Kletterhallen-Unfallstatistik 2019 kletterszene

Kletterhallen-Unfallstatistik 2019

Seit fünf Jahren erstellen der DAV und KLEVER zusammen eine Unfallstatistik zu Unfällen in künstlichen Kletteranlagen. Das Klettern und Bouldern in künstlichen Kletteranlagen hat sich mittlerweile als Trendsport für Jung und Alt etabliert.

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Der Anstieg der Zahlen wird vor allem auf ein sich langsam verbessertes Meldeverhalten der einzelnen Hallen zurückgeführt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Dunkelziffer an Unfällen immer noch hoch ist und leider noch immer nicht alle Unfälle gemeldet werden. Die Zahl der von DAV und KLEVER betreuten Mitgliedshallen beträgt zurzeit etwa 250 und deckt somit die Mehrheit der Kletteranlagen in Deutschland ab.

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Das gemeinsame Ziel von KLEVER und DAV ist, möglichst wenige Unfälle in künstlichen Kletteranlagen verzeichnen zu müssen. Die Erkenntnisse der statistischen Auswertung der Unfalldaten werden genutzt, um letztlich den Klettersport noch sicherer zu machen. Es werden lediglich Unfälle erfasst, bei denen ein Rettungsdiensteinsatz erfolgte, da in diesen Fällen meist eine recht gute Datenbasis vorzufinden ist.

Unfälle mit Rettungsdiensteinsatz

Kletterhallen-Unfallstatistik 2019

In der Statistik werden lediglich Unfälle erfasst, bei denen ein Rettungsdiensteinsatz erfolgte, da in diesen Fällen meist eine recht gute Datenbasis vorzufinden ist. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 220 Ereignisse mit Verletzungen erfasst. Beim Bouldern passierten die meisten Unfälle (145), beim Klettern wurde in 66 Fällen der Rettungsdienst gerufen.

Verletze Körperregion

Die gemeldeten Verletzungen können in folgende Bereiche kategorisiert werden: Kopf, Rumpf, Arme und Beine sowie multiple Verletzungen. Bei multiplen Verletzungen handelt es sich meistens um schwerere Verletzungen, bei denen häufig auch der Kopf und/oder der Rumpf betroffen sind. Alle nicht genau zuordenbaren Verletzungen wurden als „Sonstiges/keine Angabe“ eingestuft.

Beim Bouldern ist, wie in den Vorjahren, die Anzahl der Verletzungen an den Extremitäten (Armen und Beinen) sehr hoch (86%). Aus den Unfallprotokollen wird deutlich, dass die Verunfallten meist nur geringe Erfahrung mit Abspringen und kontrollierten Stürzen haben.

Beim Seilklettern ist der Anteil an Kopf-/Rumpfverletzungen sowie multiplen Verletzungen, mit prinzipiell schwerwiegenderen Folgen, höher als beim Bouldern. Dabei führt oft ein Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren zum Unfall.

Zum Beispiel 

  • Unaufmerksamkeit
  • Schlappseil

  • neues / dünnes Seil
  • Gewichtsunterschiede innerhalb der Seilschaft…
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Unfallausgang

Bouldern:

Beim Bouldern endeten die Unfälle meistens mit einem Mattensturz. Anprall- und Sportverletzungen, sowie Kollisionen sind hier eher selten. 

  • Wie auch in den letzten Jahren, ist die Anzahl der Verletzungen an den Extremitäten (Arme und Beine) sehr hoch – 86% der gemeldeten Fälle betreffen diese Bereiche. Die anderen Verletzungskategorien spielen beim Bouldern eine eher untergeordnete Rolle. Bei den vier Fällen mit multiplen Verletzungen waren jeweils Arme und Beine betroffen.
  • Daten der Unfallprotokolle deuten darauf hin, dass mangelnde Erfahrung beim Abspringen und Stürzen eine nicht unerhebliche Rolle spielt – gerade beim kontrollierten Abspringen sollte es eigentlich zu keinen gravierenden Verletzungen kommen.

Anhand der Unfallprotokolle ist davon auszugehen, dass die Unfallzahlen gerade bei Anfängern beeinflussbar sind. Durch eine Basis-Ausbildung im Bouldern vor allem bzgl. Abspringen und Stürzen könnten sicher diverse Unfälle verhindert werden.
Des Weiteren ist davon auszugehen, dass gerade beim Bouldern eine nicht unerhebliche Dunkelziffer von leichteren Verletzungen besteht, da z.B. Bänderrisse nicht zwingend zu einem Rettungsdiensteinsatz führen und den Hallen auch nicht immer gemeldet werden.

Seilklettern

46% der gemeldeten Unfälle beim Seilklettern endeten mit einem Bodensturz (n=30), aber auch Anprallverletzungen sollten bei der Unfallanalyse nicht vernachlässigt werden. Diese machen immerhin 27% des Unfallgeschehens beim Seilklettern aus. Die meisten Unfälle ereigneten sich beim Vorstieg (ca. 60%). Auch Unfälle beim Ablassen sind keine Seltenheit- so ereigneten sich 10 der 30 Bodenstürze beim Ablassen. Der Ablassvorgang ist eine besonders heikle Situation, da hier der Kletterer mit vollem Gewicht im Seil sitzt- die Sicherungskette wird also permanent belastet und ein Kontrollverlust des Sicherungsgerätes wirkt sich direkt aus.

  • Bodenstürze durch Einbindefehler: Trotz aufklärender Partnercheck-Kampagnen kam es auch im letzten Jahr wieder zu „Einbindefehlern“ – entweder der Knoten war fehlerhaft, oder die Verunfallte Person hatte sich nicht (korrekt) eingehängt. Insgesamt 5 Bodenstürze hätten durch einen ordentlich durchgeführten Partnercheck vermutlich verhindert werden können. Besonders kurios: in einem Fall kam es bei einem sehr alten Gurt zu einem Versagen der Anseilschlaufe/ Gurtriss.

Unfallrisiko in Kletterhallen sehr gering

Betrachtet man das Unfallrisiko pro 1000 Stunden Sportausübung, zeigt sich, dass das Risiko in einer Kletterhalle zu verunglücken beim Bouldern ca. 9 mal so hoch ist wie beim Klettern (vgl. Abbildung).

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    Text: Lehrteam des KLEVER e.V. & DAV Sicherheitsforschung, Kletterszene

    Foto: KLEVER e.V. , DAV 

  • Beitragsdatum 12. November 2020