Das Kletterseil – Edelrid Hummingbird Pro Dry im Test

Auf der Edelrid Seite wird das Hummingbird Pro Dry folgendermaßen beschreiben: „Durch den geringen Durchmesser, das minimale Gewicht und die feine Mantelstruktur bietet das Hummingbird Pro Dry hervorragende Handlingseigenschaften und ist so die perfekte Ergänzung zu unseren Leichtgewichtseilen und den strapazierfähigen Sportkletterseilen.“

Hersteller: Edelrid

Modell: Hummingbird Pro Dry 9,2mm

Einsatzbereich: Sportklettern, alpine Touren in Fels und Eis

Funktionalität: ultraleichtes und sehr robustes Highperformance-Seil für alle Bergsport Disziplinen

Ausstattung

  • Thermo Shield Behandlung
  • Pro Dry Imprägnierung
  • 3D-Lapcoiling
  • Bluedesign® konform

Technische Spezifikationen

  • Durchmesser : 9,2 mm
  • Einfachseil, Zertifizierung (CE EN 892, UIAA)
  • Mantelanteil : 44 %
  • Stürze mit Sturzfaktor 1,77 : 8
  • Statische Dehnung : 6 %
  • Dynamische Dehnung : 31 %
  • Fangstoß : 8,8 kN

Preis- / Leistung: hoher Preis aber für die gebotene Leistung angemessen

Als einer der führenden Hersteller für Bergsport- und Kletterausrüstung überzeugt Edelrid besonders mit seinem Knowhow in der Seilproduktion. Auch das Hummingbird zählt zu den besten Seilen am Markt.

Ultraleichtes Highperformanceseil zum Sportklettern

Das Edelrid Hummingbird Pro Dry 9,2mm Kletterseil überzeugt durch seine Stärken besonders in der Disziplin Sportklettern. Ein geringes Metergewicht von 5,7g/m, ein geringer Durchmesser von nur 9,2mm, sowie einer Robustheit (erreicht durch durch die Kombination von hohem Mantelanteil und Thermo Shield Imprägnierung) machen das Seil zu einem nahezu unzerstörbaren Sportkletterseil mit besten Handlingeigenschaften.

Die Pro Dry Imprägnierung von Kern- und Mantelgarnen und die thermisch Fixierung geben dem Seil neben einem guten Handling beim Sichern und Seil einhängen auch einen guten Abriebschutz. Ebenfalls ist das Seil durch die Imprägnierung stark wasserabweisend und vor Schmutz geschützt. Der Hersteller verspricht damit besondere Langlebigkeit auch beim intensiven Sportklettern.

Haltbarkeit 

Edelrid preist das Hummingbird als Highperformance Sportkletterseil an. Ob es diese Eigenschaften erfüllen kann gilt es zu beweisen. Sportklettern heißt neben Durchstiegen, bei denen das Seil geschmeidig durch die Zwischensicherungen gleiten muss, auch Ausbouldern von Routen mit häufigen harten Stürzen. Hierbei wird oft die gleiche Stelle am Seil extrem belastet und um die Karabiner gescheuert. Dies bedeutet einen aggressiven Angriff auf die Mantelstruktur. Genau hier setzen wir mit unserem Test an: Wir nutzen das Seil auf einem halbjährigen Klettertrip durch Frankreich, Spanien, Slowenien und Kroatien. Unzählige Male heißt es Ausbouldern, Stürzen, Durchsteigen, Tag ein – Tag aus. Zwischendurch landet das Seil unfreiwilligerweise auch Mal im sandigen Boden von Margalef oder wird über scharfe Fixexen an der Costa Blanca gezogen: Ein Killer für jedes Kletterseil!

Doch das Hummingbird schlägt sich tapfer und hält was der Hersteller verspricht. Selbst nach intensiver Belastung über einen langen Zeitraum bleibt das Kletterseil geschmeidig und der Mantel reibt kaum auf. Wo andere Seile schon längst abgeschnitten werden müssen, zeigt das Hummingbird noch kaum Verschleißerscheinungen.

Handling

Unser Testseil in Mintgrün sticht beim Auspacken sofort ins Auge und wir freuen uns schon darauf es auf den ersten Kletterfotos sichtbar zu machen. Das geringe Metergewicht macht unser 80m Seil leicht und kompakt. Beim Auspacken macht sich das 3D-Lapcoiling bezahlt und lästige Krangel bleiben uns erspart.

Zum Aufwärmen gönnen wir uns eine lange Ausdauerroute und können hierbei gleich mehrere Testpunkte zufrieden und positiv abhaken: Das Seil ist top geschmeidig beim Sichern was auch der Thermo Shield Imprägnierung zu verdanken ist. Die 9,2mm Durchmesser liegen beim Sichern gut in der Hand und das Seil lässt sich geschmeidig durch die Sicherungsgeräte führen.

Das kaum zu spürende Seilgewicht zieht den Kletterer selbst nach 40m nicht nach unten. Beim Ablassen und beim darauf folgenden Toprope Sturztest am ausgezogenen Seil stellen wir kaum störende Dehnung fest. Also können auch schwere Einstiegsboulder in langen Ausdauerrouten im Toprope gesichert werden, ohne dass der Kletterer beim Sturz mit einem Gummiseil am Boden landet.

Weiter geht es zum Projektieren ein paar schwerere Routen. Beim Klippen des Seils in die Zwischensicherungen kann man das Seil gut durch die Finger gleiten lassen, wodurch ein Nachgreifen unnötig wird. Somit werden anstrengende Einhängepositionen erleichtert. Beim Stürzen landen wir sanft im Seil und sacken trotzdem nicht weit ab. Das Seil zeigt hier also seine Ausgewogenheit in Sachen Dehnung.

Handling und Haltbarkeit auf lange Sicht

Wir strapazieren das Seil ohne Rücksicht auf Verluste. Fast jeden Tag über 6 Monate stürzen, hängen und klettern wir mit diesem Seil. Es sieht sandige Böden, Nässe, scharfe Kanten und pralle spanische Sonnenbestrahlung. Natürlich bleiben solche Dauerbelastungen nicht ganz ohne Folgen. Nach ca.2 Monaten löst sich nach einer „Seilpeitsche“ am Seilende die Verschweißung auf. Dies lässt sich mit Messer, Tape und Feuerzeug aber schnell beheben. Das nun 2cm kürzere Seil bleibt weiter standhaft. Nach unzähligen Stürzen in immer die gleiche Stelle des Seils, fängt es nach 4 Monaten Dauergebrauch an dieser Stelle aufzurauen. Es bleibt aber stabil und muss erst deutlich später das erste Mal abgeschnitten werden.

Wo wir bei anderen Sportkletterseilen schon deutlich häufiger zum Messer greifen mussten, um das Seil zu kürzen, hält es sich beim Hummingbird in Grenzen. Bis zum Schluss unseres 6-monatigem Extremtests schneiden wir das Seil 4 Mal ab. Trotzdem bleibt das Seil geschmeidig beim Sichern und Einhängen. Das Hummingbird lässt uns nicht im Stich und unser Backup Seil bleibt unbenutzt.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=JLsKNoPOF-E
  • Credits Text Martin Wagner/ VerticalExtreme, kletterszene.com
  • Credits Fotos Martin Wagner/ VerticalExtreme, Edelrid
  • Beitragsdatum 2. Juni 2022