„Es läuft bislang nicht alles gut beim deutschen Team“ – DAV Lead-Bundestrainer Maxi Klaus zieht Bilanz
Nach dem Weltcup in Briançon sprach Kletterszene.com mit Maxi Klaus, dem Lead-Bundestrainer des deutschen Teams, zog mit ihm eine kurze Bilanz der bisherigen Saison und warf einen Blick auf die kommende Weltmeisterschaft in Bern:
Ks.com: Maxi, Martina war im Finale dabei, war das eine Überraschung?
Die Leistung von Martina war mega. Dass sie im Halbfinale eine gute Platzierung erreicht hat, hat uns nicht überrascht. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass sie ins Finale klettert – und sind natürlich super happy. Martina hat sich in den vergangenen zwei Jahren in ihrem Kletterstil sehr weiterentwickelt und das zahlt sich jetzt aus.
Wo steht das Team? Abgesehen von Alex Megos, der bislang ja eine super erfolgreiche Leadsaison hatte, läufts nicht richtig rund, oder?
Alex vorneweg: da läuft es natürlich mega. Er hat letztes Jahr ein, zwei Kleinigkeiten umgestellt, das zahlt sich jetzt aus, er klettert super. Das liegt nicht an der Kraft, er klettert einfach besser im Wettkampf und das ist cool zu sehen. Ansonsten ist es sehr durchwachsen, aber wir sind in aufsteigender Form. Philipp (Martin) macht sich echt gut, Basti (Halenke) ist auch gut dabei und Käthe (Atkins) wieder aufsteigend. Es gibt natürlich Gründe für die nicht optimale Form, bei Chris (Hanke) beispielsweise war es eine langwierige Verletzung. Aber wir waren mit den ersten Wettkämpfen nicht happy, wie es gelaufen ist – das muss man ganz klar sagen. Es läuft bislang nicht alles gut beim deutschen Team. Aber wir sind hoffentlich auf dem Weg der Besserung.
Der Routenbau war zuletzt immer wieder heftig umstritten. Was sagst du dazu?
Die Finalrouten in Briançon fand ich sehr gelungen, das war eine gute Mischung aus bissl Risiko – aber nicht zu viel Risiko. Das war sehr spannend zum Zuschauen. Beim Halbfinale fand ich es speziell bei den Männern zu leicht, es war unten zu wenig fordernd. Und generell zu diesem Jahr: Man spricht ja immer davon, dass sich der Routenbau extrem weiterentwickelt, was ich dieses Jahr aber gar nicht so sehe und auch gut finde. Man bleibt teilweise wieder etwas mehr bei den Basics. Nicht dass es darum geht, Leisten zuzuschrauben, aber dass es nicht zu crazy wird, aber dennoch immer wieder spannende Züge wie in Villars beim Damenfinale gibt. Ich fand den Routenbau bisher für die meisten Routen zumindest sehr gelungen.
Bald beginnt die Weltmeisterschaft in Bern. Welche Chancen hat das deutsche Team?
Wir freuen uns schon auf die WM. Es wird spannend werden, es geht ja auch um Plätze für Olympia in Paris. Da wird es aber unglaublich hart werden, einen zu bekommen – aber wir werden es versuchen. Und vor allem geht es in Bern darum, bei den Einzeldisziplinen einfach einen guten Platz zu belegen und vielleicht sogar eine Medaille zu holen. Wir haben Chancen, wissen aber, wie schwer es werden wird. Die Dichte im Weltcup ist inzwischen sowohl im Lead als auch im Bouldern unglaublich hoch. Es gibt mittlerweile 60 bis 70 Herren und 50 bis 60 Damen, die ins Halbfinale klettern können. Man darf sich inzwischen absolut keinen Fehler mehr erlauben, muss auf den Punkt genau abliefern, um im Finale dabei zu sein.