Leo Houlding befreit neue Route an „The Prow“ am Mount Roraima, einer 600m überhängenden Wand im Amazonas

Am 4. Dezember war es soweit – Leo Houlding und sein Team machten sich selbst ein vorzeitiges Nikolausgeschenk und erreichten den Gipfel des Mount Roraima (2.810m) in Guyana, inmitten des riesigen Amazonasgebietes. Über unwirtliche, dicht bewachsene und dauerhaft feuchte Felswände kämpfte sich das 8-köpfige Team zwei Wochen lang nach oben – über eine neue Route an der überhängenden Wand “The Prow”.

Der Tafelberg an der Grenze zwischen Brasilien, Venezuela und Guyana ist ein imposanter Fels- block und lässt sich nur zu Fuß über einen 53km Dschungelpfad erreichen. Am Fuße angekommen war schnell klar, dass sie das Basecamp dort nicht errichten konnten und wechselten direkt in die Wand in schwindelerregende Porterledges. Mit der tickenden Zeit und dem ablaufendem Besuchervisum im Nacken,

trotzten sie wahrlich Wind und Wetter und befreiten nach 12 Tagen in der Wand schlußendlich die Route am 4. Dezember 2019. Mit dabei: Edward und Troy, die damit die ersten Einheimischen am Gipfel sind!

Leo Houlding: „Es war eine einzigartige und tiefe Freude, mit unseren indianischen Freunden diese (Gipfel-)Erfahrung zu teilen. Seit Jahrhunderten erzählen ihre Vorfahren Geschichten von der „Mutter des großen Wassers“ und da standen wir nun – acht Gleiche, die gemeinsam dieses Ziel erreicht haben!“

Für die 21-jährige Anna Taylor war es ebenfalls die erste Big Wall Erfahrung und die frisch gebackene Berghaus Athletin resümiert: „Es war ein wahrlich wilder Monat mit Höhen und Tiefen – verrückte Stürme, Spinnen, Schlangen, Skorpione, Wasserfälle, endlose Anstiege, vertikale Schlammlawinen, Sümpfe, Schleimwälder, Flussüberquerungen, unzählige Schnitte und Prellungen, viel Leid, ausgesetzte Stellen und wirklich erstaunliche Klettervorrausetzungen.

Alles in allem war es die unglaublichste Erfahrung meines Lebens“.

Matt Pycroft von Coldhouse Collective war als Filmemacher und Fotograf mit dabei und hat versucht, die Expedition zu dokumentieren. Aufgrund der Tatsache, mit dem zusätzlichen Gewicht des Kam- era-Equipments, eine derartige Leistung zu erbringen, ist er – wie alle Filmemacher und Fotografen

– ein stiller Held der Expedition. Bescheiden ergänzt er: „Die Route hat noch keinen offiziellen Namen oder Grad, aber Leo erwähnte, dass die Bewertungen solcher Routen irreführend sein können. Denn das Besteigen einer E6 im Lake District an einem Sommertag ist doch eine völlig andere Nummer,

    Text: Monika Ludwig / madeprojects GmbH, Kletterszene

    Foto: Berghaus

  • Beitragsdatum 28. Dezember 2019