Einmal Handlesen auf dem Indoor Climbing Hub der ISPO

Wenn die Süddeutsche Zeitung eine Redakteurin aus dem Wirtschaftsressort auf eine Recherche beordert, die das Ziel hat das Thema »Indoorklettern« auszuleuchten, dann kann man wie alle Jahre wieder mal feststellen: Das Klettern ist seinen Kinderschuhen entwachsen. Soweit nix neues und was gibt’s heute eigentlich zum Abendessen?

Das Neue aus meiner Sicht ist, dass eine bislang nicht gekannte Professionalisierung in dem Bereich »Matratzenklettern und Kraxeln mit Strick« stattfindet. Bis vor kurzem hatte ich zumindest den Eindruck, dass so ziemlich alle, die sich in dem Business tummeln, ein Fingerloch von einem Sloper zu unterscheiden wissen. Jetzt aber, da auch der konservativste Banker checkt, dass man damit Kohle machen kann, biegen eben auch Schlipsträger um die Ecke, die auf der Suche nach dem Eldorado sind. Um in diesen aufwogenden und mitunter auch ganz schön wirren Markt einen klaren Blick zu bekommen, legte die ISPO Messe das Indoor Climbing Hub auf. Und gottlob organisierte es kein gebügelter Schlipsträger, sondern ein Durchblickprofi mit Herz in Gestalt von Christian Popien (aka Mr. Hardmoves) flankiert von Florian Kops. Und moderiert wurde es von Liam Lonsdale, eine mehr als professionelle Fachkraft für diesen Job. Ja, und was ging nun eigentlich ab in dem Hub? Nun, zunächst muß man sagen, dass es natürlich jedes Menschen Eitelkeit schmeichelt, wenn er da vorne stehen und Fragen zum Stand und zur Zukunft des Kletterns beantworten darf. Und wenn man da um einen Blick ins Wasserglas gebeten wird, dann kann die Antwort schon mal länger werden :)

Fakt ist: Deutschland ist im internationalen Vergleich schon verdammt eng bestückt mit Indoorwänden.

Fakt zwei ist: Längst nicht jeder Hallenbetreiber darf morgens die Wahl zwischen Ferrari und Porsche treffen. Das Wort »Insolvenz« ist durchaus eines, was schon mit der ein oder anderen Halle in einem Atemzug genannt wird.

Fakt drei ist: Die zunehmende Dichte und Sättigung bis hin zur Übersättigung macht eine professionelle Betriebsführung (aka »Kosten runter«) nötig und zudem ist es obligatorisch sich von seinen Mitbewerbern durch eine spezifische Markenstrategie abzusetzen und unverwechselbar zu machen. Die Zeiten, in denen irgendjemand irgendwo irgendeine Halle aufmachen und sich ziemlich sicher sein konnte, nie unter einer Brücke schlafen zu müssen, diese Zeiten sind zumindest in weiten Teilen Deutschlands passé.

Ob das oder Olympia oder die Digitalisierung in den Hallen gut oder schlecht fürs Klettern sein werden, mag ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass das alles eher gut ist, solange die Unternehmer dahinter noch ein Fingerloch von einem Sloper zu unterscheiden wissen. Und zu einer »Route« nicht »Strecke« sagen.

Amen.

    Text: Hannes Huch, Kletterszene Foto: Hannes Huch, Flo Scheimpflug,
  • Beitragsdatum 7. Februar 2019