Besteigung des Mt. Foraker in Alaska
Daniel Kopp und Andreas Nothdrufter aus Tirol hatten heuer ein gemeinsames Ziel. Die Besteigung des Mt. Foraker. In tagebuchartiger Manier haben sie dabei ihre Eindrücke und Erlebnisse niedergeschrieben.
Der Mt. Foraker steht wohl eher im Schatten des Großen, des Mt. Mc. Kinley. Nichtsdestotrotz gehört er mit einer Höhe von 5304 Metern zum zweithöchsten Berg der Alaskakette. Gelegen im Denali Nationalpark bildet er mit Kinley und Hunter ein magisches Dreieck aus beeindruckenden Gipfelmassiven. Durch seine Nördliche Lage und das angrenzen an die Tundra nach Norden ist er für starke Höhenwinde und rasche Wetterumschwünge bekannt und darf daher nicht unterschätzt werden. Von München ausgehend starteten Daniel und Andreas, welcher bereits im letzten Jahr mit Andy Holzer (als erster blinder Europäer) auf dem Gipfel des Mc. Kinleys stand, ihr ganz persönliches Abenteuer.
Daniel Kopp ist im SALEWA alpineXtrem Team, Andreas Nothdurfter ist Dynafit Repräsentant. Beide sind staatlich geprüfte Bergführer in Österreich.
Hier der Bericht von Daniel in seinen eigenen Worten:
Vor einem Besteigungsversuch war erst mal Arbeit angesagt, das heißt Material hochtragen, Fixseile legen, Zeltplatz schaufeln – alles Eigenarbeit. Wir versuchten über die „Sultana Ridge‘‘ auf den Gipfel zu kommen. Leider gibt es für dieses Gebiet kein gutes Kartenmaterial und so hatten wir nur spärliche
Infos über den Routenverlauf und deren Länge.Unser erster Arbeitstag brachte uns auf 3100 Meter. Obwohl wir früh unterwegs waren, brachen wir bereits beim Aufstieg bis zur Hüfte ein. Der Abstieg war genauso anstrengend, bei jedem zweiten Schritt standen wir bis zur Hüfte im Schnee und es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn man nicht weiß, ob man nun in eine Spalte fällt oder ob nur der Schnee so faul ist.
Warten bestimmt wohl einen sehr großen Teil unseres Lebens, den Moment abwarten, bis das Wetter eine Besteigung zulässt. So warteten wir eben 1,2,3,4 Tage. Irgendwann wurde uns das ständige Kartenspielen zuviel und wir beschlossen unser vorgetragenes Material noch höher zu bringen.
Und so schafften wir es an diesem Tag bereits auf 3500 m.
Wieder vergingen einige Tage des Nichtstuns.Jetzt oder nie dachten wir uns und wir starteten am 22 Mai unseren Besteigungsversuch. Gleich am Einstieg mussten wir über einen kurzen gefrorenen Wasserfall klettern. Weiter über eine 55° Flanke auf einen breiten Rücken mit kurzen Aufschwüngen, die wir mit Fixseilen versehen hatten. Um 12.00 erreichten wir Lager 1 und richteten uns dort ein.
Am nächsten Tag strahlend blauer Himmel. So starteten wir zur Etappe über den 9 km langen Grat zu Lager 2. Zuerst mussten wir aber noch über den Mt. Crosson der mit knapp unter 4000 m schon ein netter eigenständiger Gipfel wäre. Weiters mussten wir ca. 400 Höhenmeter zu einem Sattel absteigen, von wo wir das erste Mal Einblick auf die gesamte Länge der Route hatten.
Es waren kurze Steilstufen mit ca. 80° zu überwinden. Das zweite Lager ebenfalls auf 3500 m schlugen wir dann früher auf, da wir mit unseren Kräften am Ende waren. Dazu kam dann noch ein starker Wind.
Von Lager 2 waren es jetzt noch mal 2000 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Mt. Foraker. Bald wurde aus dem wenig Wind viel Wind und schon auf 4000 m waren wir mit kompletter Daunenbekleidung unterwegs. Die technischen Schwierigkeiten sind hier bereits vorbei und so ging es Schritt für Schritt weiter nach oben, immer schwerfälliger und immer öfter mussten wir pausieren. Sogar 10 Meter vor dem Gipfel mussten wir erneut stehen bleiben und Kräfte sammeln.
Endlich geschafft! Um 12.40 standen wir auf dem Gipfel bei -30° und starkem Wind. Auch beim Abstieg mussten wir immer wieder stehen bleiben. Je tiefer wir kamen umso wärmer wurde es und so kamen auch wir wieder zu Kräften.
Am nächsten Tag am letzten Aufstieg auf den Crosson zog Nebel ein und erschwerte uns die Orientierung. Zum Glück hatten wir beim Aufstieg einige uns jetzt sehr hilfreiche Wegweiser gesteckt. Auf Lager 1 machten wir nur kurze Pause und stiegen dann die restlichen 1500 Höhenmeter bis zum Basecamp ab.
Für mich war es die Erste aber sicher nicht letzte Expedition, es war ein intensiveres Bergsteigen als bei uns in den Alpen. Man ist auf sich allein gestellt und muss jede Entscheidung zweimal überdenken. Einfach eine tolle Erfahrung.