Dave Graham und Jernej Kruder bouldern 8C, Kazuma Ise 8C+ und Adam Ondra wird Papa
Mit den 8C News von Dave Graham, Jernej Kruder, Kazuma Ise und Adam Ondra verabschieden wir uns für dieses Shortnews-Jahr und wünschen euch frohe Weihnachten und wenn wir uns zwischendrin nicht sehen sollten, was wir doch nicht hoffen möchten, auch einen guten Rutsch.
Dave Graham wiederholt Roadkill (8C)
Wenn es einen Großmeister der Knieklemmer gibt, dann hat sicherlich Dave Graham diesen Titel verdient. Wohl kaum ein anderer kann mit besagter Technik besser umgehen, da halten auch mal die wackeligsten Knieklemmer während Dave noch seine Zustiegsschuhe an hat. Kein Wunder also, dass sich Mr. Knieklemmer höchstpersönlich direkt an Roadkill (8C) zu schaffen machte als der Boulder trocken war. Schließlich besteht die Crux des Boulders quasi aus einem recht unsicheren Knieklemmer gefolgt von einem Sprung aus diesem an einen recht guten Griff. Danach muss man „nur noch“ die Nerven behalten und den recht hohen Ausstieg anhängen. Nachdem Dave mehrere Wochen im Tessin mit mittelguten bis schlechten Bedingungen kämpfen musste kamen mit den Bedingungen auch gleich die guten Versuche und so kam Dave von Session zu Session immer knapper daran den Crux-Sprung zu halten.
Als ihm dann sein Freund Clément Lechaptois in einer Session Gesellschaft leistete, lief es gleich viel besser. Nach einigen erfolglosen Versuchen war der Schwung endlich nicht zu groß und Dave blieb an der Leiste hängen. Da er schon länger keinen Highball mehr geklettert war, stand ihm allerdings noch eine weitere Herausforderung bevor: der Ausstieg. Obwohl er die Züge schon öfter am Seil geübt hatte, stieg die Nervosität. Doch zwei Züge später war die Entscheidung schon getroffen und von einem Absprung eher abzuraten. Also gab es nur noch eines: die Flucht nach vorne und damit auch den lang ersehnten Durchstieg für Dave. Oben drauf nutzte auch Clément gleich die Chance und stieg nur wenige Versuche später mit auf den Sendingtrain auf.
Kazuma Ise begeht Hallucination (8C+)
Dai Koyamada hat ja schon einige Testpieces in die Landschaft gestellt. Aber wenn dann bei einem solchen Boulder oder Route auch noch ein entscheidender Griff ausbricht, entsteht meist eine ganz andere (oder auch unkletterbare) Hausnummer. So auch bei Hallucination. Als hier ein Griff ausbrach wurde der Boulder von vielen Topkletterern in Japan als unmöglich angesehen. Aber einige wollten die Linie noch nicht aufgeben, unter ihnen befand sich unter anderem auch Toshi Takeuchi, welcher den Boulder immer wieder probierte wenn er mal in der Gegend war. Was oft der Fall war und dennoch dauerte es einige Versuche bevor Toshi den neuen Crux-Zug in ein Mono-Fingerloch auf die Kette bekam. An einen Durchstieg war allerdings bei Weitem noch nicht zu denken. Um die Schwierigkeit des Boulders zu verdeutlichen meinte Toshi, dass die von Dai beschriebene Crux des ursprünglichen Boulders einer der Leichtesten Züge im aktuellen Zustand sei. Diese Beschreibung schien den jungen Kazume Ise allerdings nicht gerade abzuschrecken, im Gegenteil in seinen Ohren hörte sich das Ganze wohl eher nach einer ordentlichen Herausforderung an.
Mit seinen gerade einmal 19 Jahren machte Kazuma sich also direkt daran den Boulder zu beschießen. Da der Style allerdings doch sehr fingekraftlastig ist, musste er seinen jugendlichen Leichtsinn zügeln und sich im Training auf zwei Sessions die Woche reduzieren, um Fingerverletzungen zu umgehen. In diesen besagten Sessions ballerte er dann aber dafür ganze 5 Stunden auf kleine Griffe ein. Was sich eventuell nicht nach dem sinnvollsten Training anhört, scheint aber Früchte getragen zu haben, denn nun konnte sich Kazuma die erste Begehung von Hallucination nach Griffausbruch holen und somit Japan einen weiteren 8C+ Boulder schenken. Und wie das mit der Jugend so ist, wächst der Hunger nach schweren Begehungen nach so einem Erfolg nur noch mehr, weshalb Kazumas nächstes Ziel für 2022 eine 9A (eventuell Burden of Dreams) ist.
Jernej Kruder wiederholt La Rustica (8C) in Val Bavona
Als einer der schwersten Boulder der Schweiz und wahrscheinlich auch der Welt wurde damals La Rustica (8C) von Nalle Hukkataival betitelt als er sich die erste Wiederholung der Jimmy Webb Linie in Val Bavona holen konnte. Davor blieb der Boulder lange Zeit unwiederholt, mittlerweile sieht das mit sechs Wiederholungen schon etwas anders aus, aber der Boulder ist sicherlich immer noch ein wahres Testpiece. Eine dieser sechs Begehungen kam erst kürzlich dank Jernej Kruder hinzu. Im Gegenzug zu den meisten News heutzutage war Jernejs Begehung allerdings kein leichtes Spiel sondern eher ein Leidensweg. Seit einigen Wochen ist Jernej nun schon im Tessin aber wirkliche Erfolge konnte er nicht verbuchen. Und sowas macht einem dann schon mal zu schaffen, erst recht als Profi. Dennoch blieb Jernej am Ball, schließlich konnte er bereits nach kurzer Zeit den gesamten zweiten Teil klettern und den Crux-Zug, welcher in besagten Teil führt, als Einzelzug klettern. Vom Start sah die Welt dann aber auf einmal wieder komplett anders aus. Immer wieder verfehlte er beim entscheidenden Zug das Dreifingerloch und musste wieder von vorne beginnen. Manchmal hilft es in solch einem Fall seine Erwartungen zu senken um ans Ziel zu kommen. Dies scheint auch bei Krudi der entscheidende Trick gewesen zu sein.
Denn am Tag des Durchstiegs schienen alle Karten gegen ihn zu spielen und sein gesamter Körper schmerzte von den unzähligen Versuchen der Sessions zuvor. Ohne noch an einen Durchstieg zu denken setzte sich Jernej an den Start und blieb auf letzter Rille endlich im Pocket hängen. Die verbleibende 8A+ Passage war ein einziger Kampf, doch Krudis Willenskraft war stark genug und so stand er endlich mal wieder auf einem schweren Boulder und zwar nicht nur um die Top-Griffe zu putzen.
Ks.com: Es gibt ein Video von Jernej La Rustica (8C) Durchstieg, da dies aber ne Night Session ist und er rum brüllt wie Adam in seinen besten Zeiten, stellen wir es nicht online.
Klatsch und Tratsch aus der Szene
Juliane von Bin weg Bouldern im Gespräch mit Wettkampfmoderator Reinold – Reini – Redenyi
Wenn Afra Hönig und Yannick Flohé Deutsche Meister im Bouldern werden, dann hat er sie nach oben gejubelt. Wenn bei einem Fun Cup in einer deutschen Boulderhalle die Stimmung überkocht, dann hört man seine Stimme trotzdem am lautesten. Reini ist seit Jahren Bühnenmoderator bei unzähligen Kletter- und Boulderwettkämpfen in Deutschland. Reinold Redenyi ist von Beruf Lehrer, trainiert den jungen Kletterkader in seiner Heimatstadt Leipzig und ist seit 2007 als Wettkampf-Moderator unterwegs.
Wie das alles zusammen geht, was ihm sein Job bedeutet und wie er die Entwicklung des Sportes in den letzten Jahren empfunden hat? Das hört ihr alles in der Podcast Folgen von Bin weg Bouldern
Climbing Wall Inside the Sauna – Beyond Focus
Bei der letzten Beyond Focus Folge erreichen Adams Vorbereitungen für die Olympischen Spiele ihren Höhepunkt und Adam erlebt sein körperliches Maximum. Aber wie steht es um seinen mentalen Zustand? Der Druck von Freunden, Gesellschaft und Medien beginnt sich langsam auszuwirken. Es ist für ihn nicht so leicht, mit all dem umzugehen.
Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, stürzt sich Adam auch gleich in ein neues Abenteuer und kann sich ab 2022 mit Chris Sharma über taktische Erziehungs-Tipps am Fels austauschen.
Mit diesem Video verabschiedet sich nicht nur Adam Ondra aus diesem Jahr sondern auch wir gönnen uns ein paar shortnewsfreie Tage und wünschen euch viele Geschenke und ’nen guten Rutsch.
Aber keine Angst, für die Feiertage haben wir ein paar richtig gute Videos am Start. TV-Programm ein Dreck dagegen.