Highline-Erstbegehung an den Drei Zinnen
Erstmals wurde zwischen der Kleinen und der Grossen Zinne in den Dolomiten eine Highline begangen. Sie wurde diesen Sommer zwischen den zwei ikonischen Felstürmen von einem internationalen Team aufgebaut.
Die Highline verläuft vom Gipfel der Kleinen Zinne (2857 m) zur Grossen Zinne (2999 m) und ist 121 m lang. Sie befindet sich 360 m über dem Wandfuss. Geplant wurde das Projekt vom Schweizer Bernhard Witz. Teil des Teams waren zudem Alex Schulz (DE), Chris Krr (DE), Filippo Tavelli (IT), Helena Zapletalová (CZE), Niklas Winter (DE), Nora Salcher (IT) und Marcial Sommer (CH).
In zwei Teams kletterten die Alpinisten auf die zwei Felstürme. Über die Ostwand der Grossen Zinne (16 Seillängen) und die Südkante der Kleinen Zinne (15 Seillängen) erreichten sie die Verankerungspunkte für die Highline. Die Routen müssen selber abgesichert werden und der teilweise brüchige Fels erfordert Umsicht beim Klettern. Viel Zeit nahm das Hochziehen des Materials in Anspruch. Neben dem Equipment für die Highline und der Biwakausrüstung wurde so auch über 100 kg an Essen und Trinken in Haulbags hochgezogen. Das Team biwakierte mehrere Tage auf der Kleinen Zinne.
Als Vorbereitung für die Highline kletterte Bernhard Witz bereits in den letzten Jahren mehrmals auf die Grosse und Kleine Zinne. In diesem Jahr haben sich die Beteiligten ein Zeitfenster von knapp einem Monat freigehalten, um die Chancen auf gutes Wetter zu erhöhen. Die Drei Zinnen sind bekannt dafür, dass sie die Wolken anziehen und es dort oft regnet. Mehrere Tage stabiles Wetter war jedoch die Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes. Erst am letzten Tag während dem Abseilen kam das Team in ein heftiges Gewitter.
Der starke Wind am zweiten Tag verunmöglichte es beinahe, eine Verbindung zwischen den zwei Türmen herzustellen. Mit einer Drohne wurde dazu eine dünne Schnur vom Gipfel der Kleinen Zinne auf die andere Seite geflogen. Mit der Schnur wurde eine Reepschnur und schliesslich die Slackline rübergezogen. Erst ab 1 Uhr in der Nacht gelang es dem Kletterteam auf der Grossen Zinne, sich über diese Verbindung auf die Kleine Zinne zu hangeln und so den Biwakplatz für die Nacht zu erreichen.
Die Drei Zinnen gelten als Wahrzeichen der Dolomiten und gehören seit dem Goldenen Zeitalter des Alpinismus zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Viel Geschichte des alpinen Kletterns wurde hier geschrieben. Einige der bekanntesten Kletter-Legenden wie Dibona, Comici, Piaz oder Dülfer haben sich an den Drei Zinnen mit ihren Routen verewigt. Unvergessen beispielsweise die Begehung des Preussturmes durch Paul Preuss vor fast 100 Jahren. Er erreichte den Gipfel über einen grossen und steilen Riss. Für damalige Verhältnisse eine extrem schwierige und ausgesetzte Kletterroute. Als erste Person kletterte er dort hoch und wieder runter – ohne Seil und Haken.
2011 wurden von Armin Holzer (IT) und Reinhard Keindl (AT) die ersten Highlines auf den Drei Zinnen begangen. Innerhalb von einem Monat gelang es ihnen, auf der Westlichen, Kleinen und Grossen Zinne je eine Highline zwischen 30 und 50 Meter zu spannen.
Im letzten Jahr konnten Bernhard Witz, Chris Krr, Alex Schulz und Niklas Winter die vierte Highline an den Drei Zinnen etablieren – die erste zwischen zwei Felstürmen. Sie wurde vom Gipfel des Preussturmes zur Punta di Frida gespannt und war 57 Meter lang. Das Team zog alles Material über den Preussriss auf den Gipfel und wurde dort von einem heftigen Sturm überrascht, der die ganze Nacht tobte.
Die Kleine Zinne unterscheidet sich durch die schlanke Form ihres Gipfelaufbaus von den anderen Zinnen. Wegen den steil abfallenden Wänden ist es der am schwierigsten zu erreichende Gipfel der Zinnen. Die besonders reizvolle Ästhetik war es auch, die Bernhard Witz dazu bewog, an diesem Gipfel eine Highline spannen zu wollen. Für ihn einer der schönsten Orte auf der Welt für eine Highline. Er sagt:
In diesem Ambiente über eine Highline zu laufen, hat etwas Poetisches
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=QhuH7WrCtw4