Erstbegehung von "Piccola Spada" geglückt [Titlis Nordwand]
Matthias Trottmann und Thomas Scheuner ( Sponsoren: Petzl, Marmot, Beal,Five Ten) gelingt mit „Piccola Spada“ eine fantastische Erstbegehung durch den zentralen Teil der Titlisnordwand in Engelberg.
Die Wand
Imposant erhebt sich die Titlisnordwand über Engelberg. Lange blieb sie unberührt. Auf die Idee, eine einfachere Linie durch den zentralen Teil der Nordwand zu suchen, kamen die Nordwandmänner Matthias Trottmann und Thomas Scheuner während dem Einrichten einer schweren Klettertour durch den überhängendsten Wandteil. Sie entdeckten eine prächtige Linie, bei welcher ein markanter Pfeiler im unteren Teil ins Auge sticht.
Das Einrichten
Der erste Bohrtag kam spontan zustande: Eines Tages im Juli als Matthias und Thomas erneut in die Wand stiegen um an ihrem schwierigen Projekt weiterzubohren kamen sie auf die Idee so quasi zum Aufwärmen in die neue Linie einzusteigen. Was sie erwartete übertraf alle ihre Vorstellungen. Der Fels war fantastisch, Griffig und immer wieder von grossen Silexeinschlüssen durchzogen. Sie kletterten fast zum ende des Pfeilers den sie das kleine Schwert nannten.
Die folgenden zwei Tage widmeten sie wie geplant ganz dem schweren Projekt sie kamen gerade mal 4 Bohrhaken weiter. Beim Bohren der schweren Route mussten sie ständig an die neue entdeckte Linie denken. Die nächsten Bohrtage waren somit schon geplant. Der griffige Fels lockte. Nur zwei Mal mussten sie die 800 Höhenmeter vom Tal bis zum Wandfuss aufsteigen, bis die Route fertig eingerichtet war. Dabei sind sie jedes Mal bis zum letzt höchst gebohrten Punkt von unten hoch geklettert. Fixsseile wurden keine verwendet.
Die Erstbegehung
Nach dem Einrichten der Tour freuten sie sich wie zwei kleine Buben, die erste Rotpunktbegehung der Tour zu realisieren.
Bei angenehmen Temperaturen gelang ihnen am 26. Juli 2009, einem heißen Sommertag, die erste Rotpunktbegehung von „Piccola Spada“.
Die Linie überrascht immer wieder mit ihren unterschiedlichen Charakteren: Der wacklige Aufsteher weit über dem letzten Haken zum rettenden Loch in der 7.Sl., der Stemmkamin in der 10.Sl. oder die knifflige Boulderstelle anfangs der 11.Sl..
Was besonders auffällt, sind die meist bis zu 50m langen homogenen, anhaltenden Seillängen, sowie die für die Titisnordwand typischen positiven Leisten, welche so manch glatt aussehende Wandpartie zum reinsten Klettergenuss machen.
Die Länge sowie die Ernsthaftigkeit der Tour sind nicht zu unterschätzen. Wo möglich sind vorhandene Sanduhren sowie Keile und Friends zum Sichern zu verwenden.
Matthias ist zudem bekannt für seine guten Nerven, gerne klettert er mit der Bohrmaschine auf dem Rücken bereits einige Meter über dem Haken einfach noch weiter. Zur Beruhigung: Die weitesten Hakenabstände wurden nachträglich noch etwas entschärft.
Bei Gewitter entstehen innerhalb von wenigen Minuten Wasserfälle, die über die Wand rauschen. Die Tour ist jedoch nicht direkt den Wasserfällen ausgesetzt. Ein Abstieg kann jedoch schwierig werden. Im Notfall bietet eine Nische Ende der 7.Sl. etwas Schutz.
Matthias und Thomas wünschen den Wiederholern der Tour ein aufregendes Nordwandabenteuer und viel Freiheit hoch über dem wunderschönen Engelbergertal.
Im zentralen Teil der Titlisnordwand existieren noch 3Projekte sowie „Land ohne Herren“ (9.sl. 7c, Reto Ruhstaller + Bernd Rathmayer 2006). Am Linken Rand der Wand befindet sich zudem: playSir (14.sl. 6b+, Beat Krummenacher und Stefan Suhner 2004)
Zustieg:
Von der Talstation der Fürenalpbahn Richtung Klettergarten „Schlängge“ (TOPO: Kletterführer Schweiz Extrem). Am Klettergarten vorbei, dann links in den Wald und dem Wanderweg zur Hohfadalp folgen. Ab Hofadalp Wanderweg verlassen und zuerst etwas links, dann gerade hoch bis Ende Schafweid.
Den Steinmännchen bis zum Biwak auf der Grasfläche folgen. Leicht links über zwei Bächlein zum Einstieg, zum Schluss meist über ein Schneefeld. (Es kann auch über das Band wie zu Land ohne Herren eingequert werden. Damit überspringt man die ersten zwei Seillängen.) Zustieg 800hm / ca. 2h
Material: 2x 50m Seile besser 2x60m, Friends 0,5 – 3, Keile 1-4, Sanduhrschlingen
Abseilen: Vorsicht, lange Seillängen. In der 6. Länge zuerst abseilen, dann stark nach links queren.
Text: Matthias Trottmann Fotos: Matthias Trottmann und Thomas Scheuner Quelle: www.titlisnordwand.blogspot.com