Jakob Schubert schlägt für B.I.G den Grad 9c vor
Given the current information that I have and considering Adam’s opinion, it feels right to propose 9c and I’m looking forward to see what time will tell.
Jakob Schubert über B.I.G., ehem. Project Big auf Instagram
Knapp über eine Woche ist es her, dass Jakob Schubert mit seinem Durchstieg von Project Big das zweite Mal dafür gesorgt hat, dass die ganze Kletterszene auf diese eine Höhle in Flatanger schaut.
Gestern Abend packte der 32 Jahre alte Österreicher dann auf Instagram endlich aus, worauf wir seit seinem emotionalen Livestream letzten Mittwoch gewartet haben – und stellte für B.I.G. aka Project Big, die Linie, die ihn so viel Energie und Nerven gekostet hat, den Grad 9c in den Raum.
Das ehemalige Project Big ist damit die vierte Kletterroute aller Zeiten, für die der sagenumwobene Grad vorgeschlagen wurde, und aktuell eine von drei Routen weltweit, die noch auf Wiederholungen warten – gemeinsam mit Seb Bouins DNA und Adam Ondras Silence. Auch wenn schon zuvor außer Frage stand, dass es sich bei Jakobs und Adams Projekt um eine der schwierigsten Kletterrouten der Welt handelt, schreibt Jakob mit seinem Vorschlag jetzt auch offiziell ein Stück Geschichte.
Warum 9c?
Weil der Schwierigkeitsgrad so selten ist, stand Jakob genau wie Seb, Adam und auch Alex Megos (dessen 9c Bibliografie später von Stefano Ghisolfi auf 9b+ abgewertet wurde) vor der Frage, wie man überhaupt den Cut zwischen 9b+ und 9c macht. Wie schon öfter diente hier Perfecto Mundo, die vierte 9b+ der Welt, als Referenz: Für die Route hatte Jakob 2019 drei Wochen gebraucht und in dieser Zeit quasi nichts anderes gemacht – ein großartiger Erfolg und die bisher einzige Tour in diesem Grad für den Innsbrucker. Für B.I.G. brauchte er etwa doppelt so lange und ordnet die Route im Vergleich dazu deshalb als eine Hausnummer größer ein.
My reference for 9b+ is Perfecto Mundo which I sent in about 3 weeks of work and which felt way easier to me than B.I.G. The only other guy who tried B.I.G. a lot is Adam and I’m happy he shared all his opinions with me which definitely helped me draw my conclusions.
Jakob über den Bewertungsprozess von B.I.G. auf Instagram
Insgesamt kann man B.I.G. in etwa vier Abschnitte unterteilen: Nach einer 20m-Traverse im 7a-Bereich geht es durch ein 8A/8A+ Boulderproblem und eine steile 8c-Kletterei mit Kneebars, bevor die Crux der Route ansteht, die laut Jakob allein schon als schwere 9b durchgeht. Bis zum letzten Clip kommt dann nochmal eine 8a/8a+ Route, bei der einen der Pump nochmal rausschmeißen kann.
Nachdem die Beta perfektioniert war, kam es beim Durchstieg allein auf seine physische und mentale Verfassung an, so Jakob. Und die ist aktuell auf einem Highpoint: Erst im August sicherte sich der Bronze-Olympiagewinner mit Doppelgold bei der Weltmeisterschaft in Bern sein Ticket für Paris 2024. Dass Jakob Schubert in der Form seines Lebens 9c klettern kann, ist da nicht sonderlich weit hergeholt.
Das große Warten auf Adam Ondra
Auch wenn Stefano Ghisolfi gerade immer mal wieder in Silence unterwegs ist, ist B.I.G. vermutlich die 9c, bei der wir aktuell die größte Hoffnung auf eine zeitnahe Wiederholung haben dürfen – schließlich war Adam Ondra schon mehrmals knapp dran. Eigentlich hatte der Tscheche das ehemalige Project Big vor mehr als 10 Jahren eingerichtet, aber lud im Herbst 2022 seinen Freund und Kollegen Jakob nach Norwegen ein, um gemeinsam das Riesenprojekt zu knacken. Beide scheiterten knapp und kamen dieses Jahr nochmal separat nach Flatanger – Adam im Frühjahr ohne Erfolg, Jakob letzte Woche mit dem Durchstieg.
Weil beide Kletterer anfangs relativ schnell relativ große Fortschritte in der Route machten, gingen sie relativ lange von 9b+ als finalem Schwierigkeitsgrad aus. Gleichzeitig wurden die Versuche von unten immer und immer mehr – und der anfängliche Gedanke an die 9c-Bewertung tauchte wieder auf. Egal ob 9c oder 9b+: Für Jakob und Adam war und ist B.I.G. eines der größten Projekte ihres Lebens und ein absoluter Traum von einer Route – und Jakob ist bestimmt nicht der letzte Kletterer, für den dieser Traum in Erfüllung geht.
It was such a cool process and in the end it does feel like a team ascent to me, since we helped each other so much and figured out the route much quicker that way. I‘d have never been able to send this beast without you, Adam and fully appreciate the effort that goes into finding and bolting such a king line!
Jakob auf Instagram