Jessica Pilz und Jakob Schubert starten im Combined Finale
Es ist vermutlich der Traum aller anwesenden Athlet*innen gewesen, bei dieser WM ein frühes Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris zu ziehen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt wie stark und wie nah beieinander das Feld der Startenden ist. Einige wenige sind ihrem Traum gestern einen Schritt näher gekommen. Die besten 20 Athlet*innen in der Kombinationswertung der Einzeldisziplinen ( Bouldern und Lead) durften an Gestern erneut an die Weetkampfwände. Weitergekommen sind nur die jeweils besten acht pro Geschlecht.
Bei den Männern ging es um 13 Uhr mit dem Halbfinale im Bouldern los und hier gab es wenig Überraschungen: Ganz nach vorne boulderte sich der 16-jährige Sorato Anraku (JPN), gefolgt von Allstar Tomoa Narasaki (JPN) und Paul Jenft (FRA). Alex Megos und Yannick Flohé taten sich deutlich schwerer. Am Ende gingen sie punktegleich mit einer Wertung von 49.8 aus der Runde. Kein bequemer Vorsprung, aber auch alles andere als unrealistisch noch im Lead am Abend genug Punkte für das Finale zu holen. Als es dann soweit war, reichte es allerdings nicht ganz für die beiden deutschen Starter. Flohé legte unglaublich souverän in der pumpigen „Oldschool“-Route los und kletterte weit – 60.1 Punkte für ihn. Megos stürzte eineinhalb Griffe früher – er klatsche die wichtige 60 Punkte Marke zwar gerade noch ab, diese ging damit allerdings nicht in die Wertung. Am Ende holte er 57.1 Punkte. Mit Platz 12 für Flohé und Platz 13 für Megos findet das Finale leider ohne die beiden Athleten statt.
Jessica Pilz startet im Combined Finale
Bereits am Vormittag sorgte Jessica Pilz für einen gelungenen Combined Auftakt. Nach dem Bouldern lag die in Innsbruck lebende Niederösterreicherin nach einem Top und mit 44,4 Punkten auf Zwischenrang sieben und schuf sich eine perfekte Ausgangsposition für den Lead-Bewerb. Mit einer beherzten Leistung zeigte die 26-Jährige im Vorstieg einmal mehr ihre Klasse und zog mit Gesamtrang sechs (98,5 Punkte) souverän in das angepeilte Finale ein.
Die Boulder waren heute schwer einschätzbar. Ich bin am Anfang nicht gut hineingekommen und war gerade bei den ersten beiden Bouldern etwas planlos. Das Top am dritten Boulder war dann sehr wichtig. Ich bin froh, dass ich nach dem ersten Teilbereich halbwegs gut dabei war. Vom Gefühl her ist es mir nicht so vorgekommen, aber die Runde dürfte wirklich sehr schwer gewesen sein. Im Lead bin ich auf Sicherheit geklettert. Ich wollte einfach sichergehen, dass nichts Ungeplantes passiert. Daher hat sich das nicht so locker und angenehm angefühlt. Mein Ziel war es, ins Finale zu kommen, das habe ich heute erreicht. Am Freitag wird es wichtig sein, dass man nicht immer rechnet, sondern den Fokus aufs Klettern legt. Wenn man das Beste gibt, kommt der Rest automatisch.
so Jessica nach ihrem Einzug ins Finale
Unglaubliche Schubert-Show im Lead
Für Jakob Schubert und Nicolai Užnik sollte der Boulder-Bewerb nicht unbedingt nach Wunsch verlaufen. Das österreichische Duo fühlte sich gut in Form, fand aber im schwierigen Halbfinale nicht in den gewünschten Flow. Am Ende belegte Užnik mit 49,5 Punkten Rang 17, gefolgt vom Vorstiegs-Weltmeister Schubert, der 44,8 Punkte erreichen konnte. Wie schon in Tokio sorgte der Olympia-Bronzemedaillengewinner, der als vorletzter Athlet in die Finalroute einstieg, in seiner Paradedisziplin für eine fulminante Aufholjagd und demonstrierte im Vorstieg seine Vormachtstellung. Der 32-jährige Tiroler überholte Athleten um Athleten und schaffte am Ende mit dem Top und Gesamtrang fünf (144,8 Punkte) doch noch den Einzug ins Finale des olympischen Formates. Mit dieser spektakulären Leistung, brachte Jakob die Halle einmal mehr zum Beben und untermauerte seine Ambitionen. Sein Teamkollege Užnik nahm den Kampf ebenfalls an und beendete den Boulder & Lead-Bewerb auf Rang 18 (91,6 Punkte).
Eigentlich fühle ich mich in einer sehr guten Boulder-Form, daher war ich sehr enttäuscht, dass ich das heute nicht zeigen konnte. Es waren wenige Boulder dabei, an denen ich meine Stärken ausspielen hätte können – vielmehr waren sie sehr technisch ausgelegt. Es ist dann mental nicht immer ganz einfach, wenn man weiß, man kann sie lösen, braucht halt nur das Quäntchen Glück auf seiner Seite. Die Ausgangssituation war dementsprechend schwer. Es hat mich heute an Tokio erinnert. Da bin ich vor dem Vorstieg auch mit dem Rücken zur Wand gestanden. Daher konnte ich befreit klettern, das kommt sonst nicht so oft vor. Es hat unglaublich Spaß gemacht, auch wenn ich diese spannende Ausgangsposition gerne vermieden hätte.
so Jakob nach dem Lead Bewerb
Das Finale der Frauen im olympischen Format geht am Freitag, den 11. August um 19:00 Uhr über die Bühne (Live im Free TV bei Eurosport), die Herren sorgen am Samstag, den 12. August um 16:00 Uhr für den spannenden Abschluss der Kletter-Weltmeisterschaft.