Brooke Raboutou und Mejdi Schalck holen sich Gold

Die diesjährige Saison des internationalen Wettkampfkletterns wurde mit dem Boulderweltcup im japanischen Hachioji eröffnet. Überschattet war er vom tragischen Unfalltod des deutschen Athleten Christoph „Chri“ Schweiger. Der 21-Jährige wurde am Osterwochenende von einem betrunkenen Autofahrer beim Überqueren eines Zebrastreifens überfahren und erlag seinen schweren Verletzungen. Es gab bei diesem Wettkampf viele emotionale Momente, wie die Schweigeminute vor dem Start des Herrenfinales mit einem eingeblendeten Foto von Christoph, der eigentlich bei diesem Wettkampf starten sollte. Oder die Siegerehrung bei den Damen, bei dem die Silbermedaillengewinnerin Hannah Meul ihren Erfolg ihrem verstorbenen Teamkollegen widmete. Der plötzliche Tod von Christoph habe alle stark getroffen, hatte Sportdirektor Martin Veith vom Deutschen Alpenverein vor dem Weltcup gesagt.

Es fällt uns schwer, jetzt den Schalter umzulegen und an Wettkämpfe zu denken. „Erfolg“ muss in den ersten Wettkämpfen der Saison für den DAV anders definiert werden als über Ergebnislisten. Ich bin mir sicher, alle Athletinnen und Athleten werden in Gedanken an Chri an die Wand gehen und vielleicht für ihn versuchen, das Beste aus sich herauszuholen.

Damen

Die überragende Starterin der vergangenen Jahre, die Slowenin Janja Garnbret, startete verletzungsbedingt in Hachioji nicht. Dennoch war der Weltcup hochkarätig besetzt. Brooke Raboutou (USA), die bereits im Vorjahr eine sehr erfolgreiche Saison geklettert war, setzte sich bei den Damen durch und holte sich ihr erstes Weltcup-Gold. Die vergangenen 17 Boulderweltcups hatten alle entweder die „Queen“ Janja Garnbret oder Brooke´s Teamkollegin Natalia Grossman gewonnen. Brooke brillierte im Finale, die 22-jährige Amerikanerin war die einzige Starterin, die drei der vier anspruchsvollen Boulder toppen konnte. Zum Vergleich: Hannah Meul, die Zweitplatzierte, holte sich „nur“ ein Top, den anderen vier Finalistinnen gelang auch dies nicht – schon der dritte Platz wurde über die Zonenwertung vergeben.

Die 22-jährige Hannah konnte nahtlos an ihre Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Unter anderem gewann sie 2022 bei der EM in München Silber beim Bouldern und wurde Zweite bei den Weltcups Bouldern in Innsbruck und Brixen.

 Ich bin super happy, so in die Saison zu starten. Das ist definitiv der beste Start“, sagte Hannah nach dem Wettkampf. „Ich hatte die perfekte Mischung aus Nervosität aber auch Selbstvertrauen in meine Kletterei und was ich kann. Dieser Wettbewerb war emotional der härteste. Das Wichtigste bei diesem Wettkampf war, meinen Teamkollegen Christoph Schweiger im Herzen zu tragen. Er hätte hier sein sollen, um zu klettern und zu zeigen, was er konnte. Es war wichtig, dieses Geschenk zu genießen, dass wir hier sein und klettern durften. Die Liebe, die wir alle zum Klettern haben und teilen, ist etwas, das nicht sterben kann, also wollte ich diese Leidenschaft für ihn verfolgen. Er hat mir am Ende viel Kraft gegeben.

Die Drittplatzierte Anon Matsufuji aus Japan erzielte vor heimischem Publikum ihr bislang bestes Boulderweltcup-Ergebnis. Mit drei Zonen in sieben Versuchen holte sie sich Bronze. Die Viertplatzierte, Ayala Kerem aus Israel, brauchte für ihre drei Zonen zwei Versuche mehr. Auch für sie war es das bislang beste Weltcup-Ergebnis. Platz fünf und sechs gingen an die Chinesin Zhilu Luo und die Slowenin Mia Krampl.

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Video-Link: https://youtu.be/Cy6pZWQuGJY

Herren 

Generationswechsel bei den Herren: Die jungen Wilden dominierten nicht nur das Finale – vier der Starter waren jünger als 20 Jahre –, sondern auch das Podium. Gleich zwei Franzosen landeten auf dem Treppchen: Der erst 18-jährige Mejdi Schalck holte sich bereits sein zweites Gold bei einem Boulderweltcup. 

Ich bin sehr glücklich über die Goldmedaille, denn das war ein großes Ziel, für das ich im Winter trainiert habe. Ich wollte eine zweite Medaille gewinnen, um mir selbst zu zeigen, dass ich es schaffen kann, 

sagte Mejdi bei der Siegerehrung.  

Sein Teamkollege Paul Jenft gewann Bronze, für den 19-Jährigen war es das bislang beste Ergebnis bei einem Weltcup. Eine kleine Sensation aber gelang Hannes van Duysen aus Belgien. Der 18-Jährige, der erst seit zwei Jahren an internationalen Wettkämpfen teilnimmt, belegte Platz 2. Er holte nicht nur sich, sondern auch Belgien die erste Weltcup-Medaille überhaupt. „Das ist ziemlich cool“, sagte er glücklich.

Das Finale war bockhart geschraubt, der vierte Boulder sah weder Top noch Zone. Auch die stark diskutierten neuen Griffe des Herstellers Hold, bei denen die Textur kaum erkennbar ist – denen man also kaum ansieht, wo man sie überhaupt halten kann, beziehungsweise wo man wegrutscht -, waren bei einem Boulder eingeschraubt. Er sah übrigens drei Tops. Der Deutsche Yannick Flohé hatte sich bereits im Vorfeld sehr kritisch zu diesen neuen Griffen geäußert: 

So was hat nichts mit der Weiterentwicklung des Sports zu tun, wie manche ‚kreativen‘ Routenbauer denken. Wenn man das Limit des Boulderns pushen möchte, dann sollte man erstmal anfangen, schwierige Boulder zu bauen.

Schwierig, vielleicht zu schwierig, waren die Boulder im Herrenfinale aber. Mejdi reichten bereits zwei Tops für den Sieg, Hannes und Paul hatten beide ein Top und drei Zonen, Paul brauchte dafür aber mehr Versuche. Die beiden Japaner Kokoro Fujii und Sorato Anraku beendeten den Weltcup vor heimischem Publikum auf den Plätzen vier und fünf. Auf Rang sechs landete der Koreaner Jongwon Chon. Bester Teilnehmer vom deutschen Team war Yannick Flohé auf Platz 11. 

Ergebnisse des IFSC Boulder Worldcup in Hachioji 2023

Herren:

1 Mejdi SCHALCK  • FRA 
2 Hannes VAN DUYSEN  • BEL 
3 Paul JENFT  • FRA 

4 Kokoro FUJII  • JPN 
5 Sorato ANRAKU  • JPN 
6 Jongwon CHON  • KOR 
7 Dohyun LEE  • KOR 
8 Meichi NARASAKI  • JPN 
9 Edvards GRUZITIS  • LAT 
10 Tomoa NARASAKI  • JPN 
11 Yannick FLOHÉ  • GER 

18 Nicolai UZNIK  • AUT 

21 Stefan SCHERZ  • AUT 

27 Colin DUFFY  • USA 
27 Jakob SCHUBERT  • AUT 

33 Max KLEESATTEL  • GER 
33 Simon LORENZI  • BEL 

39 Sean BAILEY  • USA 
39 Hamish MCARTHUR  • GBR 

41 Jernej KRUDER  • SLO 

45 Rei SUGIMOTO  • JPN 

51 Elias ARRIAGADA KRÜGER  • GER 
51 Jan-luca POSCH  • AUT 
53 Alberto GINÉS LÓPEZ  • ESP
 
59 Nils FAVRE  • SUI 

65 Sascha LEHMANN  • SUI 
65 Luka POTOCAR  • SLO 
65 Filip SCHENK  • ITA 
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Damen:

1 Brooke RABOUTOU  • USA 
2 Hannah MEUL  • GER 
3 Anon MATSUFUJI • JPN 

4 Ayala KEREM  • ISR 
5 Zhilu LUO  • CHN 
6 Mia KRAMPL  • SLO 
7 Noa SHIRAN  • ISR 
8 Natalia GROSSMAN  • USA 
8 Ai MORI  • JPN 
10 Jessica PILZ  • AUT 
11 Miho NONAKA  • JPN 
12 Sofya YOKOYAMA  • SUI

17 Lucia DÖRFFEL  • GER 
18 Camilla MORONI  • ITA 

27 Stasa GEJO  • SRB 

31 Oriane BERTONE  • FRA 

33 Petra KLINGLER  • SUI 

35 Fanny GIBERT  • FRA 

39 Laura ROGORA  • ITA 

43 Sol SA  • KOR 

47 Franziska STERRER  • AUT 
47 Roxana WIENAND  • GER 

53 Liv EGLI  • SUI 

57 Andrea KÜMIN  • SUI 

67 Anna LECHNER  • GER 
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Viel Zeit zum Erholen bleibt den Weltcupstarterinnen und -startern nicht: Schon am Freitag geht es beim Weltcup in Seoul (Korea) weiter – dieses Mal mit Bouldern und Speed.

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Video-Link: https://youtu.be/Zij5481HJl4
  • Credits Text Gudrun Regelein f. kletterszene.com
  • Credits Fotos © Dimitris Tosidis/IFSC.
  • Beitragsdatum 25. April 2023