Auch dieses Jahr heißt es beim Filmfest in St. Anton – Berge – Menschen – Abenteuer [Programm]

Das diesjährige Filmfest begeistert im Jubiläumsjahr mit einer Rückschau auf wichtige und prägende Filme und Gästen wie Filmemachern und AthletInnen. Als Spiegel neuer Trends im Berg- und Abenteuerfilm zeigen starke Frauen wie Angelika Rainer und Nadine Wallner, dass Frauen in den Outdoor-Sportarten den Männern um nichts mehr nachstehen. Einige Filme stehen für eine neue Tendenz, den Freeride-Film als Kunstfilm zu inszenieren.

Der Donnerstag vor der Pause ist dem Andenken an Hansjörg Auer und David Lama: „Generation L“ (2003) gewidmet und porträtiert die außergewöhnliche Klettergruppe von Reinhold Scherer mit David im Mittelpunkt. „Träume verkauft man nicht“ ist ein mit Herzblut gemachtes Filmporträt über Hansjörg Auer (2007), das nur einmal in Öffentlichkeit gezeigt worden ist.

  • Hier findet ihr das ganze Programm

Tickets Filmfest St. Anton gibt es ab sofort – hier – online!

Ticketpreise:

  • Abendkarte 15,00 € / ermäßigt 12,00 € (Österreichischer Alpenverein, TT Club, SchülerInnen und StudentInnen)
  • Wochenkarte 45,00 €
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Video-Link: https://youtu.be/d9cFLUkhx-0

Filmfest St. Anton Programm Highlights 2019

Mittwoch:28.09.2019

Decisions
Every decision, said or not said, leads seamlessly to the next.
Wir kennen Freerideweltmeisterin Nadine Wallner als ebenso verwegene wie herausragende Skifahrerin. Bekannt ist auch, dass Nadine eine Leidenschaft für das Klettern entwickelt hat. Jetzt versucht sie sich gar dort, wo nur mehr die absolute Elite der Kletterer eine Chance hat: an der Raufasertapete der Bürser Platte. Die von unten, nur mit mobilen Sicherungsgeräten sichernd, zu durchsteigen hat Beat Kammerlander als erster geschafft und damit die Bürser Platte in der Kletterwelt berühmt gemacht. Außer einem hervorragenden Können braucht es für dieses Vorhaben eiserne Nerven, sichern kann man an der glatten Wand nur schlecht. Nadine über ihre sportlichen Parallelwelten: „Skifahren oder Klettern? Eine Entscheidung, die ich in letzter Zeit immer öfter treffen muss. Es sind zwei von Grund auf verschiedene Sportarten, die aber für mich viel gemeinsam haben. Das wurde mir an der Bürser Platte klar. Ich bin jetzt auch Kletterin, die im Herzen aber immer Skifahrerin bleibt.“

 

Angelika Rainer. Königin in Eis und Fels
Angelika Rainer kommt aus Meran und gehört mit zu den Frauen, die die Grenzen im Frauenklettern weit nach oben verschoben haben. Ihre Spezialdisziplinen sind Eisklettern, Mixedklettern und Drytooling, das Klettern im Fels mit Steigeisen und Eisgeräten. Im Eisklettern hat Angelika zweimal den Gesamtweltcup gewonnen, im Mixedklettern und Drytooling wagt sie sich an die schwierigsten bisher begangen Routen der Welt. So sehen wir sie in einer fantastischen Eiswelt in einer 150 Meter hohen und überhängenden Grotte in British Columbia oder beim Drytooling zu Hause in einer Grotte am Fedaia-Pass am Fuße der Marmolada, in 40 Meter extrem überhängendem und brüchigem Fels. Da wie dort gelingt ihr nach hartem Kampf der Durchstieg, da wie dort fasziniert ihre gleich kraftvolle wie elegante Kletterartistik, die trotz aller Anstrengung Leichtigkeit vermittelt.

 

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Video-Link: https://youtu.be/ucmyF7EFeDo

Donnerstag 29.08.2019

The Pinnacle of Rush
Der inzwischen 43-jährige Schweizer Ueli Kestenholz hatte als Wettkampfsportler alles erreicht. Er war als Snowboarder Olympia-Medaillengewinner, Weltmeister und X-Games Sieger. Jetzt folgt er seiner Leidenschaft, dem Freeriden, und das auf eine sehr besondere Weise. Mit einem Speed-Gleitschirm und mit Ski befährt er Berge und Hänge, die ohne Schirm unmöglich zu befahren wären, weil er zwischendurch über Felsklippen und Gletscherbrüche darüber muss. Möglich ist Ueli diese Form der Fortbewegung, weil er auch das Speed-Gleitschirmfliegen auf Top-Niveau beherrscht. Produziert wird der Film von Uelis ehemaligen Snowboard-Konkurrenten Harry Putz, den Schnitt besorgt der Engländer Chris Case, der in den letzten Jahren mit seinen Surffilmen Sportfilmfans wie Cineasten mit seinem kreativ-künstlerischen Ansatz begeistert hat.

 

Im Gedenkan an Hansjörg Auer: Träume verkauft man nicht – Hansjörg Auer
Es war 2007, als Hansjörg Auer in der Marmolada Südwand die Route „Der Weg durch den Fisch“ free solo kletterte. Er wurde dabei fotografiert, das Foto ging als Sensation um den Globus der Kletterwelt, und Hansjörg war, ohne es zu wollen, schlagartig international bekannt. Der Goinger Dorfwirt Balthasar Hinterholzer hat darauf mit Herzblut und Engagement ein Filmporträt über Hansjörg gemacht, das nur einmal bei den Goinger Bergfilmtagen in der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Hansjörgs Interviewpartner im Film ist Peter Brandstätter, Bergführer aus Kitzbühel und seit Jahrzehnten als Spitzenkletterer bekannt. Hansjörg war damals Lehramtsstudent in Stams, als Alpinist hatte er aber schon das Universum der Kletterwelt kennengelernt und vor dem „Fisch“ mit Touren in Patagonien, im Karakorum und in Norwegen Aufsehen erregt. Im Film erscheint er bereits als die eindrucksvolle, unverkrampfte und unverbogene Persönlichkeit, die er war. Naturgemäß nimmt im Film das Free Solo durch den Fisch größeren Raum ein. Für Hansjörg war das Abenteuer Ergebnis seiner Träume, Furcht, wenn er losging, spürte er nicht. Die Risiken waren ihm wohl bewusst. Er wusste, dass ein gut funktionierendes Gehirn und mentale Stärke keine Mittel gegen objektive Gefahren sind. Und so sagt er im Film: „Man muss für jeden Tag dankbar sein, wenn man gesund in der Früh aus den Federn steigt.

 

Im Gedenkan an David Lama: Generation L – David Lama
David Lama galt als Wunderkind des Kletterns. Als nicht einmal Dreizehnjähriger bewegte er sich in Schwierigkeitsgraden, in denen nur mehr die absolute Kletterelite zu Hause ist. Entdeckt wurde sein Talent von Peter Habeler. In der von Reinhold Scherer und Rupert Messner betreuten Klettergruppe fand er das ideale soziale Umfeld. Von denen, die da in Arco gemeinsam unterwegs waren, werden außer David noch Anna Stöhr, Katharina Saurwein und Jakob Schubert in der absoluten Kletter-Weltklasse ankommen.

Klettern macht mir total Spaß und ist total lässig, es ist immer wieder eine Herausforderung“ meint David im Film, und: „Es ist nicht so wichtig oben anzukommen – just for fun.“ Er ist verspielt wie ein Kind, plant seine Touren aber wie ein Erwachsener, sagt Trainer Reinhold Scherer. Seine Motivation kommt von innen (Rupi Messner) und Niederlagen machen ihm nichts aus (Mutter Claudia Lama).

Ein Film über eine außergewöhnliche Gruppe mit David im Mittelpunkt. Der ist noch ein Kind, aber mit seiner Bestimmtheit in Sachen Klettern ein ungewöhnliches. Er weiß genau, was er will, und tut das dann auch.

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Video-Link: https://youtu.be/qrRqovytaAw

 

 

Freitag 30.08.2019

Tribe
Als Jacopo Larcher vor sechs Jahren zum ersten Mal zum Klettern nach Cadarese kam, fand er dort eine Linie, die ihn von Anfang an faszinierte. Sie nur mit mobilen Sicherungsmitteln zu bewältigen schien aber unmöglich zu sein. Diese Form des Kletterns nennt man Tradklettern, sie war damals für Jacopo etwas Neues. Jacopos Motivation ließ nicht nach, und er probierte und probierte und probierte die schwierigen Züge zusammenzuhängen. Schließlich waren es nur mehr zwei Schlüsselzüge, die ihm zum Glück fehlten. Und am Ende, nach insgesamt sechs Jahren, konnte Jacopo „Tribe“, eine der schwierigsten – wenn nicht die schwierigste – Trad-Kletterroute der Welt bewältigen.

 

Jung & Wild
„Hi, ich bin der Adrian, auch „Atte“ genannt, komm aus Heidelberg, bin Kajakfahrer, dafür lebe ich, das liebe ich, bin das ganze Jahr unterwegs.“ Mit diesem Statement von Adrian Mattern beginnt Olaf Obsommers Porträt des 23-jährigen deutschen Ausnahme-Kajakfahrers.
Im Film begegnet uns ein unbeschwerter junger Mann, stark und voll Leidenschaft für seinen Sport. Er erzählt, wie sich der Weg zum professionellen Kajakfahrer für ihn ganz organisch ergeben hat und dass sich am Anfang auch mit wenig Geld Kajakreisen organisieren haben lassen, gab es halt drei Mal am Tag Haferflocken. Er ist mit seiner Peer-Group unterwegs, gemeinsames Reisen, gemeinsames Erleben, gemeinsames Schmieden und Umsätzen von Plänen. Der Film zeigt, wo sich die Elite der Kajakfahrer heute bewegt. So sehen wir die Befahrung von Adrian des 42 Meter hohen Big Banana Falls in Mexiko oder auf dem schwierigsten und gefährlichstem Wildwasser auf der Welt – der Rondo Schlucht im Karakorum/ Pakistan – mit den Wassermassen des Indus zu kämpfen.

Ruhe nach dem Sturm

Kann man dem kollektiven Konsumtaumel am Ende des Jahres etwas entgegenhalten? Man kann, denken sich die Freerider und Filmemacher der Crew von „Mountain Tribe“. Sie ziehen unmittelbar nach Weihnachten mit zwei Campern los und lassen die Smartphones zu Hause. Sie wollen nicht weit weg, einfach dorthin, wo der Schnee am besten ist. Ihre Tage sind ausgefüllt mit Freeriden, oft bis in den Abend hinein, anschließend wird gemeinsam gekocht, gespielt und gegessen. Zeit spielt keine Rolle, ihre Philosophie: „Simple Life“, weg vom Konsum, im Fokus die gemeinsame Zeit. Zu Silvester schauen sie vom Berg aus hinunter auf die explodierenden Raketen im Tal. Was für ein Anblick, aber auch: was für eine Verschwendung!

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Video-Link: https://youtu.be/H7nPAUg3v-4

 

Samstag 31.08.2019

Allein
Im Juli des letzten Jahres brach der deutsche Ausnahmealpinist Robert Jasper in Ost-Grönland zu einem Abenteuer auf, das ihn an seine Grenzen führte. Alleine paddelte er mit einem faltbaren Seekajak in entlegene Fjorde, um Felswände zu finden, wo noch niemand war. Der mühsame Transport der Ausrüstung, die Einsamkeit und die Gefahr von Eisbären machten Robert zu schaffen. Schließlich fand er eine Kletterroute durch eine 450 Meter hohe, senkrechte Wand, die er in drei Tagen im Freikletterstil und bei Schwierigkeiten bis zum 9. Grad durchstieg. Während des 30 Tage dauernden Abenteuers, und auch in der Wand, filmte Robert sich selbst. Zurück in der Zivilisation sagt er: „Wir haben vergessen, wie wichtig Stille und Alleinsein für uns sind“ und: „Die eindrucksvollsten Dinge im Leben sind meist steinig und schwer.“

 

Mbuzi Dume – Strong Goat
Ich wollte eigentlich immer nur ganz normal sein und mir nicht von anderen vorschreiben lassen, was ich kann und was ich nicht kann. Und dass ich auf den Kilimandscharo gehe, ist eigentlich nur das Resultat daraus“, sagt Tom Belz gleich zu Beginn des Films Mbuzi Dume. Der Titel bedeutet auf Swahili „schnelle Ziege“ und ist der Spitzname, den die afrikanischen Bergführer Tom gegeben haben. Zum Kilimandscharo begleitet wird der 30-Jährige von seinem väterlichen Freund Klaus. Der war als verantwortlicher Arzt dabei, als dem 8-jährigem Tom ein Bein amputiert wurde, um ihm – mit der Diagnose Knochenkrebs – das Leben zu retten. Die Besteigung des Kilimandscharo mit einem Fuß und zwei Krücken steht für Tom symbolisch für die Herausforderung, sein Leben zu meistern, wie es auch sei.

Contraddiction

Die schönste Liebeserklärung ist gleichzeitig auch die ehrlichste. Dieser Grundgedanke zieht sich durch den von Elias Elhardt initiierten Film “Contraddiction”. Snowboard-Segmente, die zum Träumen einladen, verbinden sich mit einer kritischen Reflexion des Sports und des damit verbundenen Lebensstils. Seine Leidenschaft sowie die ehrliche Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Widersprüchen teilt Elias im Film mit Freunden und Snowboard-Ikonen wie Arthur Longo und Gigi Rüf. Sie alle machten ihr Jugendhobby zum Beruf und sind nun seit über zehn Jahren Aushängeschilder des Snowboardsports, zu dessen Charakteristik scheinbar die ewige Jugend gehört. Ist es doch gerade das Verspielte und Sorglose, das das Snowboarden auszeichnet. Wie lässt sich diese kindliche Qualität jedoch bewahren, ohne sich der wachsenden Verantwortung des Älter-Werdens zu verwehren? Aus der Vielfalt verschiedener Perspektiven entsteht eine spielerische Annäherung an große Fragen, getragen von Aufnahmen, die den Zuschauer in die Schönheit und Leichtigkeit des Sports eintauchen lassen.

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Video-Link: https://youtu.be/yBbzTuCfNWQ
    Text: Filmfest St. Anton, Kletterszene Foto: Filmfest St. Anton
  • Beitragsdatum 16. August 2019