Janja Garnbret feiert fulminantes Come-back und gewinnt GoldWC Innsbruck

Janja Garnbret, die „Queen“, ist zurück. Beim Weltcup Bouldern in Innsbruck, dem letzten der Saison 2023, zeigte sie, welche Ausnahmeathletin sie ist. Ihr Auftritt war fulminant, sie war in einem absoluten Abzockmodus: Ihr gelangen im Finale vier Tops im Flash – und das in einer spielerischen Art und Weise, die absolut beeindruckend war. Ihre Dominanz war schon fast erschreckend, zwischen ihr und den anderen Weltklasse-Athletinnen lagen – vor allem bei Boulder 3 und 4 – Welten.

Zwei US-Amerikanerinnen, die Slowenin Janja Garnbret und gleich drei Japanerinnen kämpften im Finale um die letzten Medaillen der Boulder-Weltcup-Saison. Brooke Raboutou (USA) lag nach dem Halbfinale noch auf Platz 1, sie war in dieser Runde die Einzige mit vier Tops. Futaba Ito (Japan) belegte Platz 2, gefolgt von ihrer Teamkollegin Miho Nonaka (Japan), Janja Garnbret, Natalia Grossman (USA) und Al Mori (Japan).

Al, das „Wunderkind“ aus Japan, musste im Finale also als Erste auf die Matte. Und scheiterte gleich mal fast am Einstieg: Einem Sprung hoch zu einem an ein Volumen geschraubten Untergriff. Bei ihrer Größe (1,54 Meter) und einer Weichbodenmatte zum Absprung war das für sie kaum möglich. Für die anderen, größeren Starterinnen bedeutete der Einstieg kein Problem, Al dagegen gelang er nur sehr knapp und nach zahlreichen Versuchen. Ähnlich war es später bei Boulder 4: auch hier hatten die größeren Athletinnen eindeutig Vorteile. Die Routenbauer hätten die unterschiedlichen Größen der Finalistinnen unbedingt besser im Blick haben müssen. Für Al war Boulder Nummer 1 also eine Nullrunde. Natalia, die zuvor bereits den Weltcup in Salt Lake City und Brixen gewonnen hatte, flashte dann gleich mal das Ding, genauso Janja, die scheinbar mühelos nach oben schwebte. Miho legte nach und flashte das Problem auch. Futaba dagegen erreichte nur die Zone, sie hatte im letzten Versuch zwar noch den Topgriff in der Hand, rutschte dann aber davon ab. Brooke brauchte für ihr Top drei Versuche.

Boulder Nummer 2, eine tricky Platte, die oben noch einmal kräftig wurde, sah dann gleich fünf Tops – vier davon im Flash, Brooke brauchte zwei Versuche, und Futaba erreichte erneut nur die Zone. Zu diesem Zeitpunkt gab es also drei Athletinnen mit drei Flashs: Janja, Natalia und Miho.

Der dritte Boulder selektierte dann sehr deutlich, er war knüppelhart: Zu Beginn galt es, mit dem richtigen Schwung von einem Volumen an den Schlüsselgriff, einen abschüssigen Sloper, zu springen und diesen irgendwie zu halten. Drei Finalistinnen verzweifelten an dem Problem, für Brooke, Al und Futaba war es eine Nullrunde. Natalia gelang es nach vielen Versuchen, die Passage zu meistern, sie hatte sogar den Schlussgriff in der allerletzten Sekunde in den Händen – aber eben um drei Sekunden zu spät, was nur Zonenwertung für die Amerikanerin bedeutete. Auch Miho blieb nach vielen Versuchen an dem abschüssigen Sloper hängen, sie kämpfte sich weiter nach oben, rutsche aber noch vor dem Top ab. Auch für sie also nur die Zone. Und Janja? Sie flashte den Boulder erneut spektakulär und mühelos in gerade einmal 35 Sekunden. Den Slopergriff nutze sie nur zum Beschleunigen, um gleich in einer Bewegung weiter zum nächsten Griff hochzuziehen. Der Rest war für die Ausnahme-Athletin dann offensichtlich ein Wanderweg. Janja ging nach Boulder 3 in Führung.

Im letzten Boulder, mit Sprüngen zu riesigen Volumen, bei dem auch ein koordinativ schwierig zu erreichender Toehook gefragt war, hatte Al wieder wegen ihrer Größe enorme Schwierigkeiten. Auch hier war es ihr eigentlich nicht möglich, die von den Routenbauern gedachte Lösung umzusetzen. Sie erreichte nur die Zone. Auch Natalia, Miho, Brooke und Futaba hatten danach zwar den Zonengriff, aber nicht den Schlussgriff in der Hand. Das gelang nur Janja, auch hier wieder im Flash: Absolut souverän, spielerisch. Janja wurde nach diesem Erfolg von ihren Gefühlen übermannt – es gab Freudentränen.

Today I was just happy, I enjoyed climbing so much, and I cried when I topped the fourth boulder. I did feel relieved, because I thought I almost forgot how to compete, but I guess I didn’t. And I flashed the slab as well! 

Silber holte sich Natalia, die auch den Gesamtweltcup Bouldern 2023 gewann. Bronze ging an Miho: Die 26-Jährige hatte zwar so wie Natalia zwei Tops und vier Zonen, brauchte dafür aber mehr Versuche. Beste deutsche Starterin in Innsbruck war Afra Hönig auf Platz 20, beste Österreicherin auf Platz 11 Jessica Pilz.

Es war eine Supershow der 24-Jährigen Janja, die in Innsbruck ihren 38. Weltcup-Sieg feierte, 15 davon im Bouldern.  

I’m grateful,” sagte Janja bei der Siegerehrung. „Grateful for my team, because they were always with me in the past few months, a lot of tears, a lot of crying, a lot of tough moments, doubts, negative thoughts, they were always there. So I’m really grateful for them.“ Zum Wettkampf sagte sie: „I don’t really pay attention to the other competitors. I always try to be the best version of myself, and to be stronger every year than the year before, but I do feel that the field is getting stronger. That is why we compete. You want to win when everybody has their best day. With a stronger field there is more fun, and more challenges. Sometimes the boulders in finals are a bit too easy, but I think that tonight we had the perfect round.

Ergebnisse des Boulder Weltcup in Innsbruck 2023

Damen:

1 Janja GARNBRET • SLO
2 Natalia GROSSMAN • USA
3 Miho NONAKA • JPN

4 Brooke RABOUTOU • USA
5 Ai MORI • JPN
6 Futaba ITO • JPN
7 Zélia AVEZOU • FRA
8 Ievgeniia KAZBEKOVA• UKR
9 Fanny GIBERT • FRA
10 Anastasia SANDERS • USA
11 Jessica PILZ • AUT

15 Stasa GEJO  • SRB
16 Camilla MORONI • ITA
17 Laura ROGORA • ITA

20 Afra HÖNIG. • GER

29 Hannah MEUL  • GER
29 Roxana WIENAND• GER

33 Petra KLINGLER. • SUI

35 Franziska STERRER. • AUT

37 Lucia DÖRFFEL. • GER

39 Johanna FÄRBER. • AUT

43 Sofya YOKOYAMA. • SUI
45 Sandra LETTNER. • AUT

55 Andrea KÜMIN  • SUI

61 Anna Maria APEL • GER

65 Anna BOLIUS  • AUT
65 Lea KEMPF • AUT
67 Ariane FRANKEN • AUT

79 Maya KLAUNZER  • AUT

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Video-Link: https://youtu.be/mTWT3tQ–f0
  • Credits Text Gudrun Regelein f. kletterszene.com
  • Credits Fotos © Jan Virt/IFSC., © Lena Drapella/IFSC
  • Beitragsdatum 16. Juni 2023