss, er schaffte als Achter noch den Einzug ins Finale. Bei den Damen holte sich Lucia Dörffel (Sächsischer Bergsteigerbund), die als Zehnte im Halbfinale startete, das erste Top, als nächste dann die Vorjahresmeisterin Frederike Fell (DAV Freising) – ihr wurde der letzte Zug allerdings nicht gewertet, da sie unerlaubt das Topschild mitbenutzt hat. Romy Fuchs (DAV München-Oberland) klippte als dritte Starterin den Umlenker. Luke Brady hatte also recht: Nur wenige Tops bei den Damen. Noch bemerkenswert: Fünf Finalistinnen kommen aus Bayern.

Ines Dull, Landestrainer aus Bayern: „Total cool. Über 50 Prozent der Finalistinnen sind aus unserem Team. Aber eigentlich wären auch 100 Prozent möglich gewesen“, sagte sie und lacht. „Das Damenfeld ist stärker geworden. Auch wenn die Damen in der Ausdauer noch nicht die Besten sind. Insofern ist auch der Routenbau okay.“ Ein paar mehr schwere Züge hätte sie sich von unten weg aber dennoch gewünscht.

Bei den Herren gab es zwei, die im Halbfinale toppen: Chris Hanke (DAV Ringsee) und  Yannick Flohé.

 

Finale:

Deutsche Meisterschaft Lead 2019Am Abend füllte sich die Halle zusehend. Etwa 400 Zuschauer waren gekommen und sorgten für eine grandiose Stimmung. Um 20 Uhr wurden die Finalistinnen und Finalisten präsentiert, dann durften sie ihre Touren besichtigen: Neongelb für die Damen, pink für die Herren. Die Routenbauer haben ganze Arbeit geleistet und gerade bei den Herren eine mit spektakulären Zügen und einem weitem Sprung zuschauerfreundliche New-School-Route an die Wand gezaubert. Bei den Damen gab es tatsächlich nur ein Top, wie von Luke Brady zuvor prognostiziert hatte. Lucia Dörffel, die sich schon bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft im Bouldern den Sieg geholt hatte und auch international bei der Jugend eine ganz starke Saison geklettert ist, dominierte an diesem Tag deutlich das Damenfeld und kletterte souverän die abwechslungsreiche Tour bis fast ganz nach oben – sie fiel erst beim letzten Zug. Den zweiten Platz holte sich Roxana Wienand (DAV Aschaffenburg), Dritte wurde Frederike Fell.

Lucia Dörffel: „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte sie freudestrahlend. „Dass ich mir jetzt auch noch den Leadtitel geholt habe, ist für mich die absolute Krönung.“

Und bei den Herren? Jan Hojer kletterte flüssig, schnell und fehlerfrei bis ganz nach oben. Chris Hanke scheiterte beim Zug zum Topgriff. Yannick Flohé, der zuvor einen Bilderbuch-Wettkampf gehabt hatte und eigentlich „nur“ noch – egal in welcher Zeit – bis zum Top hätte klettern müssen, rutschte der Fuß weg. Platz drei für den Shootingstar des Jahres. Jan Hojer nahm seinen dritten deutschen Meistertitel in diesem Jahr eher gelassen:

„Ich bin gut geklettert. Aber wichtig ist mir vor allem, dass ich mich für Toulouse gut vorbereitet fühle.“

Ergebnisse der Deutschen Lead Meisterschaft 2019:

[two_columns_one]Damen:

1 DÖRFFEL Lucia
2 WIENAND Roxana
3 FELL Frederike

4 FUCHS Romy
5 ATKINS Käthe
6 GORZELLIK Catrin
7 SCHMIDT Magdalena
8 HOPFENSITZ Sandra
9 KAUTZNER Christina
10 LOCHNER Leonie
11 BESTVATER Alma
11 GIESSE Anna
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[/two_columns_one][two_columns_one_last]Herren:

1 HOJER Jan
2 HANKE Christoph
3 FLOHÉ Yannick
4 BRANDENBURGER Jonas
5 HOFFMANN Lars
6 JUNG Markus
7 MARSCHNER Kim
8 KLEESATTEL Max
9 TEKLES Martin
10 VOGT Stephan
11 RAATZ Linus
12 NIBLER Jakob
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[/two_columns_one_last]

https://youtu.be/2KeBSkLxpMM?t=806

    Text: Gudrun Regelein,  Kletterszene Foto: DAV/Vertical Axis
  • Beitragsdatum 11. November 2019