Dai Koyamada befreit Mugen (8C)
„Mugen“ bedeutet im Japanischen „Unendlichkeit“, „Grenzenlosigkeit“, aber auch „Vergänglichkeit“. Mit anderen Worten: Mugen hat eine widersprüchliche Bedeutung.
Über Dai Koyamada kann man zweifelsohne sagen, dass er einer der erfolgreichsten Kletterer seiner Generation und vielleicht sogar der erfolgreichste japanische Kletterer in der Geschichte des Klettersports ist.
Nun hat der 46-Jährige mit Mugen eine weitere 8C befreit. Die Liste der Begehungen, die Dai vorzuweisen hat, ist ziemlich atemberaubend: Allein über 35 Linien im Grad 8C, die meisten davon Erstbegehungen.
Dai Koyamada hat also eindeutig Erfahrung in der Vergabe von Schwierigkeitsgraden, er bleibt diesbezüglich dennoch bescheiden:
Da die Einstufung von Erstbegehungen ausschließlich auf Subjektivität beruht, kann ich sagen, dass ich es mindestens als 8C empfunden habe. Ich werde dieses Jahr 47 Jahre alt. Ich bin zu alt, um mich über Spitzenbewertungen zu streiten. Den Rest überlasse ich der jüngeren Generation.
Dai via Instagram
Seit Ende Februar kann man seine Versuche in Mugen auf Dais Instagram-Account verfolgen. Er begann das Projekt, indem er fünf Tage damit verbrachte, die Landeplattform aus hunderten von Ästen zu bauen. Ein handwerkliches Meisterwerk!
Doch noch mehr als unter dem Fels, versteht er sein Handwerk in der Wand. Knallharte, weite Züge in abschüssige Pockets, zwei davon gekreuzt einer der beiden dynamisch. Günstige Trittpositionen scheinen Mangelware zu sein, und am Ende wartet ein kniffliger Mantle – genau genommen ist da einfach kein leichter Zug dabei.
Es ist eine der besten Klettereien meines Lebens, und ich habe die Erstbegehung gemacht. Diese beiden Tatsachen machen mich glücklich.
Dai via Instagram
Grenzen verschiebt Dai Koyamada schon lange. Im Jahr 2017, im Alter von 40 Jahren, befreite er Nayuta (8C+), und damit wahrscheinlich Japans bis dahin härtesten Boulder.
Auch im Sportklettern ist er kein Unbekannter, er hat die Action Directe (9a) und Hugh (9a) geklettert und war 13 Mal beim UIAA Lead World Cup dabei.
Dai begann im Alter von 15 Jahren mit dem Klettern und kletterte in den ersten 8 Jahren ausschließlich in Kletterhallen. Mit nur wenigen Jahren Klettererfahrung machte er sich schnell einen Namen in der Wettkampfszene und gewann 1996 die nationalen japanischen Meisterschaften. Zwischen 1997 und 2000 nahm Koyamada an internationalen Wettkämpfen teil. Seine besten Ergebnisse erzielte er beim Lead World Cup 1998 in Kranj, wo er den 4. Platz belegte.
In Yokohama besitzt er eine Kletterhalle namens Project Climbing. Außerdem begeistert er sich für die Herstellung von Klettergriffen – eine Leidenschaft, der er schon fast so lange nachgeht, wie er klettert.
Nichts scheint allerdings für Dai über das Rätseln und Lösen von Problemen draußen am Fels zu gehen. In all der Vergänglichkeit die die Welt und das Leben so mit sich bringt, verfolgen wir nur zu gerne, wie Dai seine Tickliste immer wieder bis in die Unendlichkeit zu erweitern scheint.