Christoph Hainz Erstbegehung „Pressknödl“ (400m, 12 SL, 7c) [Drei Zinnen]
Neue Erstbegehung an der Nordwand der Westlichen Zinne: Christoph Hainz fügt seiner Touren-Trilogie an den Drei Zinnen einen weiteren Leckerbissen hinzu. Gemeinsam mit seinem Seilpartner K. A. eröffnete er im August 2009 die Route „Pressknödl“ in der Nordwand der Westlichen Zinne. Im Juli 2010 gelang den beiden der erfolgreiche Rotpunkt-Durchstieg.
Dass es sich in Südtirol gut essen lässt, wissen Alpinisten auf der ganzen Welt. Doch noch wichtiger als die kulinarischen Genüsse sind für die meisten Kletterer die vertikalen Leckerbissen der Dolomiten. Die Drei Zinnen gelten dabei nach wie vor als Filetstück dieses Gebirges.
Dem Südtiroler Bergführer Christoph Hainz und dessen Seilpartner und Bergführer K.A. gelingt es nun zum vierten Mal – nach „Das Phantom der Zinne“ (IX+), „Alpenliebe“ (IX) und „Ötzi trifft Yeti“ (VIII+) – in den Nordwänden der wohl berühmtesten Dolomitengipfel eine herausfordernde Alpinkletterroute zu eröffnen. Christoph, der auch das internationale SALEWA alpineXtrem Team führt, und sein Seilpartner servieren der Kletterergemeinde ihre „Pressknödl“. Die im unteren Teil komplett überhängende Route verläuft in der Nordwand der Westlichen Zinne. Sie folgt links der Scolatoli-Kante einer logischen Linie und bietet laut Aussage der Erstbegeher ähnliche Kletterei wie die „Alpenliebe“ und das „Phantom“.
Was es mit dem Namen „Pressknödl“ auf sich hat, werden potentielle Wiederholer bereits in der zweiten Seillänge nachschmecken können. Denn nach einer 6a+, die als Gaumenkitzler praktische Aufwärmmeter präsentiert, warten gleich drei anspruchsvolle 7b-Längen nacheinander auf den alpinen Feinschmecker.
Wer nun in gut abgesichertem, aber durchaus nicht immer bombenfestem Dolomit entsprechend Appetit bekommen hat, kann sich denn auch gleich an einer weiteren 7a+-Seillänge laben. Und dann kommt schon das Zuckerl: die mit 7c bewertete Schlüsselseillänge. Eine 6c und eine 7a Länge später legt sich dann zumindest die Wand ein wenig zurück und bietet als Digestif vier weitere Längen, die Christoph und K. jeweils mit 6a und einer 6b-Stelle in ihrer Menü-Karte verzeichnen.
Die Vorbereitungen auf ihren Zinnen-Festschmaus besorgte das Duo bereits 2009, als es die Route vom 07. bis 09. und 18. bis 19. August von unten einrichtete. Abgeschmeckt mit soliden Bohrhaken in dolomitentypischen Abständen durften die „Pressknödl“ dann aber noch ein paar Monate im winterlichen Kühlhaus reifen. Doch im Juli 2010 gab es kein Halten mehr: Zunächst sicherte sich K. am 03.07. den ersten kompletten Rotpunkt-Durchstieg. Am 05.07. genoss Christoph dann 6,5h lang die 450 Klettermeter und konnte damit die zweite Rotpunkt-Begehung für sich verbuchen.
Allen, denen nun ebenfalls das Wasser im Munde zusammenläuft, empfehlen die beiden Küchenchefs zur Garnierung der Psyche die Mitnahme eines gelben und roten Friend. Die Standplätze und alle relevanten Zwischenhaken sind gebohrt. Wohl bekomm’s.
Text: Marco Sutter (Salewa) / Fotos: >Claudia Ziegler/SALEWA