Baustopp aufgehoben [DAV-Kletterzentrum Berlin]

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg hat den Baustopp für das DAV Kletterzentrum Berlin am vergangenen Freitag, 6. Juli, aufgehoben. Es widersprach damit einer Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Berlin vom 26. April. Damals war der Bau auf die Klage eines kommerziellen Berliner Kletterhallenbetreibers hin vorerst gestoppt worden. Zwei zentrale Punkte hat das OVG jetzt entschieden:
  • Die Förderung des DAV Kletterzentrums nach dem Sportförderungsgesetz ist rechtens, da das DAV Kletterzentrum nicht gewerbsmäßig genutzt wird, sondern im Wesentlichen für Vereinsmitglieder zur Verfügung steht.
  • Die Förderung des DAV Kletterzentrums verstößt nicht gegen EU-Beihilferegeln, da die gewährte Förderung unter dem Schwellenwert von 200.000 Euro innerhalb von drei Jahren liegt.
Bernd Schröder, Leiter der Geschäftsstelle der DAV Sektion Berlin, sagt dazu: „Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts ist eindeutig und bestätigt die Rechtsauffassung des Deutschen Alpenvereins. Wir sind froh, dass wir nun endgültig mit dem Bau des DAV Kletterzentrums beginnen können“.

 

KLEVER vs. DAV

Der jetzt eindeutig zugunsten des DAV entschiedene Rechtsstreit steht in einer Reihe von Auseinandersetzungen zwischen privaten Kletteranlagenbetreibern sowie deren Verband KLEVER einerseits und dem DAV andererseits. Im Kern geht es bei diesen Auseinandersetzungen um die Frage, ob es zulässig ist, dass DAV Sektionen beim Bau von Kletteranlagen mit öffentlichen Geldern gefördert werden – zum Beispiel, wie im Fall Berlin, in Form von vergünstigten Grundstücksmieten. KLEVER sieht darin „massive Subventionen für DAV Kletterzentren“ und spricht von „Steuergeldverschwendung im großen Stil“ (siehe KLEVER-Pressemitteilungen vom Dezember 2009).

Warum DAV Kletteranlagen zu Recht gefördert werden

Tatsächlich wird der Bau von Kletteranlagen der DAV Sektionen zum Teil mit öffentlichen Geldern gefördert. Diese Förderung ist aus einem gewichtigen Grund berechtigt: Die Sektionen betreiben die Anlagen mit gemeinwohlorientierter Ausrichtung. „In den allermeisten Fällen werden sie darüber hinaus ehrenamtlich geführt und betreut,“ sagt Hanspeter Mair, Mitglied der Geschäftsleitung des DAV Bundesverbandes. „Und nur weil das so ist, sind viele der Anlagen überhaupt zu betreiben.“ Von den 180 DAV Kletteranlagen stünden nämlich 140 in ländlichen Regionen – also dort, wo sich kommerzielle Anlagen kaum lohnen würden. „Gerade auch dort fühlen wir uns verpflichtet, den Menschen die Möglichkeit zu geben, einen gesunden und wertvollen Sport auszuüben,“ betont Mair.

Vereinsleben in DAV-Kletterhallen

Durchschnittlich 90 Prozent der Besucher in DAV-Kletteranlagen sind Vereinsmitglieder. In DAV Anlagen findet also im Wesentlichen Vereinsleben statt, und die Sektionen erfüllen dort eine Vielzahl gemeinwohlorientierter Aufgaben:
  • Förderung des Breitensportes: Insgesamt bieten die Sektionen in ihren Kletterhallen 37.000 Kurse, Gruppenstunden und Veranstaltungen pro Jahr an. Dieses sehr breite Angebot wird von 2800 ehrenamtlich tätigen und speziell für den Indoor-Bereich ausgebildeten Fachübungsleitern und Betreuern getragen.
  • Förderung von Klettern als Schulsport: Mittlerweile ist Sportklettern in allen Bundesländern als Schulsport anerkannt. Dazu hat der DAV wesentlich beigetragen. Als Partner der Schulen ist er im Verbundsystem „Sport in Schule und Verein“ engagiert und wirkt bei der Lehrerfortbildung mit.
  • Soziale Integration: Die DAV-Sektionen bieten in ihren Hallen Veranstaltungen speziell für sozial benachteiligte Gruppen an. Besonders hoch ist auch die Nachfrage nach Kletterangeboten für Menschen mit Behinderung. Mit hohem Einsatz leisten dabei Übungsleiter Kletterangebote und unterstützen die Therapeuten bzw. zuständigen Aufsichtspersonen.
  • Gesundheitsförderung: 1000 Veranstaltungen in DAV Kletteranlagen sind gesundheits- und fitnessorientiert. Damit erfährt das Klettern einen präventiven und rehabilitativen Wert. Therapeuten lassen sich oft vom DAV ausbilden, um die notwendige Sicherheit in Kursen, die wiederum in DAV Kletteranlagen stattfinden, gewährleisten zu können. Sportmediziner bewerten das Klettern als eine der gesündesten Sportarten überhaupt. Die DAV-Übungsleiter erfahren in ihrer Ausbildung spezielles sportmedizinisches Know-how, um gerade die gesundheitsfördernden Aspekte (Rückenstärkung, Konzentrationstraining, Gleichgewichtsschulung) in ihren Angeboten zur Geltung zu bringen.
  • Sicherheit: Seit Jahrzehnten unterhält der DAV eine eigene Sicherheitsforschung, die sich laufend mit Themen zum Indoor-Klettern auseinandersetzt. Aus diesen Forschungstätigkeiten heraus ist die Kampagne „Sicher klettern“ entstanden, die derzeit in drei deutschsprachigen Ländern und Südtirol läuft und auch in Skandinavien und den Niederlanden präsent ist – übrigens nicht nur in DAV Hallen, sondern auch in privaten Anlagen. Außerdem leiten Experten des DAV die europäische Normungskommission für künstliche Kletteranlagen. In diesem Gremium werden die sicherheitstechnischen Anforderungen und Prüfverfahren für Kletteranlagen und Klettergriffe erarbeitet.
  • Förderung von Spitzensport: Als der im DOSB zuständige Verband fördert der DAV auch den Spitzensport in seinen Kletterhallen. DAV Hallen müssen einen Teil ihrer Routen so gestalten, dass effektives Training möglich ist. Bundeskader- und Landeskadermitglieder haben in den Hallen der DAV Sektionen freien Eintritt. Außerdem müssen DAV Sektionen ihre Hallen kostenfrei für nationale und Landeswettkämpfe zur Verfügung stellen.

Text: DAV Foto: DAV

  • Beitragsdatum 17. Juli 2012