Hannah Meul und Yannick Nagel gewinnen die Deutsche Lead Meisterschaft 2022
Letztes Wochenende wurden die Deutschen Meisterschafts Titel im Lead- und Speedklettern vergeben. Die Lead Ergebnisse waren nicht weniger als ein Paukenschlag: Bei den Damen setzte sich mit Hannah Meul eine Favoritin in absolut bravouröser Manier durch. Und bei den Herren sorgte Yannick Nagel mit seinem Erfolg für eine faustdicke Überraschung. 500 Zuschauer im ausvekauften sparkassendome sahen spannende und spekatakuläre Wettkämpfe auf Weltklasseniveau.
Halbfinale mit zwei Tops in zwei Routen
Spätestens im Halbfinale hatte sich bereits abgezeichnet, in welch großartiger Form Hannah Meul und Yannick Flohé derzeit sind. Sie waren die beiden einzigen, die die brettharten Routen toppen konnten. Und damit realisierten sie das, was das Routenschrauberteam um Christian Bindhammer geplant hatte: ein Top pro Route, das Konkurrenzfeld gut auf den Rest der Route verteilt. Diesen Gefallen taten die anderen denn auch. Richtig gute Vorstellungen lieferten Till von Bothmer und Lucia Dörffel ab: Beide kamen bis auf ganz wenige Züge ans Top heran. Und nur knapp hinter diesen beiden reihten sich Yannick Nagel und Martina Demmel ein. Diese knappen Ergebnisse versprachen ein spannendes Finale – und das sollte denn auch kommen.
Knallhartes Herrenfinale mit dicken Überraschungen
Gleich der Anfang war ungewöhnlich: Um Punkt 19 Uhr sollte eigentlich die Besichtigung der Routen durch die Athletinnen und Athleten beginnen. Das ging aber nicht, denn die Hebebühne, mit der die Routensetzer an der Wand arbeiteten, streikte und ließ sich partout nicht ausfahren. Unter lautstarkem Beifall des Publikums bewegte sich das Gerät schließlich aber doch und mit 15 Minuten Verspätung konnte der sportliche Teil des Abends losgehen. 500 Menschen hatten sich eingefunden und den sparkassendome in Neu-Ulm bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle waren sie gespannt auf die Performance der besten acht Damen und acht Herren in diesem Lead-Finale zur Deutschen Meisterschaft.
Als erster ging Jan Hojer an den Start. Auf seine Form waren viele gespannt, nachdem der Olympiateilnehmer von Tokio eine etwas längere Wettkampfpause eingelegt hatte. Die ersten Passagen gingen ihm gut von der Hand, aber bei 33+ war dann doch überraschend früh Schluss, Hojer war die Enttäuschung anzusehen. Dass die Höhe nicht so schlecht war, stellte sich im weiteren Verlauf des Wettkampfs heraus. Denn von den folgenden vier Kletterern gelang es nur Linus Raatz mit 39+, ein paar Griffe weiter zu kommen. Erst Yannick Nagel kam mit 43+ deutlich weiter als Hojer. Dass diese Höhe für den Titel reichen würde, war allerdings nicht absehbar. Wie unglaublich hart die Route war, zegte sich dann endgültig bei Till von Bothmer, der auch unterhalb der Marke von Hojer ins Seil fiel. Nun durfte man gespannt sein, wie Yannick Flohé die technisch extrem schwierigen Züge insbesondere im Mittelteil an einer überhängenden Verschneidung schaffen würde. Und dann kam die Riesenüberraschung: Flohé rutsche ebenfalls unterhalb von Hojer aus der Route. Und damit holte durchaus ein Yannick den Titel, aber nicht Flohé, sondern Nagel.
Damit habe ich niemals gerecnet.Die Route ist mir richtig gut reingelaufen.
sagte er frisch gebackene Deutsche Meister.
Damenfinale: Der Tanz zum Titel
Die große Frage war nun: Würden die Damen ähnlich große Probleme mit der Route haben. Zumindest nach den ersten beiden Starterinnen, Elisa Koppelmann und Emma Bernhard, sah es so aus. Erst die dritte Starterin, Anna-Lena Wolf, erreichte in der von flachen Griffen geprägten Route den oberen Wandteil und die Wertung 30+. Nach ihr stürzte Mia Guttenberger dann aber doch wieder weit unten. Eine tolle Vorstellung lieferte Roxana Wienand ab. Mit der Wertung 33+ setzte sie sich zunächst an die Spitze des Feldes. Noch besser allerdings die Performance von Martina Demmel, der Vorjahressiegerin: Sie kam bis in den obersten Routenbereich und löste Wienand mit der Wertung 38+ an der Spitze ab. Freilich war noch nichts entschieden, denn die beiden Besten kamen ja noch.
Zunächst Lucia Dörffel: Recht lange kam sie mit der Route gut zurecht, schaffte aber nicht ganz die Höhe von Demmel. Würde die alte auch die neue Deutsche Meisterin sein? Diese Frage konnte nur Hannah Meul klären. Locker und souverän stieg sie durch den unteren Wandteil. Und durch den mittleren. Und durch en oberen. Erst ganz kurz vor dem Top flog sie dann doch aus der Route – den Titel hatte sie damit sicher.
Das ist ein perfekter Saisonabschluss. Ein letztes Mal tanzen, es hat so viel Spaß gemacht!
sagte die strahlende Siegerin Hannah Meul
Ergebnisse der Deutschen Lead Meisterschaft 2022
Damen:
1. MEUL Hannah
2. DEMMEL Martina
3. DÖRFFEL Lucia
4. WIENAND Roxana
5. WOLF Anna-Lena
6. KOPPELMANN Elisa
7. BERNHARD Emma
8. GUTTENBERGER Mia
9. SCHIEFER Charlotte
10. MÜLLER Annika
11. GRÜNEWALD Florence
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Herren:
1. NAGEL Yannick
2. RAATZ Linus
3. HOJER Jan
4. GASSNE Philipp
5. FLOHÉ Yannick
6. VON BOTHMER Till
7. HOFFMANN Lars
8. KLEESATTEL Max
9. NIBLER Jakob
10. VON FREIER Lasse
11. GAST Jonathan
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