Eine Halle für alle – Frankenjura Academy [ Interview mit Alex Megos]

Im September 2021 wurde die Forchheimer Kletterhalle „Magnesia“ nach 18 Jahren geschlossen. Viele Monate lang passierte dort nichts – bis zum Frühling 2023, als die Halle zum Verkauf angeboten wurde. Alex Megos wurde damals von zwei Freunden gefragt, ob er mitmachen wolle – er wollte. Genauso sein bester Kletterkumpel Chris Hanke. „Wir haben dann schließlich zu fünft Magnesia gekauft“, erzählt Alex. Seitdem wird die Halle umgebaut und die Wände werden eingeschraubt – der Leadbereich kann inzwischen schon beklettert werden. Endgültig fertig wird die neue „Frankenjura Academy“, die zu einem Kompetenzzentrum in Deutschland werden soll, dann im Herbst sein. „Das ist zumindest der Plan“, sagt Alex.

Ks.com: Alex, wir wollen eigentlich über eure neue Frankenjura Academy sprechen… großes Thema sind momentan ja aber auch die Olympischen Spiele. Du hast vor Kurzem beim Olympic-Qualifier in Shanghai Platz 12 belegt: Zufrieden damit?

Es war nicht supergut, aber auch nicht superschlecht. Zwei Wochen vor dem Abflug ist mir ein Ringband gerissen, ich wusste nicht, wie es laufen wird und bin mit gemischten Gefühlen nach Shanghai geflogen. Dass ich dort nicht so klettern kann, wie ich will, war mir klar. So gesehen bin ich echt zufrieden mit Platz 12. Drei aus unserem Team, Yannick (Flohé, Anm. Ks.com), Lucia (Dörffel, Anm. Ks.com) und ich sind nach Shanghai in guten Positionen. In Budapest sollte es dann mit der Qualifikation eigentlich klappen.

Du warst ja schon in Tokio, als das Klettern olympische Premiere feierte, dabei. Wie wichtig ist dir die Teilnahme in Paris?

Ich habe auf jeden Fall Lust auf Paris. Allein schon, weil ich mir ein anderes Erlebnis als in Tokio, wo ja einiges nicht optimal lief, erwarte. In Tokio durften beispielsweise wegen der Pandemie keine Zuschauer dabei sein, dort war es bei hoher Luftfeuchtigkeit extrem heiß… in Paris werden die Bedingungen etwas besser sein, dort werden auch Zuschauer die Athleten anfeuern. Also ich wäre gerne dabei, das wäre cool… Olympia ist definitiv etwas ganz Besonderes, hat eine ganz besondere Atmosphäre. Allein schon im Olympischen Dorf mit vielen Tausenden Spitzensportlern aus der ganzen Welt gemeinsam zu leben und viele kennenzulernen, ist ein besonderes Erlebnis. 

Dann hoffe ich, dass es in Budapest klappt. Aber jetzt zum eigentlichen Thema, eure Academy: Wie läuft es denn? Ihr habt ja schon im April eröffnet, wenn auch nur eingeschränkt… 

Die Resonanz ist für unser eingeschränktes Angebot so, wie wir es erwartet haben. Derzeit ist die Halle ja noch eine Baustelle, der Boulderbereich ist noch nicht fertig, Umkleiden und Duschen können noch nicht benutzt werden. Wir haben derzeit auch nur an vier Tagen von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Seilklettern ist möglich und ein Kilterboard mit Matte haben wir auch – das zieht immer. Wir haben die Halle auch noch nicht extrem beworben, ich denke, es wird sich noch rumsprechen, dass wir inzwischen geöffnet haben. Dann werden hoffentlich auch viele Bock haben, zu kommen. Jugendliche beispielsweise, die für Wettkämpfe trainieren wollen – in Franken gibt es dafür bislang nicht wirklich geeignete Hallen.

Wann wird Opening gefeiert?

Wir hoffen, dass bis Ende September – also rechtzeitig zur Hallensaison – endgültig alles fertig sein wird. Und dann lassen wir es nach einer Opening Party richtig anlaufen.

Ursprünglich war die Eröffnung ja schon für März geplant. Habt ihr ein bisschen unterschätzt, was da für Arbeit drinsteckt?

Also wir hatten tatsächlich einige Probleme wegen dem Brandschutz – beziehungsweise den notwendigen Maßnahmen. Das hat unseren Zeitplan etwas durcheinandergebracht. Aber wir haben drei im Team, die sich gut auskennen, einer von ihnen hat sogar schon eine Kletterhalle gebaut… und davon profitieren wir natürlich enorm. Dass es immer wieder unerwartete Hürden gibt, akzeptieren wir und machen das Beste draus.

Wie schaut euer Konzept genau aus?

Wir wollen nationalen und internationalen Wettkampfkletterinnen und -kletterern ein Leistungszentrum mit optimalen Trainingsmöglichkeiten bieten – aber auch für Anfänger und Fortgeschrittene ein breites Angebot haben. Dafür sorgen wir zum einen mit unserem Routenbau. Die Halle kann – beispielsweise vom DAV und von Nationalmannschaften – gemietet werden, das heißt, die Athletinnen und Athleten hätten für einen Lehrgang, einen Workshop, eine Fortbildung oder einen Nomiwettkampf dann die ganze Halle für sich. Derzeit findet der Großteil des Kadertrainings in kommerziellen Hallen oder DAV-Hallen statt, die ja Profit machen müssen. Der normale Kletterbetrieb läuft also weiter, was natürlich nicht optimal ist, da beide Seiten Einschränkungen haben. Wir können etwas bieten, was andere Halle nicht haben: Ruhe, keine überfüllten Hallen und ein adäquates Trainingsangebot. Wir wollen aber auch international agieren, in einigen Ländern ist die Situation ja ähnlich wie in Deutschland. Ideal wäre natürlich, wenn unser Kader gemeinsam mit anderen Nationalteams trainieren könnte. Wir bieten dafür eine Begegnungsstätte. Breitensportler kommen aber bei uns – wie schon gesagt – auch nicht zu kurz.

Frankenjura Academy will auch Schulungszentrum seinWas genau ist da geplant?

Für den Routenbau gibt es in Deutschland, ja sogar weltweit, noch keine wirkliche Zertifizierung oder verbindliche Ausbildung. Das wird sich früher oder später ändern. In der Academy wollen wir für zukünftige Routenbau-Ausbildungen einen adäquaten Rahmen und eine Zertifizierung schaffen. Auch für diesen Zweck kann unsere Halle gemietet werden. Die DAV-Routenbau-Kurse finden derzeit in Hallen bei laufendem Betrieb statt – das ist für die Teilnehmer und für die Kletterhallenbesucher nervig. Wir haben aber auch Seminarräume, auch die können beispielsweise von Kletterfirmen für Sales-Marketing-Veranstaltungen angemietet werden. In der Academy gibt es Platz für Großevents mit bis zu 100 Leuten.

Und du selber hast dort auch eine perfekte Spielwiese? 

Ja, allerdings. Für die Wettkampfvorbereitung ist das einfach optimal… Chris und ich können es uns so gestalten, wie wir wollen – wir können uns dort unsere Probleme schrauben und spezifisch trainieren, um an unseren Schwächen arbeiten. Das ist besser, als wir es jemals zuvor hatten.

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Video-Link: https://youtu.be/7gVADoRl4Ks?si=eWZlh4AmEssiXYcz

  • Credits Text Gudrun Regelein für kletterszene.com
  • Credits Fotos Frankenjura Academy, Alex Megos, Chris Hanke, Ks.com Archiv
  • Beitragsdatum 3. Juni 2024