Erste freie Begehung von „Riders on the Storm“
Der Dreierseilschaft Siebe Vanhee, Sean Villanueva O’Driscoll und Nicolas Favresse ist die erste freie Begehung von „Riders on the Storm“ in Patagonien gelungen.
Die monumentale Leistung der drei Kletterer am 9. Februar 2024 markiert einen neuen Meilenstein in der des Big-Wall-Klettergeschichte.
Mit dabei in der Wand war auch der amerikanische Kletterer und Fotografen Drew Smith, der einfing, wie Riders on the Storm 33 Jahre nach ihrer Erstbegehung im Jahr 1991 von den drei belgischen Kletterern befreit wurde.
„Riders on the Storm“ befindet sich an der Ostwand des Torre Central im Torres del Paine National Park in Patagonien. Die Route wurde 1991 während einer sechswöchigen Expedition von Wolfgang Güllich, Kurt Albert, Bernd Arnold, Norbert Bätz und Peter Dittrich erstbegengen. Sie ist nach dem The Doors-Song und Lieblingslied Güllichs benannt und bekannt für ihre anspruchsvollen 41 Seillängen bis zum Schwierigkeitsgrad 7c+. Die Linie erstreckt sich über 1.200 Meter senkrechten Granit und hatte bisher allen Versuchen einer vollständig freien Begehung getrotzt.
Am 6. Februar 2016 hatten die beiden Kletterinnen Ines Papert und Mayan Smith-Gobat sich die fünfte bis dato bekannte Begehung der Multipitch-Linie gesichert, doch auch ihnen war keine komplett freie Begehung der Route gelungen.
Siebe, Sean und Nicolas, die ganze 18 Tage lang die Wand nicht verlassen hatten, gelang es, alle 41 Seillängen in einer freien Teamkletterei zu verbinden, d. h. sie wechselten den Vorsteiger für jede einzelne Seillänge ab.
Ihre Reise zum Gipfel war voller Herausforderungen, vor allem bedingt durch die extremen Wetterbedingungen, die für Patagonien typisch sind.
Doch die Ausdauer der Drei zahlte sich aus, und es gelang ihnen, eine Variante frei zu klettern, die von Mayan und Ines im Jahr 2016 entdeckt und eingerichtet worden war – unter Umgehung der berüchtigten 16 Seillänge.
Kollektive Anstrengung, Ausdauer und die gegenseitige Unterstützung des Teams machten schließlich möglich, was über drei Jahrzehnte lang als unüberwindbar galt.
Am 9. Februar 2024 standen wir wieder da, auf dem Gipfel des Torre Central (2460m) in den Torres del Paine. Zwei Tage nach Seans 43. Geburtstag, 7 Jahre nach der ersten freien Besteigung von ‚El Regalo de Mwono‘, 18 Jahre nachdem Nico und Sean zum ersten Mal Riders on the Storm geklettert hatten.
Siebe, Sean und Nicolas in einer gemeinsamen Presseerklärung
Im Jahr 2023 hatte sich Siebe mit Jacopo Larcher und Brette Harrington zusammengetan, um einen Versuch zu starten, doch heftige Schneestürme hatten ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dieses Jahr kam Siebe mit Sean, Nico und Drew Smith zurück. Siebes simple Nachricht:
Hey Jungs, ich möchte versuchen, Riders zu befreien, seid ihr bereit für ein weiteres Leidensfest?
Siebe
Am 6. Tag in der Wand konnten sie bereits bis zur Seillänge 26 vordringen, dem berühmten Rosendach. Von dort wäre theoretisch nur noch einen guten Tag nötig gewesen, um den Gipfel zu erreichen.
Doch „Riders On The Storm“ machte ihrem Namen alle Ehre und sieben Tage später bestand der einzige Fortschritt darin, dass Nico, Schnee von den kleinen Leisten putzend, die Rotpunktbegehung von Länge 23 gelang.
Die meiste Zeit verbrachten wir mit Lesen, Musizieren, Buchdiskussionen, Popcorn-Partys und Schneeschmelzen. Auch einige 140-km/h-Böhen schauten vorbei. Die patagonischen Winde enttäuschen nie.
Jedes Mal, wenn ich diese Wand hochklettere, erinnere ich mich daran, was für eine masochistische Erfahrung es ist, hier frei zu klettern.
Nico
Am 14. Tag schafften sie es durch das Dach und kletterten die letzten schwierigen Seillängen frei. Bei Einbruch der Dunkelheit, nur 6 „leichte“ Seillängen vom Gipfel entfernt, wurden sie durch Schnee und schwere Spindellawinen erneut ausgebremst und verbrachten zwei weitere Tage in ihren Portaledges. Am 9. Februar war es dann endlich so weit und sie kletterten die restlichen Seillängen bis zum Gipfel.
Drew Smith ist nicht nur ein unverzichtbares Teammitglied, sondern hat es auch geschafft, nicht nur den Schmerz, den Kampf und den Ruhm des Aufstiegs, sondern auch das Schluchzen einzufangen. Mehr dazu in Kürze.
Diese Reise wäre ohne die Hilfe der freundlichen Chilenen nicht möglich gewesen: Jorge Ruiz, Seba Rojas, Hernan Jofre, Hernan Rodriguez, Seba Pelleti, Yonatan Araya, Nico Secul, Ocho und Ruth von der Herberge Redpoint und alle Wächter von Campo Torres. Vielen Dank auch an Rolando Garibotti und Mathieu Ménadier für die Wettervorhersage.