Jacopo Larcher klettert Meltdown 5.14c R und Martina Demmel punktet 9a in Kochel
Zwischen Halls and Walls und der Ispo haben wir uns kurz die Zeit genommen um euch auf den neusten Stand der Kletterszene zu bringen. So zumindest der Plan! Es sollte aber einfach nicht klappen #schreibblockade, unverständlicher #satzbau und Müdigkeit sorgten für Verzögerung.
Martina Demmel punktet „Heim nach Afrika“ (9a) in Kochel
Seit Martina Demmel studiert, steht die Felszeit nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Von München aus gesehen, gibt es dann fast nur zwei Möglichkeiten Kochel (Afrika Wand) & Altmühltal. Letzteres ist kein Wintergebiet und so bleibt eigentlich nur noch Kochel übrig.
Philipp Hrozek, wie vielleicht manche wissen, hatte als Münchner Kletterer zu seiner Sturm und drang Zeit selbige Gebietsproblematiken zu bewältigen und fuhr damals gefühlt täglich nach Kochel. Bei soviel Klettertagen in einem Gebiet und dem immensen Fingerstrom den er hatte, gingen ihm irgendwann die schweren Routen aus und so er fing an die Schlüsselstellen der einzelne Routen zu kombinieren. So war es dann auch eher ein Zufall der sich über die Jahre anbahnte, dass er die drei Routen Baby Love (8b+), Des Wahnsinns fette Beute (8b+) und QL (8c) mit einander verband und am stück Durchstieg. Burnout* (8c+/9a) war geboren.
Philipp war nie am großen Medienrummel interessiert und so geriet Bournout in Vergessenheit. Die Jahre vergingen, neue Young Guns wie Pirmin Bertle kamen und die natürliche auslese von guten Tritten sorgte dafür, dass bei für Philipp’s Variante ein extrem wichtiger Tritt Ausbrach. Wie Philipp gingen auch Pirmen die Routen mit der Zeit aus und so wiederholte sich die Geschichte der Kombinationen und es entstand die Route Heim nach Afrika (9a/+). Allerdings fehlte hier der besagte Tritt und es wurde etwas überhalb gequert.
Diese kleine Anekdote spielt zwar keine große Rolle für die zukünftigen Wiederholer*innen, da die Route deswegen nicht leichter oder schwerer wird, aber etwas Geschichtsunterricht hat noch nie geschadet.
Und jetzt zurück zu Martina. Sie war vor zwei Jahren an der Afrika Wand und fasste den Entschluss sich diese monströse Linie näher anzusehen. Die Frage, die recht schnell im Raum stand war ob und nicht wann sie die Route klettern kann. Und genau das begeisterte Martina so sehr, dass sie immer mal wieder und ganz ohne Druck die einzelnen Sequenzen ausboulderte und miteinander verband.
Wer die Afrika Wand kennt, weiß wie wichtig die Bedingungen sind. Scheint die Sonne ist es recht schnell zu warm. Im Herbst geht gerne ein kühler Wind und auch wenn der Grip perfekt ist, das Warmhalten der Finger ist eine schier unmögliche Angelegenheit. Was bei einer Ausdauerroute wie Heim nach Afrika durchaus eine Rolle spielt. Am 5. November schien alles zu passen und als sich Martina ins Seil einband, kletterte sie in ihrem ersten Go soweit wie noch nie. Es war klar, dass die Linie so langsam fällig war. Mit dieser Erkenntnis wurde dann auch nicht mehr lange gefackelt und im zweiten Go des Tages konnte Martina die Route abholen.
I’ve to admit that I was quite surprised/sad about how many people were only focused on asking me about my opinion on the grade instead of congratulating or being interested in the story/feelings behind at all… maybe it’s normal but I’ve never noticed it in such an obvious extent
so Martina nach ihrer Begehung auf Instagram
Philipp meinte zu uns, dass er sich schon sehr schwer tat und manche Züge seinen ganzen Ape Index beanspruchten. Zudem war das ganze, wie beschrieben eher ein Zufallsprodukt, das sich entwickelte, denn die ganze Linie ist einfach so massiv, anspruchsvoll und einschüchternd, dass man verständlicherweise andere Routen bevorzugt. Wenn man jetzt wie Martina an die Wand kommt und die ganze Linie als Projekt vor sich hat, wüsste er nicht, ob er es versuchen würde. Philipp zieht vor Martinas Leistung den Hut (wir natürlich auch) und freut sich mega darüber, dass es wieder Young Guns* gibt, die alte Projekte und vergessene Linie klettern.
*) die Geschichte warum die Route Burnout heißt, haben wir aus Platzgründen weggelassen, könne sie aber bei Bedarf nachliefern.
Jacopo Larcher klettert Meltdown (8c+) im Yosemite Valley
Am vergangenen Dienstag, den 22. November gelang dem italienischen Kletterer Jacopo Larcher die dritte Begehung der kultigen Trad-Route Meltdown im Yosemite Valley.
Meltdown wurde erstmals 2008 von der in Yosemite ansässigen Beth Rodden begangen und erlangte durch den Film Dosage V von Big Up Productions Berühmtheit. Beth stufte die Route mit 5.14c ein und bezeichnete sie damit als eine der schwersten Trad-Klettereien in Amerika und auch weltweit.
Die Route blieb dann ein Jahrzehnt lang unbegangen, bevor sie schließlich 2018 von Jacopos Black Diamond-Teamkollegen Carlo Traversi zum ersten Mal begangen wurde. Zuvor, im Jahr 2016 hatte sich allerdings auch schon Jacopo an der Route versucht und alleine in das Ausbouldern der einzelnen Züge zwei Tage investiert. Ganze sechs Jahre später kehrte Jacopo zurück ins Yosemite Valley, um für eine neue Dokumentarserie von The North Face über die härtesten Trad-Klettereien der Welt zu filmen. Geschlagene sieben Tage verbringt er damit alles für den Durchstieg vorzubereiten. Nicht nur was die Beta anging, sondern auch mental, denn während der Begehung legte er das gesamte Material während des Vorstiegs. Der dabei entstandene Film „How Hard Is Hard?“ soll 2023 erscheinen.
Alles begann damit, dass Jacopo 2008 den Film von Beths unglaublicher Erstbegehung von Meltdown gesehen hatte und von der geheimnisvollen Aura der schönen Route beeindruckt war. Damals war er noch völlig unerfahren im Trad-Klettern und verstand erst später, wie sehr Beth ihrer Zeit voraus war. Zu dem Zeitpunkt war es für ihn völlig undenkbar so etwas jemals zu klettern. Obwohl es eine bekannte Route mitten im Yosemite ist, hörte man kaum etwas von ihr und man munkelte, dass selbst die Besten daran scheiterten und dass man sie mit normalen Fingern nicht klettern könne, da die Risse so schmal seien. Alles in Allem blieb die Route mysteriös bis Carlo Traversi ihr 2018 mit der zweiten Begehung neue Aufmerksamkeit verlieh. Er bestätigte Beths außergewöhnliche Leistung und räumte auf mit den Ausreden.
Ich habe Meltdown zum ersten Mal im Jahr 2016 erlebt, als Babsi und ich die Route zwei Tage lang zwischen einer „El Cap-Aktion“ erkundeten. Wir waren beide überrascht von der Schönheit der Route und ihrer Schwierigkeit. Es handelte sich definitiv nicht um dünne Fingerklemmer, sondern um sehr kraftvolles Laybacking auf extrem schlechten und glasigen Tritten. Nach diesen 2 Tagen war ich noch mehr beeindruckt von der Beth-Begehung im Jahr 2008!
so Jacopo
Erst viel später, als er zu Dreharbeiten im Yosemite war, beschloss er der Route noch mal einen Besuch abzustatten. Trotz nach wie vor schrecklichen Tritten hatte er gleich ein gutes Gefühl. Bereits am dritten Tag konnte er sie im Toprope sauber Ausbouldern und erhoffte sich da bereits einen schnellen Vorstieg, aber das Legen des Materials hatte es nochmal in sich und machte die Route deutlich schwerer. Am vierten Tag der Vorstiegsversuche gelang es ihm nach einem harten Kampf und einem Beinahe-Sturz dann den Umlenker zu klippen.
Normalerweise, wenn man eine schwere Trad-Routen vorsteigt, sollte sich der tatsächliche Go flüssig anfühlen, was natürlich ein schönes Gefühl ist… aber in diesem Fall musste ich sehr hart kämpfen und war im oberen Teil kurz davor zu stürzen, was die Erfahrung irgendwie noch unvergesslicher machte.Es war definitiv einer meiner Lieblingsmomente beim Klettern! Ich möchte noch einmal hervorheben, was Beth im Jahr 2008 geleistet hat, was sowohl in der Geschichte des Frauen- als auch des Männerkletterns seiner Zeit weit voraus war! Ich glaube wirklich, je kleiner man ist, desto schwieriger wird diese Route… und ja: die Fingergröße spielt keine Rolle! Chapeau Beth, danke für die Inspiration.
so Jacopo zum Abschluss im Interview
Klatsch und Tratsch aus der Szene
Techniker Boulder-Bundesliga Deutschland Cup in Erlangen [Livestream]
Nach Erlangen ist vor Erlangen. Der nächste Boulder Bundesliga Spieltag findet mit einem weiteren Deutschland Cup bei den Blockhelden am 03. Dezember in Bubenreuth statt. Wie letzten Samstag, werden wir auch diesen Livestream bei uns übertragen.
Bergzeit Podcast mit Philipp Hrozek
Im Bergzeit Podcast spricht er mit seinem früheren Weggefährten Martin Stolzenberger über seine zwei Leben – vor und nach dem Unfall.
Für mich ist Philipp Hrozek ein ganz besonderer Gast, denn ich kenne Philipp seit über zwanzig Jahren. Damals haben wir viel zusammen trainiert und was uns damals wichtig war, nämlich einzig und allein möglichst schwer zu klettern, klingt heute wie ein Ziel aus einer ganz anderen Welt,
erzählt Martin Stolzenberger über seinen Gast