Barbara Raudner klettert schon wieder 8c, IFSC ändert Regeln im Weltcup und Simon Gietl und Roger Schäli haben erneut alpine Geschichte geschrieben [Shortnews]
Fish Eye ist ein 50 Meter langer 8c Klassiker von Chris Sharma in Oliana. Es handelt sich um athletische Kletterei im unteren Teil des Felses und technisch anspruchsvolle Züge in der oberen Abschlussplatte. Die Route ist mit mehreren harten Schlüsselstellen garniert und extrem pumpig. Das Zeitfenster in Oliana ist aufgrund der Ausrichtung nach Südost um diese Jahreszeit knapp und aufgrund von Fish Eye’s Länge, kann man nur 1-2 Versuche pro Tag machen. Die absolute Crux war für Barbara Raudner eine Passage mit mehreren schlechten Unter- und Seitgriffen, in der Mitte der Route. Die leistige Plattencrux in ca. 45 Meter Höhe ist der Kletterei in Full Equip sehr ähnlich und bereitete ihr dadurch weniger Probleme. Somit wußte Barbara, daß sie gute Chancen hätte, sobald sie die pressige Schlüsselstelle in der Mitte überklettern konnte. Und genauso war es dann auch: Donnerstag gelang ihr der Durchstieg von Fish Eye 8c.
Zwei Änderungen wurden für die Kletterweltcup-Saison 2012 vom IFSC beschlossen. Wenn in der Vergangeheit, ein Starter/Teilnehmer-in noch einen Griff berührt hatte, ohne ihn aber festhalten zu können, gab es bis vor kurzem noch ein Minus bei diesem Griff (-3 z.B.). Da aber bei dieser Regelung größere bzw. auch sprungstarke Kletterer/innen bevorzugt wurden und die auch nur ein Rettungsanker war, damit sie vier griffe weiter vorne in der Ergebnissliste landen, wurde diese Regelung ersatzlos gestrichen. Die zweite Neuerung wird vom UIAA Eiskletterweltcup übernommen. Denn im Finale, wird ab jetzt auch die Zeit gestoppt. Wenn also in Zukunft zwei, drei, von uns aus auch vier Teilnehmer am gleichen Griff abtropfen, wird die Kletterzeit entscheiden, wer gewonnen hat. So wird es bei leichteren Finalrouten spannend, wer wie lange in einer Rastposition verharrt.
Simon Gietl beschäftigt sich schon seit drei Jahren mit dem Gedanken alle drei Gipfel der Drei Zinnen im Winter zu überqueren, von rechts nach links, von der westlichen Zinne zur Kleinen Zinne. „Aufstieg und Abstieg sollte aber immer ein anderer sein“, so der Ahrntaler Extremkletterer. Mit dem Schweizer Alpinisten Roger Schäli war der perfekte Seilpartner schnell gefunden.
Los ging es dann am 15. März über die sehr steile Nord-West-Kante (Scoiattoli) an der Westlichen Zinne. Am Nachmittag war der höchste Punkt des Gipfels schon erreicht. Bei besten Wetterbedingungen ging es gleich weiter zur Großen Zinne. Entlang der Dülfer-Verschneidung erreichten die beiden Alpinisten das Ringband der Großen Zinne mit Anbruch der Dunkelheit. Wenige Meter unter dem Gipfel übernachteten Roger und Simon im Biwak, unter sternenklarem Himmel. Am nächsten Morgen kletterten die beiden die letzten Meter auf die Große Zinne. Hinunter ging es südseitig, um den Einstieg an der Westwand der Kleinen Zinne zu erreichen. Zwei Stunden später, nach einer Tour von insgesamt 2.600 Höhenmetern und 16 Stunden reiner Kletterzeit, standen Gietl und Schäli dann überglücklich am Gipfel der Kleinen Zinne.
Shortnews ohne Video, sind keine Shortnews! Deshalb gibt es jetzt noch ein schönes Video von Sergey Shaferov wie er die Route All Inclusive 8C/C+ in der Türkei klettert.
Video-Link: http://vimeo.com/39629901
Text: kletterszene.com Foto: Salewa, IFSC, Hannes Raudner-Hiebler